Traumnotizen (vollständiges Traumtagebuch im Zweitblog)
In der alten Wohnung meines Bruders. Gras ist über den Fußboden gewachsen und ich, sowie einige andere Bekannte helfen, das Unkraut zu rupfen. Der modrige, staubige Geruch ist ganz genauso wie früher vorhanden, fällt mir auf. Dann ist es mein Kumpel, der wieder in sein altes Zuhause gezogen ist, weil seine Freundin mit ihm Schluß gemacht hat. Er hat wohl irgendetwas gesagt oder getan, was sie so aufbrachte, daß sie sich trennen wollte. Mich wundert das ein bißchen, hatte er doch beim letzten Telefonat noch erzählt, wie wenig zickig sie sei. Seltsam. Dann muß es etwas wirklich Schwerwiegendes gewesen sein, aber ich traue mich nicht, weiter nachzufragen. Seine Kumpel sind anwesend und wir bereiten uns auf einen Discobesuch vor, genauso wie früher. Ich freue mich auf diesen Abend, an dem alles genauso wird wie früher. Eine bißchen blöd finde ich es allerdings, daß es mir richtig gut geht, wenn es ihm wahrscheinlich eher schlecht geht, aber andererseits trage ich ja keine Schuld an den Umständen. Später auf einem sonnenüberfluteten Hügel schaue ich mit meinem Kumpel auf alte verfallene Backsteinhäuser hinunter und wir spinnen miteinander herum, was für tolle Traumhäuser man daraus machen könnte. Ganz so wie früher. Wir konnten schon immer herrlich zusammen architektonische Luftschlösser bauen. Ein schönes Gefühl von Verbundenheit und Freundschaft.
Am runden Tisch meines Elternhauses sind Verwandte und Bekannte versammelt. Meine Mutter steht dabei und kümmert sich um eine Rankpflanze im Topf, die ziemlich viele vertrocknete Blätter bekommen hat. Mit einer Schere in der Hand fragt sie, wieviel sie abschneiden soll, und kürzt so dirigiert die Ranken, bis nur noch gesunde Blätter an der Pflanze sind. Während dieses Vorgangs kommt mir blitzartig die scheinbar bedeutungsvolle Erkenntnis, daß Menschen wie Pflanzen sind und wie diese auf Licht reagieren. Einige brauchen viel Licht, manche Halbschatten und andere Schatten, um sich wohl zu fühlen und gesund zu bleiben. Doch warum zum Teufel sitze ich hier im Schatten, und die junge Frau mir gegenüber hat ein Platz direkt im einfallenden Sonnenlicht? Bin ich wirklich ein Schattengewächs? Oder bräuchte ich nicht eigentlich ebenfalls einen Fensterplatz?
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Solange es nicht
solch ein Fensterplatz ist....
Beim Entzünden des Streichholzes explodiert der Streichholzkopf zu einer relativ großen und runden, gleißend hellen Feuerkugel. Ich trage es vorsichtig zu einer Tischgesellschaft, einige Schritte entfernt, um ihnen Feuer zu geben. Wahrscheinlich sind noch ein paar Kerzen anzuzünden und zum Grillen wird es vielleicht auch gebraucht. Doch ehe ich den Tisch erreiche, hat das Feuer bereits meine Finger berührt und ich lasse es zu Boden fallen. Als ich es aufheben will, bemerke ich, daß gleich daneben ein anderes abgebranntes Streichholz liegt. Kurz abgelenkt und einen Blick auf die Tischgesellschaft werfend, stelle ich fest, daß diese bereits ein großes Feuer an ihrem Tisch haben. Sogar ein gefährlich großes und freies Feuer, das in hellen Flammen züngelt. Mir bleibt da nur noch, die beiden abgebrannten Streichhölzer in den Müll zu werfen.
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Meine Träume der letzten Zeit finde ich irgendwie fast widerlich klischeehaft. Ich frage mich, ob Klischees in Träumen auch Klischees im Denken anzeigen, oder ob meine Träume gerade diese Symbole und Metaphern verwenden, damit die Botschaft auch wirklich bei mir ankommt. Anders verstehe ich sie sonst vielleicht nicht.
Mein Vater im Talar ist gerade nach dem Gottesdienst aus der Kirche getreten und steht, der Gemeinde zugewandt, auf einem Weg. Als ich an ihm vorübergehe, hat er mir den Rücken zugekehrt und bemerkt mich nicht. Ich möchte auch nicht, daß er mich bemerkt, sinniere aber darüber, daß er, obwohl so schwer krank und pflegebedürftig gewesen, immernoch lebt und sogar wieder arbeitet, während meine Mutter, die nie so schwer erkrankt war, inzwischen tot ist. Wie seltsam.
Irgendwann beschließe ich, daß ich mit dem Sterben beginnen sollte. Die Idee dazu ist mir bei dem Anblick eines prächtigen Doppelgrabes gekommen, welches aus zwei übereinandergezimmerten Särgen besteht, die in Pastellfarben bunt bemalt sind. Im oberen Sarg liegt bereits eine einbalsamierte, mir unbekannte Frauenleiche, die aber bisher über einige Jahre hinweg noch nicht beerdigt wurde, weil ein "Bewohner" für den unteren Sarg fehlte. Dieser möchte ich nun werden. Dazu beginne ich mit diversen Vorbereitungen. Wie bei ägyptischen Mumien gehören auch Schmuckbeigaben dazu. Diese bestehen unter anderem aus einer wuchtigen eisernen Halskette mit strahlenförmig angeordneten Gliedern, die solch ein Gewicht hat, daß sie meinen gesamten Oberkörper in eine gebeugte Haltung nach vorne zieht. Nachdem ich diese Kette mit einigen Schwierigkeiten umgehängt habe, lege ich mich auf eine Bahre. Am Fußende steht eine ältere Frau (die Onkologin?) und beginnt mir die Füße zu massieren. Dies soll der Entspannung dienen, da ich aber kitzlig bin, zappel ich erst etwas herum, bevor ich endlich wirklich entspannen und die Massage zulassen kann. Doch kaum ist das geschehen, bricht der Frau beim Massieren ein Fingernagel ab und sie hört auf. Jetzt liege ich seitlich auf der Bahre und wünsche mir A. herbei, damit er mich beim Sterben begleitet. Kaum habe ich das gedacht, spüre ich seine Berührung an meinem Rücken, wo er sich neben mich auf die Laken gesetzt hat. Ich wage nicht, mich umzudrehen, aus Furcht, ich könnte ihn damit wie einen Traum vertreiben.
In mehreren Räumen haben sich Kollegen, Bekannte und Verwandte zusammengefunden, um zu feiern und zu tanzen. Ich tanze mit mehreren Männern. In einen von ihnen bin ich verliebt, die anderen sind seine Brüder und/oder Kumpel. Danach sitze ich in einer Runde von Kolleginnen, unter ihnen M., die ebenfalls Brustkrebs hatte. Ihre Brust wurde amputiert und sie sagt, daß sie auf der Suche nach einem Arzt für den Brustaufbau sei. Wir unterhalten uns über dieses Thema und irgendwann erzähle ich ihr auch von meiner Studienkollegin, die gleich nach der Brustkrebsdiagnose gestorben ist. Dabei ist sie kurz vorher noch im Urlaub gewesen, sehr mysteriös das Ganze. Tage später, in den selben Räumlichkeiten, sind wieder alle versammelt. In einem der Zimmer wurden Verkaufsstände aufgebaut. Diese will ich aufsuchen und setze mich zwischendurch im Menschengemenge, weil vor dem Verkaufstand eine ganze Schlange von Leuten steht. Jemand umfaßt mich von hinten und beugt sich zu mir hinunter. Es ist mein Herzensmann. Mit Tränen in den Augen fragt er mich, ob ich seine Nachricht nicht bekommen hätte. Ich verneine, bei mir ist keine Nachricht angekommen. Traurig murmelt er, daß er dann seinem Bruder/Kumpel wohl nicht trauen kann, denn dieser sollte eine Nachricht übermitteln. Zum Glück hat er mich selbst noch einmal angesprochen und mich gefragt, denke ich. Er geht wieder, doch bald darauf schlingen sich die nächsten Arme um meinen Hals. Es sind die vom Bruder oder Freund und es scheint mir, daß er ebenfalls Interesse an mir hat. Er beginnt zu erzählen, daß mich der andere täuschen will und es nicht ernst mit mir meint, deshalb habe er mich schützen wollen und mir die Nachricht nicht überbracht. Ich kann das einfach nicht glauben - sollten die Tränen gespielt gewesen sein? Mir fallen all meine vergangenen Liebesbeziehungen ein, die dadurch entzweit wurden, daß sich Kumpel als Rivalen eingemischt und Mißtrauen gesät haben. Soweit will ich es diesmal nicht kommen lassen. Ich werde es einfach nicht glauben und kann es auch gar nicht glauben, dazu fühle ich zuviel von seiner Liebe. Die Leute im Verkaufsraum haben alles mitbekommen und unsere Liebesbeziehung bereits seit dem Tanzfest aufmerksam und gönnerhaft gerührt beobachtet. Als ich mich anstelle, sagen mir viele aus der Schlange: "Der linkt dich nur!" Die Frage ist wer - mein Herzensmann oder der Bruder/Kumpel? Ich beschließe ganz einfach, es auf den letzteren zu beziehen und antworte nichts darauf. Als ich an der Reihe bin, ist die Verkäuferin äußerst liebeswürdig, redet wohlwollend über unsere Verliebtheit und macht mir nur deshalb, weil sie davon so warm ergriffen ist, einige Zugaben und Geschenke, wie eine Schüssel voller Kekse mit Zuckerstreuseln. Außerdem schlägt sie mir vor, ein neues Nachthemdchen zu kaufen und zeigt mir gleich ein weißes, welches durchgehend durchsichtig ist, nur an den Kanten dicker abgesteppt und mit kleinen weißen Streublümchen in großzügiger Verteilung dekoriert. Da kann ich auch gleich nichts anziehen. Mich interessiert deshalb mehr ein ähnliches Nachthemdchen mit gleichem Schnitt, aber mit großen aufgesetzen, orientalisch anmutenden Applikationen in Dunkelrot und Türkis, die nur einige schmale durchsichtige Streifen lassen. Ich beschließe es zu kaufen und stelle fest, daß es 32 Euro kostet. 32 Euro für ein Teil, das ich wahrscheinlich kaum tragen werde, aber egal, die großzügige Stimmung der Leute hat mich angesteckt und einen Rückzieher will ich jetzt nicht mehr machen.
In meinem ehemaligen Kinderzimmer sind die Fenster schräg nach hinten gelegt, als wären sie Dachfenster, und unvermutet landet ein blaubunt schillernder Pfau darauf. Na sowas, wo kommt der denn her? Ist er irgendwo ausgebüxt? Auch später, als ich mich auf dem Hof befinde, ist er noch da und springt in den Bäumen umher. Ich wundere mich über die Leichtigkeit, mit der er das tut, obwohl er doch vom Körperbau ziemlich plump wirkt.
Zufällig treffe ich eine Bekannte, mit der ich zusammen in einen Kunst- und Fotografiezirkel gegangen bin. Sie besucht den Zirkel immer noch und erzählt, daß demnächst eine gemeinsame Reise nach Brüssel geplant ist, um dort zu zeichnen und zu fotografieren. Ohhhh, da möchte ich auch mit - denke ich bei mir und frage mich, ob es wohl auffällt, wenn ich mich unaufällig in den Zirkel schleiche. Jetzt hätte ich schließlich Zeit und es ist keine zusätzliche Belastung wie sonst, der Grund, warum ich irgendwann nicht mehr mitgemacht habe. Kurz entschlossen setze ich mich einfach in den Raum, fast dem Zirkelleiter gegenüber. Es ist mein ehemaliger Kunsterziehungslehrer und er bemerkt durchaus, daß ich wieder da bin und so tue, als sei nichts gewesen. Er sagt ebenfalls nichts dazu und akzeptiert es stillschweigend, weil er mich mag und es gut findet, daß ich erneut dazugestoßen bin. Wenig später sitzen wir schon alle im Zug nach Brüssel und ich unterhalte mich mit einigen Leuten, die ich noch nicht kenne.
Allein gehe ich durch eine Art Schrebergartensiedlung. Was ich dort tue ist unklar, vielleicht habe ich mich verlaufen und weiß es selbst nicht. Ich treffe einen Asiaten in alten und schmuddeligen Stonewashjeans-Klamotten. Er wohnt hier sehr genügsam in einem Gartenschuppen, wovon er lebt, ist nicht klar. Wahrscheinlich teils von Selbstversorgung und teils von einigen krummen Geschäften. Er läd mich zu sich ein und da er mir mit irgendetwas einen Gefallen getan hat, frage ich, ob ich etwas für ihn tun kann. Er wünscht sich, daß ich ebenfalls Stonewashjeans anziehe und über Nacht bleibe, nicht bei ihm, aber zumindest in der Siedlung. Also das mit den Jeans muß ich mir noch überlegen, dazu habe ich überhaupt keine Lust, aber in der Siedlung übernachten - warum nicht? Ich weiß eigentlich sowieso nicht so genau, wohin ich will. Man zeigt mir eine Matratze, die mitten auf einer Kreuzung von zwei Gartenwegen liegt. Auf dem kleinen Platz steht auch eine Bank, an der sich anscheinend Jugendliche aus der Siedlung versammelt haben. Sie haben einen kleines schwarzes Lämmchen bei sich. Als ich es mir auf der Matratze bequem gemacht habe, von den Jugendlichen gar nicht weiter beachtet, sie sind es gewohnt, daß hier Leute unter freiem Himmel übernachten, reißt sich das schwarze Lämmchen los, rennt auf mich zu und springt übermütig über die Matratze drüberweg, dreht um und springt noch einmal, bevor es auf die Jugendlichen hört, die es rufen. Putzig!
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Schwarzes Schaf, ja, so fühle ich mal wieder. Jetzt wo Neptun für mich in den letzten Zuckungen liegt und durch Pluto/Uranus abgelöst wird, scheint er noch einmal alles aufs Tapet, bzw. vor meine Augen zu bringen, was in den letzten 10 Jahren Sache war, falsche Versprechen, Heimlichkeiten, Intrigen, Fakes und Testmails oder ähnliche Spielchen, falsche Fassaden, üble Nachreden, Vertrauensbrüche. Nicht daß ich sowas vorher nicht mitbekommen hätte. Ich bekomme sehr viel mit, aber erst jetzt beginnt mir gefährlich akut der Geduldsfaden zu reißen und ich möchte eigentlich nur noch aussortieren und abschließen, was tot ist und was ich nicht mehr mitmachen will, und ich hoffe, das gelingt mir bald. Ich verstehe sowieso nicht, warum es nicht möglich ist, mir unmißverständlich und klar ins Gesicht sagen kann, was man von mir hält, wenn es denn für das Wohlbefinden sein muß, und mich danach einfach in Ruhe läßt, sondern immer dieses ständige versteckte Pieksen, Zurückweisen und Verumglimpfen, als würde man testen wollen,wie lange ich wohl brauche, bis meine Gutmütigkeit an ihre Grenzen kommt und ich mich dann gleichzeitig zum Deppen mache, weil man ja alles ganz leicht abstreiten kann. Eine einzelne Verletzung mag vielleicht heilen, doch wenn immer neue dazukommen und die Wunde noch vergrößern, hilft irgendwann auch kein Trostpflaster mehr.
Sämtliche Gespräche sind anscheinend inzwischen ohne Vorwarnung beendet, davon kann man ebenfalls ausgehen, wenn man seit drei Monaten mit Nicht-Antworten hingehalten wird. Aber das kenne ich schon - immer, wenn mir Informationen wirklich wichtig sind, verweigert man mir die Antworten. Natürlich bekommt man im Leben nicht auf alles eine Antwort, aber ich frage ja nicht nach den letzten Geheimnissen des Universums, sondern nach relativ einfachen Dingen, wie Gründe und Absichten. Die Antworten suche ich auch, weil ich ungern jemandem Unrecht tue. Mein Fehler, ich hätte wissen müssen, daß es gar nichts zu klären oder zu erklären gibt, wenn es einfach nur um Abneigung oder die Lust geht, den Frust an jemandem abzureagieren, daß meine Schuld wohl nicht in einzelnen nachvollziehbaren Fehltritten liegt, sondern wahrscheinlich allumfassend ist. Vermutlich bin ich schuld an der Finanzkrise, am Welthunger, an Tsunamis, Kinderarbeit, an unglücklichen Beziehungen, Blog- und sonstigen Krisen. Oder wie es einer meiner Klienten aus der Psycho-Abteilung gerne ausdrückte: Ich solle mir eine Kugel in den Kopf schießen. Vermutlich wäre die Welt ohne mich eine bessere, aber sorry, ich habe vor kurzem erst entschieden, daß ich noch eine Weile mitmischen will, so lästig das auch für einige sein mag. Und in dieser Zeit werde ich ganz sicher mehr oder weniger weiterhin das Internest beschmutzen. Während der Chemo hat es mir geholfen, mich auf all die Menschen zu konzentrieren und an sie zu denken, die mich mögen und es ehrlich mit mir meinen. Das sollte ich in Hinblick auf mein seelisches Gleichgewicht zu einer guten Angewohnheit werden lassen, ebenso wie von einem neuen glücklichen Leben zu träumen, das es doch in irgendeiner Parallelwelt geben muß, statt mich an undefinierbaren Fronten aufzureiben.
Umherwandernd in der alten elterlichen Wohnung, erlebe ich auf einmal einen Moment völliger Klarheit und Erkenntnis. Es ist nicht mehr auszumachen, was dazu geführt hat, aber sofort bin ich mir des Traumes bewußt und weiß, daß ich nun den Traum lenken und alles tun kann, was ich möchte. Spontan fällt mir das Fliegen ein. Ich bin lange nicht mehr geflogen. Kaum habe ich das gedacht, schwebe ich auch schon an die Decke. Die unterstützenden Ruderbewegungen mit den Armen brauche ich fast gar nicht. Hui, das fühlt sich gut an. Unter der Decke entlang fliege ich etwas umher, bis mich plötzlich eine Sturmböe erfaßt und an die Wand schleudert. Dagegen anzufliegen ist fast unmöglich. Wo kommt der Wind eigentlich her? Irgendjemand muß die Türen aufgelassen haben. Es gelingt mir, gegen den Windstrom in das Wohnzimmer zu fliegen, ein Durchgangszimmer mit zwei Türen. Beide stehen offen. Wenn ich die hintere schließe, dürften die heftigen Zugwinde ausgesperrt sein. Als das erledigt ist, bin ich wieder auf dem Boden angelangt und gehe zurück in die Diele. Die Schlafzimmertür steht offen und ein rotes Kleid hängt seitlich auf einem Bügel daran. Ich schaue hinein und rufe nach meiner Mutter, aber es antwortet niemand. Also ist sie wohl doch nicht anwesend. Inzwischen überlege ich, was ich weiter mit diesem luziden Traum anfange. Ich könnte telefonieren und A. anrufen. Zwar weiß ich nicht, wo ich hier in der Wohnung ein Telefon finde, aber es müßte ja bei voller Kontrolle auch einfach herbeizuzaubern sein. Auf dem Fußboden der Diele sitzend, konzentriere ich mich auf ein Telefon. Trotzdem will keines erscheinen. Dann erinnere ich mich an die Technik des Imaginierens. Ich stelle mir vor, ich hätte ein Telefon, wähle auf ihm eine Nummer und spreche irgendetwas in den unsichtbaren Hörer. Jetzt steht tatsächlich ein schwarzes Telefon vor mir. Doch ich habe vergessen, was ich eigentlich damit wollte und rede weiter laut mit mir selbst. Da kommt aus der Schlafzimmertür eine Gestalt mit einer schwarzen Till-Eulenspiegel-Haube heraus, welche nur einen kleinen runden Ausschnitt für das Gesicht freiläßt. Ich brauche etwas länger, um sie zu erkennen. Es ist eine Kollegin, in Bürokreisen liebevoll "Hexe" genannt, die munter auf mich zuspringt und mich umarmt. Sofort schnattern wir beide durcheinander, wie es uns geht und wo wir herkommen. Für einen kurzen Moment ist es, als sei ich sie und könnte spüren, wie unangenehm der obere Rand der Kappe beim Reden immer über die Augen rutscht. Das aufgeregte Geschnatter geht ohne sinnvolle Information weiter und ich erwache.
Wenn ich mich aus dem Küchenfenster beuge und auf den Vorgarten hinunterschaue, sieht dieser aus wie ein durch klares Wasser schimmernder Wald aus fremdartigen Meerespflanzen. Seltsam! So viel geregnet hat es doch gar nicht. Die Straße wirkt ganz trocken. Mich wieder der Küche zuwendend, fällt mein Blick auf den Mülleimer. Eine einzelne Kornblume steckt darin, mit untertassengroßer Blüte. Leider mußte ich sie wegwerfen, was mich sehr traurig macht. Wenn man sich die Blüte genau betrachtet, fällt auf, daß die festen Bestandteile der Pflanze, ihre Grundblätter, der Stiel, die Nervenfasern und Äderchen noch unversehrt sind und ihr auch im Verblühen eine fragile Schönheit geben. Doch das Blau ist aus den Blütenblättern gewichen. Die Blume ist tot und nicht mehr zu retten.
Irgendwo in Templin treffe ich K. in einer geselligen Runde. Ich erinnere mich, ihn schon einmal in Templin getroffen zu haben. Anscheinend hat er Verwandtschaft hier. Er freut sich mich zu sehen, aber ich muß erst nebenan etwas abstellen. Als ich die Tür wieder schließe, trete ich versehentlich auf Katzes Schwanz. Sie faucht böse, doch statt wegzulaufen, setzt sie sich mir anklagend mitten in den Weg, so daß ich nicht vorbeikomme, und hört nicht auf zu fauchen. "Ist ja gut, ist ja gut!" versuche ich sie zu beruhigen.
An einem Sandberg mit ausgeformter Spirale, daneben ein Gewässer, hocke ich mit
Traumzeit. Kinder haben hier gespielt und irgendetwas oder jemand ist ins Wasser gefallen. Suchend gleiten meine Augen umher und in den klaren, aber nicht allzu tiefen Fluten mache ich zwei Gesichter aus. Doch es sind Puppengesichter. Gott sei Dank sind nur die Puppen ins Wasser gefallen. Vor mir an der Oberfläche paddelt hilflos ein kleiner Hund. Ich fische ihn heraus und setze ihn auf dem Sandberg ab.
Erwachend in meinem Bett stelle ich fest, daß die Adventskalender, die vorher ordentlich in einer Reihe an die Regale gelehnt standen, wie eine Armee zu meinem Bett vorgerückt sind. Sie stehen jetzt überall mitten im Raum herum, so daß man nur noch Slalom hindurchlaufen kann. Also entweder war nachts jemand hier und hat sie umgestellt, das schließe ich allerdings aus, oder aber sie haben sich von allein bewegt. Das würde bedeuten, daß dies hier ein Traum ist. Ziemlich sicher ist dies ein Traum. Als ich aufstehe, sehe ich nun auch mich selbst reglos wie eine Statue mit einer eingefrorenen Bewegung mitten im Zimmer stehen. Um mich aufzuwecken, bearbeite ich erst diese versteinerte Gestalt von mir, in dem ich sie hin- und herschüttele. Es hilft jedoch nichts und ich lege sie auf meinem leeren Bett ab. Dann beginne ich selbst herumzuhüpfen und zu springen. Während ich mich so bewege, um wach zu werden, frage ich mich, ob sich mein schlafendes Ich im Bett wohl ebenfalls bewegt. Vermutlich nicht, aber um es genau zu wissen, drehe ich mich um und betrachte mich. Noch immer liege ich still und reglos da. Plötzlich befinde ich mich wieder im Bett, um mich herum eine Gruppe von Ärzten und Schwestern, die an mir herumdoktorn. Zwar beschäftigen sie sich vor allem mit meinen Beinen, aber aus ihrem Gerede entnehme ich, daß mein Herz krank ist und gleich eine Herz-Op stattfindet, um es zu heilen.
Die Katze ist verschwunden! In der elterlichen Wohnung fällt mir ein, daß ich sie schon eine Weile nicht mehr gefüttert habe. Warum meldet sie sich nicht? Sie muß doch Hunger haben. Suchend schaue ich unter Couch und Schränke. Schließlich fällt mir ein in den Kachelofen eingelassener Gang auf, der direkt in ein Nest über dem Feuerloch führt. Die Katze hat sich darin zusammengerollt und nur das weiße Schnäuzchen leuchtet aus dem Kachelofen heraus. Mit meinen Rufen läßt sie sich hervorlocken und kommt vorsichtig aus dem Ofen gekrochen.
Es findet ein sehr zahlreich besuchter Unterricht statt. Massenhaft Bänke und Tische sind aufgereiht und voll besetzt. Der Unterrichtende ist jemand neues und gilt als etwas eigenartig. Leider habe ich vom Unterricht bisher nicht viel mitbekommen, da ich mich überhaupt nicht konzentrieren kann. Irgendwann bin ich an der Reihe und werde aufgerufen, weiß aber weder, wo wir sind, noch was man von mir will. Deshalb habe ich ein richtig schlechtes Gewissen und denke, daß ich gleich einen Rüffel bekomme. Doch stattdessen werde ich freundlich zu einem Schalter geschickt, um etwas zu erfragen oder zu besorgen. Während ich mich vor dem Schalter noch sammle und nach den richtigen Worten suche, dabei neugierig beobachtet von einem uniformierten Mann hinter dem Schalterfenster, fällt mir ein weißer Zettel auf, der direkt an der Wand darüber befestigt wurde. Er trägt meinen Namen und ist anscheinend ein Brief an mich. Ich nehme ihn und lese aufmerksam. Schöne und mysteriöse Worte, die ich mir unbedingt merken will, aber natürlich vergessen habe, sagen mir, daß ich sehr fertig aussehe und daß ich ein bestimmtes Zimmer suchen und betreten soll. Ich gehe los, platze fast in das falsche Zimmer, merke aber noch rechtzeitig, daß die richtige Tür die daneben ist, und trete ein. Eine junge Frau mit langen blonden Haaren erwartet mich bereits und begrüßt mich. Rechts von mir erkenne ich eine große Eckbadewanne mit Whirlpool, einige Massageliegen und andere Wellnesselemente befinden sich im Raum. Aus dem, was sie sagt, erfahre ich, daß sie Physiotherapeutin und Angestellte dieser Wellnessoase ist, und daß für mich eine Tagesbehandllung mit Rundumerneuerung vorgesehen ist. Sie fragt nach dem weißen Zettel, denn das ist gleichzeitig der Coupon für ihre Bezahlung, und nimmt ihn an sich. Dann fordert sie mich auf, mich gerade hinzustellen und ihr in die Augen zu schauen. Sie blickt mich ebenfalls sehr aufmerksam und suchend an, was sie dabei sieht, läßt sie allerdings offen. Mir wird klar, daß diese Wellnessbehandlung mein Lehrer in die Wege geleitet und mich über Umwege hierher geführt hat. Ich bin überwältigt davon, daß er sich so um mein Wohlergehen sorgt.