Social Network-Müdigkeit
Die Psychologin bewunderte vorhin den von meiner Mutter gestrickten Schal, welcher so gut zu meinen Augen paßt. Sie meinte, sie hätte den Schal mitbringen können, den ihre Tante ihr gestrickt und zu Weihnachten geschenkt hat, aber das lasse sie lieber. Ihrem Gesichtsausdruck zufolge ist das wohl nicht so der Knaller. Nach dem Termin ging ich wie immer in den dort ansässigen Bio-Markt und kaufte neben anderen Dingen drei Äpfel, welche in Aktion waren und die man aus einer Kiste klauben konnte. Die Äpfel sollten für einen Kartoffelsalat sein, auf den ich Heißhunger hatte, aber schon während der Zubereitung war ich hin und weg darüber, was für leckere Äpfel ich mit nach Hause gebracht hatte. So gut haben mir lange keine Äpfel geschmeckt, doch leider habe ich mir nicht gemerkt, was das für eine Sorte ist. Ich glaube, der Name begann mit 'J', aber nicht mit 'Jona'. Am liebsten mag ich Kartoffelsalat mit Apfel und Öl, noch etwas Salz und Pfeffer, fertig. Diesmal habe ich das Haselnussöl aus der vorletzten Biobox verwendet - perfekt! Dazu überbackenen Fetakäse in Ermangelung von Würstchen, die leider Samstag um Mitternacht aus der Packung gegessen werden wollten. Aber ich erzähle und erzähle, dabei wollte ich über etwas ganz anderes schreiben. Facebook und Twitter langweilen mich zur Zeit tödlich und ich habe das Gefühl, es geht nicht nur mir so. Ja, ich bilde mir sogar ein, daß Blogs wieder im Aufschwung sind, weil viele ebenso genervt sind von diesen sozialen Netzwerken. Bei Facebook bekomme ich im Grunde gar nichts mehr mit, weil dauernd irgendwelche Beiträge oder Meldungen ganz oben stehen, die ich schon fünfzehnmal gesehen habe, oder uraltes Zeug, das mich null interessiert. Und da ich keine Lust zum Scrollen habe, bleibt es dabei. Wenn Facebook schon inzwischen meine Lektüreauswahl trifft, sollte es sich ein bißchen mehr ins Zeug legen, sonst klicke ich weg. Twitter ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Noch immer versuchen sich die meisten Twitterer an Bonmots zu übertreffen, aber wenn man ehrlich ist, hat man alles so oder ähnlich bereits hunderte Male gelesen. Ein paar ganz Eiserne versuchen sich weiterhin an Twitter-Lyrik, was lobenswert ist, aber bei dieser ewig tigernden Timeline schafft man kaum, irgendetwas ganz aufzunehmen. Nirgendwo anders funktioniert 'aus den Augen - aus dem Sinn' besser. Aber das Bloggen, ja das Bloggen, liebe ich noch immer, nur leider fehlt gerade ein wenig das Material. Natürlich könnte ich schreiben, was in mir so vorgeht, aber einen dauernden Seelenstriptease möchte ich hier nicht hinlegen, auch wenn diese Beiträge meist gut ankommen. Andererseits merke ich aber auch anhand der Kommentare, daß sie meist außerdem falsch ankommen, was doppelt bitter ist. Schließlich möchte man ja doch verstanden werden. Im Grunde halte ich mich lieber an kleine Beobachtungen und Anekdoten. Der Leser muß sich einfach damit zufrieden geben, daß ich größtenteils alleine in meinen tiefen Gründen tauche und auf dem Blog gerne einen Plauderton anschlage. Nur sind die Büro-Satiren ausgegangen und die Reiseberichte ebenfalls. Natürlich könnte ich die Texte posten, an denen ich schreibe, aber schon beim letzten Mal mußte ich feststellen, daß bei Roman-Rohfassungen kaum jemand mitliest. Anscheinend werden solche Texte erst interessant, wenn sie etwas kosten. Und von denen, die damals mitgelesen haben, bloggen viele längst nicht mehr. Also müssen langweilige Kartoffelsalatgeschichten herhalten.
zuckerwattewolkenmond - Mi, 20:03
:-)))