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Sonntag, 4. Juli 2010

Ich weiß wirklich nicht,

was manche Menschen mit der Friedhofspflege haben. Meine Mutter jammert ständig wegen des Grabes herum. Ein Stein ist zwar jetzt aufgestellt, aber sie muß immer pflanzen und harken und gießen und was weiß ich. Ich habe das Gefühl, sie will das gar nicht und kann es auch nicht mehr so richtig, aber wenn ich sage, sie soll doch einfach Efeu drüber wachsen lassen und nur hin und wieder Schnittblumen hinbringen, wenn ihr so ist, dann geht das nicht. "Was sollen denn die Leute denken." Komisch, es kommt mir so vor, als ob die Leute nur sie sind. Letztens war sie mit einer Bekannten, die ihren Mann ebenfalls verloren hat, an deren Grab, und hat sich hinterher am Telefon bei mir aufgeregt, wie unmöglich das aussieht, weil diese das Grab hat zuwachsen lassen und nur Blumensträuße hinstellt. Klar, wenn man selbst so denkt, geht man wahrscheinlich davon aus, daß alle anderen auch so denken. Aber sogar wenn, mein Gott, mit 76 muß man doch nun wirklich nichts mehr darauf geben, was die Leute sagen, oder? Ich verstehe das sowieso nicht: Entweder, es ist ein inneres Bedürfnis, das Grab zum Andenken zu pflegen oder pflegen zu lassen, oder man läßt es halt bleiben und überläßt der Natur den Rest. Aber sich für die Leute sowas aufzubürden ist ja nun schwachsinnig, vor allem, da mein Vater noch nicht einmal "Grünzeug" mochte und sich immer aufgeregt hat, wenn es ihm die Sicht versperrte. Es geht schließlich niemanden etwas an, wie man jemandem gedenkt. Es gibt auch Menschen, die stellen sich ein Bild des Verstorbenen ins Zimmer und haben daneben frische Blumen, ohne sich ansonsten großartig um das Grab zu kümmern. Sie soll bloß nicht auf die Idee kommen, daß ich noch anfange, auf dem Friedhof herumzubuddeln. Wenn im Haushalt etwas zu machen ist, was sie nicht mehr schafft, oder etwas zu besorgen ist, keine Frage, dann wird geholfen, auch wenn ich mich gerade selbst kaum bewegen kann. Blöderweise haben wir die seltsame Tendenz, daß wir immer gleichzeitig Phasen haben, wo wir gesundheitlich angeschlagen sind. Das liegt wohl daran, daß wir am selben Tag Geburtstag haben und da gewisse Rhythmen ähnlich sind. Früher bin ich krank geworden, wenn es ihr schon nicht gut ging, und heute wird sie krank, wenn es bei mir gesundheitlich am kritischsten ist. Das ist extrem belastend, aber egal, es muß halt dann irgendwie gehen, doch ohne Grabpflege. Mir für meinen Teil ist im übrigen mein Grab völlig egal. Meinetwegen können sie mich unter einem Baum verscharren.

Ein Taubenpärchen

hat sich meinen Balkon zur romantischen Liebesinsel erkoren und trifft sich dort nun bereits seit einer Woche pünktlich jeden Morgen gegen 7 Uhr, um zu turteln und zu balzen, was das Zeug hält. Als ich das erste Mal davon erwacht bin, dachte ich, auf dem Balkon liegt ein schnurrender Puma. So ungefähr hört sich das an, oder auch manchmal, als ob jemand ständig ganz erstaunt "Oooohhhhhhhh", "Oooohhhh", "Oooohhhh" rufen würde. In der Woche ist das ja ganz praktisch, weil ich im Prinzip keinen Wecker mehr stellen muß. Für das Wochenende bedeutet das aber, daß ich entweder meine Aufstehgewohnheiten dem Liebesleben der Tauben anpassen muß, oder aber doch so eine böse schwarze Plastik-Krähe besorgen werde.