Traumnotizen (vollständiges Traumtagebuch im Zweitblog)
In der vergangenen Nacht dekorierte Sonya Kraus meine Wohnung um. Das Ergebnis warf mich nicht aus den Socken, jedoch gefielen mir einige der verwendeten Accessoires: Transparente, zarte Windlichter, Schalen und Vasen - alle im gleichen Stil zueinander passend - mit einfachen Formen, aber weißen, teils vergoldeten Stuckverzierungen in Art griechischer Vasenmalereien. Um eine flache bauchige Schale herum windet sich zum Beispiel ein Band stilisierter Krokodile. Außergewöhnlich auch eine fast tischgroße ägyptische Pyramide mit Bildern aus changierend schillernden Einlegearbeiten, vermutlich aus Perlmutt und Metall, welche ziehende Karawanen und Wüstenoasen darstellen.
Ich erwache in meinem Bett mit etwas Kuscheligem im Arm, natürlich! - meine Katze. Doch irgendetwas stimmt nicht. Mir fällt ein, daß sie tot ist, also muß das hier ein Traum sein. Andererseits war sie doch gestern noch hier, meine ich mich zu erinnern. Verwirrung. Eine Welle geht durch meinen Körper, ich spüre das Auftauchen in ein neues Erwachen. Noch immer halte ich etwas Kuscheliges im Arm. Puschel, klar. Das andere war nur ein Traum, aber jetzt sollte ich aufstehen. Seltsam, mitten im Zimmer stehen drei leere Betten nebeneinander und an der Decke kleben zwei große Libellen (oder Elfen aus dem Samstagstraum?). Verflucht, ich muß schon wieder in einem Traum-Zwischenraum steckengeblieben sein. Sofort geht erneut eine Erwachenswoge durch mich. Ich liege im Bett mit Puschel neben mir. Na endlich! Doch wenn ich mir Puschel genau anschaue - warum hat sie so rote Augen? Ich beobachte die Augen genau von allen Seiten und sie bleiben rot statt schwarz. Oh nein, ich träume immer noch! So langsam reicht es mir. Die Erwachenswogen folgen so schnell hintereinander, daß mir fast schwindelig wird, aber jedes Erwachen scheint nur eine neue Illusion zu sein. Dieses Ding, das sich Realität nennt, schlägt die ausgebufftesten Haken, um mich abzuhängen, oder aber die Träume wollen mich nicht gehen lassen. Doch statt hier zu warten, daß ich endlich wach werde, könnte ich auch einfach aktiv werden. Vielleicht geht es dann schneller. Zum Beispiel könnte ich Puschel testen. Aufmerksam schaue ich ihr ins Gesicht, wenn dies ein Traum ist, dann wird sie mich gleich anblinzeln können. Erst passiert gar nichts. Sollte ich mich getäuscht haben? Sollte dies bereits die Wachebene sein? Doch dann - tatsächlich - sie blinzelt! Cool! Sie verwandelt sich in ein zweidimensionales Tuch mit einem gemalten Katzengesicht. Mit dem Mund forme ich einen Kuß und sofort formt das Katzengesicht ebenfalls einen sehr menschlichen Kuß. Cool! Vielleicht könnte ich sie etwas fragen? Nach ein paar eher dummen Fragen, die ich gleich wieder verwerfe, frage ich, ob sie mich lieb hat. Ein Satz erscheint auf dem Tuch, in welchem das Böse genannt wird, und eine Art Standbild aus einem Splatterfilm - ein hocherhobenes blitzendes Messer unter dunklen Gestalten. Oh, oh - die Botschaft ist ziemlich deutlich. Ich sollte sie schnell in Ruhe lassen und mich anderem zuwenden. Meine Aufmerksamkeit fällt auf große durchgehende Zimmerfenster. Auf der Straße laufen zwei oder drei elegante, schwarzgekleidete Menschen herum. Ich könnte mich jetzt einfach durch eines dieser Fenster werfen. Augenscheinlich ist es nicht sehr tief und da dies ein Traum ist, kann mir ja nichts passieren, egal was dort draußen ist. Doch mein Schwung ist nicht sehr groß und eher halbherzig, weshalb überhaupt nichts geschieht. Ich bemerke zwei Handwerker im Zimmer und bedeute ihnen, einen Hammer zu nehmen und in eines der Fenster ein Loch zu schlagen. Sie nicken, lassen sich jedoch Zeit, bzw. tun gar nichts. Im Zimmer steht nun eine große Tafel mit weißem Tischtuch, gedeckt mit Kuchen und Kaffeegeschirr. Einer der Handwerker setzt sich an den Tisch, während ich noch überlege, was ich für Traumunsinn anstellen kann. Ich beschließe sie zu verführen und wende mich erst an den, der noch mit seiner Arbeit beschäftigt ist, um mit ihm zu flirten. Aber er ist muffelig und springt nicht an. Nun gut, der andere ist auch noch da. Lasziv lehne ich mich auf seine Schulter und gebe ihm Feuer. Er hält meine Hand mit dem Feuerzeug fest, sehr fest, fast verbrenne ich mir die Finger, bevor er sie losläßt, sie öffnet und sich von meiner Handfläche zu meiner Ellenbogenbeuge küßt. Mitten im Geschehen höre ich meinen (realen) Fernseher knacken und sich einschalten. Gott sei Dank, denke ich enorm erleichtert, daß ich gestern die Weckfunktion eingestellt habe! Damit ist dieser Traum endlich wirklich vorbei. Der Handwerker war sowieso alt und hatte einen Bauch...
Mitten in der Nacht erwache ich und gehe kurz raus. Als ich mich wieder in das weiß bezogene Bett legen will, fallen mir zwei große Insekten auf, die über dem Bett herum schwirren. Mit denen in der Nähe möchte ich nicht einschlafen, deshalb greife ich nach einem Handtuch und schlage nach ihnen, um sie zu verscheuchen. Da fällt mir auf einmal auf, daß es keine Insekten sind, sondern Elfen - winzige menschenähnliche Gestalten mit großen Libellenflügeln. Inzwischen entdecke ich auch andere davon im Zimmer. Sie sind, soweit ich sehen kann, alle männlich. Eine Elfe hat eine Glatze, drei tiefe Stirnfalten und schaut etwas konsterniert, als ich über ihr mit dem Handtuch herumwedele. Während ich weiter die Elfen jage, gehe ich zur Tür hinaus und einen langen dunklen Gang hinunter. Nach oben schauend nehme ich wahr, daß der Gang aus einer langen Allee endlos hoher Bäume besteht, vermutlich Kiefern, deren Kronen zwischen dunstigen Wolkennebeln verschwinden. Am Ende des Ganges laufe ich nicht weiter, sondern kehre um, denn eigentlich ist keine Elfe mehr zu sehen und mir ist unheimlich, also die besten Gründe, um zurück ins Bett zu steigen. Als ich die Baumallee hinter mir gelassen habe, wende ich mich nach links und suche dort die Tür zu meinem Zimmer. Doch als ich in die offene Tür hineinschaue, ist dahinter nicht mehr mein Zimmer, sondern ein anderer Gang zu sehen. Ich bin verwirrt. Vermutlich führen mich die Elfen jetzt an der Nase herum, sich rächend, weil ich sie verscheuchen wollte. Dann erwache ich.
Völlig überraschend erfahre ich, daß ich mit den Bestrahlungen noch längst nicht fertig bin, sondern weitere 14 Tage bestrahlt werden muß. Allerdings ist mein körperlicher Zustand so miserabel, daß ich überhaupt nicht mehr in der Lage bin, mich um irgendetwas zu kümmern. Kaum selbst laufen oder mich anziehen kann ich mehr, und anscheinend auch keine Entscheidungen treffen. Meine Mutter übernimmt die Betreuung für mich, eine amtliche, die alle Entscheidungsfragen umfaßt, und spricht sich mit meinem Bruder, der inzwischen Heilpraktiker geworden ist, ab. In dessen Nähe befindet sich ein Psychotherapeut, welcher einen eigenen Fahrdienst hat. Das trifft sich gut, denn für die Bestrahlungen brauche ich einen neuen Fahrdienst, da ja der Einsatz des früheren Dienstes bereits beendet ist. Man entscheidet also, es zur Aufgabe des Psychotherapeuten zu machen, mich durch die restlichen Behandlungen zu bringen. Dazu werde ich in eine Wohnung gebracht, die sich in der Nähe des Psychotherapeuten befindet und ebenfalls zu seiner Praxis gehört, wahrscheinlich für besondere Patienten. Regelmäßig kommt hier der beim Arzt angestellte Mann vom Fahrdienst, um mich abzuholen und zurückzubringen. Es ist ein Bär von einem Mann, italienisches Aussehen, mit vielen Kettchen am Arm und einer fiesen Visage. Irgendwoher weiß ich, daß der Psychotherapeut früher Marilyn Monroe behandelt hat. Es wundert mich zwar, daß er immer noch praktiziert, denn eigentlich müßte er dann ziemlich alt sein, aber vielleicht war er damals noch sehr jung. Und er ist mir einschließlich seiner Leute vom "Fahrdienst" sehr suspekt, denn es scheint mir, als würden die alle zur Mafia gehören. Das aber nicht nur, weil sie mit ihren "'Mafiagesichtern' so aussehen, sondern es geschehen außerdem merkwürdige Sachen. Da es die Wohnung des Psychotherapeuten ist, hat er einen Schlüssel dafür, und oft merke ich nachts, daß ich von jemandem wachgemacht werde, ohne allerdings richtig wach zu werden, da ich mit Schlafmitteln vollgestopft bin, die ich anscheinend von ihnen verabreicht bekomme. So orientierungslos und noch fast bewußtlos gibt man mir einige Papiere, die ich völlig im Nebel unterschreibe, ohne daß ich mich hinterher genau erinnern kann, was eigentlich vorgefallen ist und was ich getan habe. Meiner Mutter vertraue ich zwar noch, aber ich finde es seltsam, daß sie mich so einem Arzt anvertraut. Merkt sie davon nichts? Jedenfalls finde ich es tröstlich, daß es ja nur für 14 Tage sein soll und sie mich hinterher sicher wieder weglassen. Irgendwo in der Wohnung finde ich schließlich ein Videoband, welches ich mir anschaue. Es zeigt die Großaufnahme des Kopfes einer blonden Frau, so als wäre es ein Interview. Erst meine ich, die Frau nicht zu kennen, doch dann dämmert mir, daß es Marilyn Monroe sein könnte, obwohl es nicht das Gesicht ist, das ich von ihr kenne. Es ist ohne jede Schminke - abgehärmt, mit trockenen Hautschüppchen überzogen und leicht gealtert. Fältchen ziehen sich um die Augen, eine große Falte zieht sich mitten über die Stirn, und aus dem blassen, leicht geöffneten Mund schauen bräunlich verfärbte Zähne hervor. Nur die großen Augen und die platinblonden Haare erinnern an Marilyn Monroe.
Ein wunderschönes Gefühl der Nähe und Verbundenheit mit K., doch bald darauf bin ich allein, vor mir ein Behälter mit bunten Stiften. Sie stehen ziemlich wild durcheinander, manche von ihnen nur locker zwischen die anderen gesteckt und ohne dabei den Boden zu berühren. So ganz nebenbei und ohne mir etwas dabei zu denken, klopfe ich dreimal auf das obere Ende eines von ihnen bis dieser völlig nach unten gerutscht ist. Gleich darauf sehe ich, wie ein zweiter Stift ebenfalls drei Schläge erhält und nach unten rutscht. Jedoch habe ich diesen zweiten Stift nicht angefaßt und es ist auch niemand neben mir zu sehen. Sofort weiß ich, daß es K. war. Dort, wo er ist, kann ich ihn nicht sehen und er nicht mich. Aber dieser Behälter mit den Stiften ist an beiden Orten völlig gleich. Eine geniale Idee, darüber zu kommunizieren! Jeder von uns sieht sofort, daß der andere nicht weit weg ist, sondern ganz im Gegenteil sehr nah, wenn auch nicht sichtbar. Begeistert klopfe ich einen dritten Stift in die Dose als Zeichen, daß ich verstanden habe.
Zuerst ein langer Arbeitstag im Büro. Alle bleiben bis 20-21 Uhr, weil das jetzt wohl häufig so angeordnet wird. Danach finde ich mich in einem Krankenhausbett wieder. Es steht in einer großen Halle mit vielen anderen Betten. Jedes Bett für sich ist eine kleine Anlage. Ein Roboter, der aussieht wie ein Einkaufswagen, kommt um die Ecke angefahren und rollt unter meinen Füßen hindurch, wohl um den Verband oder die Wunde zu scannen. Nirgendwo ist Personal zu sehen, alles wird durch diese Roboter erledigt. Ich wundere mich, woher die wissen, wann ich aus dem Op gekommen und auf Station bin, aber wahrscheinlich wird das irgendwo vorher einprogrammiert. Neben mir steht eine andere Krankenbettanlage und an dieser sehe ich, wie das mit der Essensausgabe funktioniert. Neben dem Bett befindet sich eine lange weiße Leiste, in welche verschiedene Behälter eingelassen sind. Automatisch wird in diese Behälter die jeweilige Nahrung durch einen Greifarm(?) hineingelegt, in einen Behälter z.B. die Brotscheiben, in den nächsten die Butter, usw. Aber anscheinend kann man in das Krankenhaus auch seine Haustiere mitbringen, die sonst alleine bleiben würden, denn es gibt ebenfalls Behälter für Tierfutter. In der Krankenbettanlage neben mir werden in diese Behälter Motten und eine lebende Amsel gefüllt. Ich weiß ja nicht, was für ein Haustier mein Bettnachbar mitgebracht hat, aber mir tut die schwarze Amsel leid, die jetzt in ihrem Käfig sitzt und darauf wartet, verfüttert zu werden. Durch ein eingearbeitetes quadratisches Loch in der Seite der Leiste, kann ich alle Inhalte genau von außen einsehen. Doch da - plötzlich quetscht sie sich durch dieses Loch aus ihrem Gefängnis und flüchtet in die Halle. Flatternd sucht sie in einer Fensterecke nach dem Ausgang, findet in der hohen geschlossenen Fensterwand jedoch keinen. Ein mittleres Chaos entsteht durch diesen unerwarteten Vorfall, auf den die Automaten nicht vorbereitet sind. Auch die Patienten geraten in Aufruhr. Sie protestieren, indem sie Transparente hochhalten, auf welche sie Gedichte und Sprüche geschrieben haben. Das wichtigste Wort in allen von ihnen ist 'Leben'. Bei einigen steht aber auch 'Lebel' statt 'Leben'. Ich denke mir erst, daß dies wohl die Umkehrung von 'Leben' ist, aber das stimmt ja gar nicht. Die Umkehrung von 'Leben' ist 'Nebel'. Jedenfalls haben diese Ereignisse die schön automatisierten Abläufe fast vollständig zum Erliegen gebracht. Die Krankenhausleitung muß eingreifen und verspricht, die Amsel freizulassen, um die Patienten zu beruhigen. Das freut mich für sie...
Während eines Unterrichts nähe ich ein zartes Gitter aus Rechtecken auf ein rotes Stück Stoff. Ich finde, dies Nähte sind mir schon recht gut gelungen, jedenfalls sind sie sehr gerade und regelmäßig, allerdings ist mein Lehrer, ein älterer Herr mit Brille und einem Gesicht aus faltiger Güte, nicht ganz zufrieden. Ich habe nicht auf die Anfänge und Abschlüsse geachtet, die auf eine bestimmte Weise als kleine Knötchen angeordnet sein sollen. Mein Lehrer nimmt seine Brille ab und erklärt mir sehr geduldig, fast liebevoll, und ohne mir das Vertrauen in mich selbst zu nehmen, wie ich es anzustellen habe. Ich höre aufmerksam und lernwillig zu, denke aber bei mir, daß ich sicher noch besser verstehen und lernen würde, wenn ich nicht nur das WIE, sondern auch das WARUM erklärt bekäme. Wenn ich weiß, warum etwas so oder so zu machen ist, kann ich auch die Zusammenhänge erkennen und mir die erforderlichen Schritte viel besser merken. Sicherlich würde mein Lehrer nichts dagegen haben, wenn ich ihm entsprechende Fragen stelle, aber wird er mir diese auch beantworten?
Mehrere hölzerne Bankreihen wie in einer Schule, auf denen da und dort jemand sitzt. Ich bin noch fast völlig unbewußt oder konzentriert auf irgendetwas, während Charlie Sheen neben mir steht und irgendwelche Sprüche klopft, auf die ich aber kaum achte. In einen höheren Grad Traumbewußtheit tauche ich erst auf, als ich sehe, daß meine Orthopädin vor mir in der Reihe sitzt und uns beobachtet hat. Sie stellt in einem Satz fest, daß Charlie Sheen mich anbaggert und ich sein Liebling bin. Weiter sagt sie, daß sie mich sprechen müsse. Wie? Was? Charlie Sheen baggert mich an? Und ich bin sein Liebling? Und woher weiß sie das? Erst jetzt nehme ich ihn so richtig neben mir wahr. Aber weshalb will sie mich eigentlich sprechen? Mysteriös...
Mit meinem Freund, ein Brillenträger, bin ich auf dem Weg in die Fachhochschule. Ein Lastwagen fährt vorüber, auf dem eine Friedrich-Engels-Statue abgefahren wird. Anscheinend findet mal wieder eine Aufräumaktion mit der Vergangenheit statt. Meinen Freund nehme ich mit in den Unterricht, weil er mir bei irgendetwas, das nicht direkt etwas mit dem Unterrichtsstoff zu tun hat, helfen möchte. Wir sitzen uns gegenüber und er ist die ganze Zeit damit beschäftigt, während wir eigentlich Aufgaben lösen sollen, die wie Sudoku-Rätsel aussehen. Da ich ihm dabei zuschaue, habe ich verpaßt, bei welchem Rätsel, bzw. welcher Aufgabe, wir eigentlich sind. Die Seminarleiterin kommt, schaut interessiert, was er macht, und scheint sich nicht daran zu stören. Zum Glück hat sie nicht gemerkt, daß ich etwas planlos bin. Ich schaue suchend auf die Tafel, ob dort vielleicht ein Hinweis zu finden ist. In großen Buchstaben steht dort ein Ereignis geschrieben, auf welches wir wohl mit dem Unterricht alle hinarbeiten. Vielleicht eine Prüfung oder ähnliches. Unter dem Ereignis steht in zwei Sternchen, vielleicht als optischer Ansporn für uns, damit wir unser Ziel immer vor Augen haben: "★In 860 Tagen bin ich (?)★"....
Ich spüre regelrecht, wie ich vom Wachsein in einen dieser bleiernen Träume gleite, in denen man wie ein Gespenst zwischen Traum und Wirklichkeit umhertappert, und erwache (natürlich!) in meinem Bett. Sofort weiß ich, daß ich träume, denn um die Konturen aller Dinge ist ein geheimnisvoller kupferfarbener Schimmer, eine Art Aura zu sehen. Und auch einige andere Details der Umgebung stimmen nicht. Ich mag solche Träume nicht, denke ich bei mir, denn man weiß nie, was als nächstes geschieht und oft sind es ziemlich gruselige Sachen. Aber so schnell werde ich hier wohl nicht wegkommen. Ich bin traurig und unglücklich, weil bestimmte Personen einen Bogen um mich machen, als hätte ich die Pest, und jeden Kontakt zu mir meiden. Was stimmt denn mit mir nicht? Diese Frage stelle ich mir unentwegt und dann fällt mir ein, daß ich vielleicht etwas dazu erfahre, wenn ich in einen Traumspiegel schaue. Eigentlich meide ich Spiegel in solchen Träumen, denn gerne zeigen sich fremde Wesen darin, um einen zu erschrecken, aber diesmal bin ich mutig und stelle mich direkt vor einen großen Wandspiegel. Was ich sehe ist nicht außergewöhnlich und bin eindeutig ich: große grüne Augen und auch sonst alles ganz normal. Nur ziemlich verhärmt und verheult sehe ich aus. Doch ich traue der Sache nicht so ganz und will es nicht auf sich beruhen lassen, weshalb ich noch einmal sehr langsam und vorsichtig um die Ecke in den Spiegel blinzel. Und da - wußte ich es doch - sehe ich tatsächlich einen kleinen weißen Alienkopf mit einem riesigen Ohr, einem lippenlosen Alienmund und völlig ohne Augen. Schnell verkrümel ich mich in mein Bett zurück und versuche angestrengt aufzuwachen. Fast scheint es mir gelungen, als plötzlich K. durch die Tür tritt und auf mein Bett zukommt. Ich bin erstaunt und weiß jetzt, daß ich noch immer träume. Ich bin keineswegs aufgewacht. Er setzt sich an mein Bett und lächelt mich liebevoll mit einem Gesicht an, welches seinem heutigem Alter entsprechen dürfte. Es ist mit feinen, winzigen Fältchen überzogen und wirkt völlig frei von Hass oder negativen Emotionen, weshalb ich mich von ihm umarmen und brüderlich auf den Mund küssen lasse. Es ist ein schönes Gefühl, fast wie ganz am Anfang, als er noch verliebt und sehr fürsorglich war. Doch lange halte ich es in seiner Umarmung nicht aus, denn mir fällt ein, daß ich mich irren und er sich in meinen Armen in ein Monster verwandeln, oder zumindest etwas Schlechtes im Schilde führen könnte. Gerade für eine Umarmung braucht es hundertprozentiges Vertrauen, da man das Gesicht des anderen nicht sehen kann und so nicht gewarnt ist. Und nicht immer konnte ich ihm trauen. Ich gehe also etwas auf Abstand, damit ich ihn ansehen kann, greife seine Hände und frage ihn ganz direkt, ob er mir irgendetwas übel nimmt oder wegen etwas grollt. Lächelnd verneint er dies und umarmt mich erneut. Ich bin erfreut darüber, daß zwischen uns alles im Reinen ist, aber nach kurzer Zeit kommen mir wieder Zweifel, so daß ich etwas Abstand suche. "Liebst du mich?" frage ich, womit ich eine positive und wohlwollende Einstellung mir gegenüber meine, und er bejaht glaubhaft. Erneut umarmen wir uns bis mir Zweifel kommen, und alles beginnt von vorn. So geht es noch mehrere Male, bis sich sein Kopf plötzlich in einem gleißenden Licht, einer Glühbirne nicht unähnlich, auflöst. Danach laufe ich etwas planlos umher, treffe diesen und jenen, und es wird deutlich, daß der gesamte Traum von einer bestimmten Hintergrund-Erkennungsmelodie begleitet wird. Wenn ich mit Personen rede, dann werden die Antworten meistens singend vorgetragen, so als wäre dies alles ein Musical. Ich öffne einige Türen, hinter denen sich immer andere Personen verbergen, und gelange schließlich in einen Raum, in welchem mich mehrere Frauen singend zu "schmutzigem" Traumsex einladen. Nicht mit ihnen, sondern sie zeigen mir den Weg um eine Ecke. Wenn ich dorthin gehe, findet das alles statt. Doch mich stört der ironische und abfällige Ton ihrer Stimmen. Ich will keinen schmutzigen Traumsex und schon gar nicht, wenn ich so schnippisch dazu eingeladen werde. Und endlich erwache ich wirklich.