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Das verlorene Schriftwerk

Donnerstag, 3. Mai 2012

Das alte Kloster

(Franziskanerkloster in der Klosterstrasse, Berlin)

Das alte Kloster

Im alten Kloster blüht die Freiheit
der Regen wusch die Mauern stumm,
die noch von Gesängen schwangen
die Vögel bau'n ein Nest im Turm

In Felsenhof und Distelbeet
fallen Sonnenstrahlenschnuppen
auf die Grillen, die beisammen
in ihrer Gottesandacht hocken

Die Vögel sind die Prediger,
die Grillen sind die Fiedler,
so feiern sie den guten Franz
und die Jahreszeit des Flieders

Sonntag, 29. April 2012

...

Durch die Mauern der Zeit
rinnen Glockenklang
und Taubenruf ins Jetzt,
sonntägliche Langsamkeit
in den Lauten schwebend
Aus Kindheitssommern
legt sich Glücksstaub
über die Momente
und Geborgenheit ins Herz
Unter den Himmeln
wolkenzerzauste Ewigkeit

Sonntag, 22. April 2012

...

Die Elster mit dem
Funkelauge
häuft Nestwärme,
nicht Geschmeide,
ins Geäst.
Der Frühlingskeim,
das Diebesgut,
genährt mit klugem
Schwarz und Weiß,
stürzt flügge sich
in das blaue Meer
des Himmels.

Freitag, 23. März 2012

...

Es wenden sich Punkte
schicksalsbeschlängelt
Blütenkelche zur Lebenssonne
und unter dem Laub
vom letzten Jahr
träumen zwei Igel
stachelbewehrt -
Morgentau verdampft
auf ihren Herzen

Dienstag, 14. Februar 2012

My Ego-Valentine

Du sprichst von Liebe,
ich rede von anderem,
reiße Stück um Stück
dir die Masken vom Gesicht,
doch die letzte läßt
du dir nicht nehmen
du hörst mich nicht
du siehst mich nicht
Liebe macht taub
Liebe macht blind
Liebe denkt nur an sich
Liebe tut Wichtigeres,
kümmert sich nicht
um festen Grund,
hängt in Wunschwolken
bis das Liebesobjekt,
zurückgelassen mit
uneinholbarer Geschwindigkeit
in lästigen Gruben,
die sie selbst gegraben hat,
ihr ein Bein stellt
Wie soll ich mit
dir Schritt halten,
wenn du dich nie umblickst
nach mir?

Montag, 30. Januar 2012

Die Liebe ach,

sie schleicht umher
mit wirrem Blick
schleicht sie herum
rund um mein Haus
auf leisen Sohlen,
gut versteckt,
maunzt sie sich heiser
und schluchzt Konzerte
die Ohren gespitzt,
mit wirrem Blick,
schleicht sie umher,
glotzt sie und lauert
in die offenen Fenster,
auf jede Bewegung,,
auf huldvolle Gesten
und Lobgesänge
in Tarnfarbe mault sie
den klaren Mond an,
und schleicht herum,
mit wirrem Blick,
nimmt Witterung
mit scharfer Nase
doch trete ich hinaus,
mit einem Schritt nur,
um jenen zu sehen,
der das Theater macht,
flüchtet sie wie ein
furchtsamer Hase
sie läßt sich nicht zwingen,
genau wie das Glück,
doch wüßte ich gerne,
warum sie mir ständig
vor die Haustür pinkelt!

Freitag, 6. Januar 2012

...

Von Feenhaar bedeckt
wandere ich umher
prüfe die Farbbogen
der westlichen Sonne
und die Wolkenhöfe
des östlichen Mondes
Grauumweht
von den Sturmtiefen
im Innen und Außen
Das Kornblumenblau
ist verschwunden
und der Glitter fällt
lautlos wie Schnee
aus meinen Wünschen

Montag, 16. Mai 2011

Die Fragende

Gib mir Antworten,
die ich nie wollte -
Fragen stell ich,
weil ich leb
im tiefen Silbergrau,
Antworten finden sich ein
wie Amseln am Morgen,
ihr Lied singen sie
nur in der Freiheit.

Gib mir Antworten
auf meine Fragen
und du erhältst Fragen,
die deine Antworten werden.
Fang sie ein
und sie gehören dir,
bunte Schmetterlinge,
wenn du es wagst -
doch töte sie nicht
mit Besitzerstolz.

Donnerstag, 12. Mai 2011

...

Der Amselliebste sang in der Nacht,
unter dem Mondschiff, das still am Himmel sank.
Er sang mit seinem Herz so weit und voll,
als ob da kein Morgen wäre,
es die Erde nicht mehr gäbe,
und von der Liebe nur ein Grab.

Er sang mit seinem Herz so weit und voll,
daß es rein überfließen mußte,
sich Tropfen für Tropfen verlor,
in die erwachenden Wiesen hinein -
es blieb davon im Dämmergrün
ein funkelwarmes Leuchten stehn.

Und in der Rund das schlafende Getier,
die Schlummernden in ihren Häusern,
zwischen zwei Traumschleiern lauschend,
sie blieben stumm, damit im Klang
die Sehnsucht, diese übergroße,
die fernsten Himmel noch erweiche.

Samstag, 26. Februar 2011

Rattenrätsel

Die Ratten raten nicht
mit Versen und mit Verben.
Es beginnt mit Trauen
und endet mit dem Rat.
Im Ver-lies des Urteils
der Selbstgerechtigkeit
ist Verlassen, doch kein Verlaß.
Moralische Grausamkeit
als Weg der Weltverbesserer
oder doch nur der Rache?