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Das vergessene Poesiealbum

Mittwoch, 29. August 2012

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Achte gut auf diesen Tag
Denn er ist das Leben, das Leben allen Lebens
Denn das Gestern ist nichts als ein Traum
Und das Morgen nur eine Vision
Das Heute jedoch - recht gelebt -
Macht jedes Gestern zu einem Traum voller Glück
Und jedes Morgen zu einer Vision voller Hoffnung


(aus dem Sanskrit)

Dienstag, 28. August 2012

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In früheren Zeiten musste man königlichen Geblüts oder wenigstens Papst sein, um sich vorzeitig ins Grab zu essen. König Heinrich I. starb 1135 in der Nähe von Rouen, weil er sich an Neunaugen, seinem Lieblingsgericht, überfressen hatte. Das Neunauge ist ein seltsamer Fisch: ein aalähnlicher Parasit ohne Schuppen, Zähne oder Skelett. Klingt nach einem leichten Happen, aber das Neunauge ist sehr fett und schwer verdaulich und war somit für einen kränkelnden Menschen wie Heinrich eine gefährliche Völlerei. Wenn das englische Königshaus Anlass zum Feiern hat - zuletzt beim 50-jährigen Krönungsjubiläum der Queen -, schenkt die Stadt Gloucester dem amtierenden Monarchen traditionell eine üppige Neunaugen-Pastete. Das ist ungefähr so feinfühlig, als würde man dem amerikanischen Präsidenten zum Amtsantritt eine Fahrt durch Dallas im Cabriolet anbieten.
(aus "Genug" von John Naish)

Mittwoch, 28. März 2012

Brief des Vaters an Christian Morgenstern

Wolfshau, 5. Oktober 1909

Mein lieber Sohn,
...ich kann also eine unter solchen Voraussetzungen einzugehende Ehe nicht billigen, die auch nach der Ansicht jedes vernünftig Denkenden ein Wolkenkuckucksheim werden wird, in dem auf die Dauer ein sich Wohlfühlen, ein Gedeihen der Arbeit unmöglich ist, wenn der andere Teil sich denselben Phantastereien hingibt wie Du. Ich schließe mit dem Bewußtsein, daß ich einem Marsbewohner diese Zeilen geschrieben. Es ist mir aber heiliger Ernst und ich bedaure geradezu Deine Verirrung.

Dein treuer Vater


(aus "Christian Morgenstern - Briefe", Insel-Bücherei)

Sonntag, 19. Februar 2012

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Der Freundschaftsbund, den sie geschlossen hatten, und die Worte, welche an jenem Sonntagabend zwischen ihnen gefallen waren, hatten sie ungezwungener und ganz sicher in ihren Beziehungen zueinander gemacht, und, einsam wie sie beide waren, schlossen sie eine innige, warme Freundschaft, die bald eine große Macht über sie gewann und ihren Sinn derartig beschäftigte, daß ihre Gedanken, ob sie nun getrennt oder beisammen waren, sich immer diesem Freundschaftsverhältnis zuwandten, wie Vögel, welche an demselben Nest bauen, alles, was sie sammeln und was sie verwerfen, mit dem einen heimlichen Zweck vor Augen ansehen, das Nest so recht warm und weich für den andern und für sich selbst zu machen.
(aus "Niels Lyhne" von Jens Peter Jacobsen)

Mittwoch, 5. Oktober 2011

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Untergehende Sonne

Es gibt nur zwei Möglichkeiten, dem Leben zu begegnen. Die eine besteht darin, so zu tun, als gäbe es keine Wunder. Die andere besteht darin, so zu tun, als gäbe es nichts als Wunder.(Albert Einstein)

Samstag, 13. August 2011

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Das Treffen zweier Persönlichkeiten ist wie der Kontakt zweier chemischer Substanzen: Wenn es eine Reaktion gibt, werden beide transformiert.
(C. G. Jung)

Donnerstag, 14. Juli 2011

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Wo man am meisten fühlt, weiß man nicht viel zu sagen.
(Annette von Droste-Hülshoff)

Dienstag, 17. Mai 2011

Gerade per Email bekommen:

Sitzt ein Mann in Spanien in einem Restaurant und schaut seinem Gegenüber
auf den Teller, der mit etwas sehr großem bedeckt ist. Er fragt dann nach
einiger Zeit: "Was haben sie da eigentlich auf dem Teller?"
Antwortet der Andere: "Das sind Stierhoden. Eine Delikatesse!"
Nach einem kurzen Gespräch arrangiert der Andere, dass der Mann nach dem
nächsten Stierkampf auch einmal die Hoden bekommt.
Als es soweit ist, kommt der Kellner mit einem großen Teller, auf dem
jedoch nur zwei kleine Hoden liegen. Fragt der Mann den Kellner: "Was soll
das denn? Warum sind die Hoden denn so klein?"
Antwortet der Kellner: "Dieses Mal hat der Stier gewonnen!"

Freitag, 22. April 2011

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Die Weißen sind zu unruhig!
Unablässig eilen sie umher und sorgen sich,
wie man sich noch mehr sorgen und beeilen kann.
Sie rennen so hastig durchs Leben, daß sie keine Zeit haben,
seine Schönheit zu bewundern oder tiefe Gedanken zu empfinden.
Ich bin glücklicher als die Weißen, weil ich mir über all diese Dinge nicht den Kopf zerbrechen muß.
Und wenn mir meine Habseligkeiten Sorge machen, verschenke ich sie.

(Hosteen Klah, Navajo-Häuptling)

Donnerstag, 31. März 2011

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Das erste Jahr glich sehr der Brautzeit, als das Zusammenleben aber andauerte, konnte Lyhne es sich nicht mehr verhehlen, daß es ihn ermüdete, seiner Liebe beständig neuen Ausdruck zu verleihen - stets in das Gefieder der Poesie gehüllt, die Schwingen zum Flug durch alle Himmel der Stimmungen und alle Tiefen der Gedanken ausgebreitet halten zu müssen; er sehnte sich danach, in gemütlicher Ruhe still auf seinem Zweig zu sitzen und seinen müden Kopf zum Schlummer in den weichen Flaum unter dem Flügel zu bergen. Er dachte sich die Liebe nicht wie eine ewig lodernde Flamme, die mit ihrem mächtigen, flackernden Schein in alle ruhigen Falten des Daseins hineinleuchtete und phantastisch alles größer und fremder erscheinen ließ, als es war - für ihn war die Liebe wie die ruhig glimmende Glut, die unter ihrer weichen Aschenschicht hervor gleichmäßige Wärme spendet und in gedämpftem Dämmerlicht das Ferne milde verhüllt und das Nahe doppelt nahe und doppelt heimisch erscheinen läßt...
...seine Liebe hatte ihn für eine kurze Stunde mit einer flüchtigen Glorie von Geist und Hoheit umgeben, was so oft bei kleineren Naturen geschah.

(aus "Niels Lyhne" von Jens Peter Jacobsen)