Alien
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Mittwoch, 17. Januar 2007

Was blieb...

Eisiger Wind hatte den tropfenden Tau alten Schnees zu bizarren Formen gefrieren lassen. Buchstaben und Schneeflocken tanzen vor meinen Augen. Das Bahnhofsdach. Ein leises Beben unter meinen Füßen. Es zieht sich hinauf bis in den Magen. Leicht nur, unmerklich. Schwankender Boden. Der Zug kann nicht mehr fern sein. Langsam kommt das Ungetüm gekrochen. Aber es schnauft nicht, nein. Das Zeitalter der Drachen ist vorüber. Widerstrebend hält das gestreifte Untier an. Eine Luke öffnet sich. Zwei Augen richten sich spitzbübisch auf mich herab. Der Zugbegleiter. So nennen sie sich wohl heute.
„Da denkt man, man hat Feierabend, und dann so was!“
Ich grinse höflich und beschließe, diese Bemerkung keinesfalls als eine Ausladung zu betrachten. Nur hereinspaziert. Enge Zugluft. Kabinenmief.

Schnell bugsiere ich den Koffer auf eine der Ablagen über meinem Kopf. Rotäugig grüßt die untergehende Sonne durch die verschlossenen Fenster. Stille Freude kribbelt in meinen Adern. Dies eine Gesicht begegnet mir stets auf das neue, überall, egal wo ich bin. Heimat.
Der Zug setzt sich schweigsam in Bewegung. Ein Geisterzug. Gibt es das? Wie Geisterschiffe nur toter. Heimlich ziehe ich die Sonne hinter mir her. Ein Papierdrachen. Die Leine lang lassen. Konturen verschwinden. Luft kräuselt sich in lautlosen Wellen. Hunderte Kilometer entfernt schwappt ein Zweig auf grünem Wasser. Ein Kind warf ihn hinein. Rannte fort durch den Sand, zu den krummen Tannen, sturmgebeugt.
„Warst du wieder am Strand?“ fragt die Mutter. Das Kind nickt.
Herzensschwer. Spürt die Kindheit gehen. Eine Ahnung von Leid. Heißer Kakao kriecht dampfend in die Luft. Was bleibt sind die Klänge, sind die Gerüche, sind die Farben. Alles übrige ändert sich.

Ein Mann, jung und blondhaarig, auf der anderen Seite des Ganges. Vertrauter Fremder mit gleichem Ziel. Lehnt mit bequemer Lässigkeit in seinen Sitz und liest.
Schwarzer Dampf, schnaubend. Verweinte Frauen halten sich am Taschentuch fest. Männer ziehen in den Krieg. Euphorisches Schlachtvieh. Der Sieg ist unser. Die richtigen Worte und der Massenwahnsinn nimmt seinen Lauf. Solche wissen, wie man mit Emotionen spielt. Alle Regierenden wissen das. Willige Herden. Mähääää!
Ich drücke mich tiefer in den verbrecherisch unbequemen Luxussitz. Würde mich gerne unterhalten jetzt. Woher des Weges? Wie war der Aufenthalt? Unverhoffte Muße. Willkommene Langeweile. Kostbare Antiquität aus früheren Zeiten. Das Kind pustet in den heißen Kakao. Nichts zu tun mehr heute. Das Leben ist lang.

Die Zugfahrt ist es auch und müde blättere ich in einem Magazin mit hochrot glänzenden Bildern, als er mich anspricht, dieser Mann. Wo hab ich ihn gesehen? Auf dem Bahnhof? Ich weiß es nicht. Lächelnd zeigt er mir seine Visitenkarte und behauptet, er wäre von den Janus-Wasserwerken. Bei mir dämmert’s. Warum jetzt?
Ich bedeute ihm, neben mir Platz zu nehmen und vorsichtig lässt er sich nieder, darauf achtend, seinen zerknitterten Trenchcoat nicht zu zerknittern.
„Sie sind eine Nachteule.“ sagt er. „Und Sie der Morgenvogel.“ antworte ich, den die Katze frisst - denke ich. Er hat verstanden. Seine blauen Augen blinzeln müde.
Aus der Manteltasche holt er ein in Zeitungspapier verschnürtes Paket, von welchem ich mich ob seiner Größe frage, warum ich es nicht schon durch seinen Mantel hindurch gesehen habe. Ein Trenchcoat mit ungeahnten Tiefen.
„Nehmen Sie.“ sagt er und legt es in meine Hände. „Von Rotkehlchen als er starb.“
„Er hat zu viel gesungen?“ frage ich, eher eine Feststellung denn eine Frage.
Morgenvogel nickt. „War nicht mehr tragbar.“
Ich erinnere mich an seinen roten Bart und die silberglänzende Brille vor den farblosen, grauen Augen. Freund und Feind in einer Person.
„Was soll ich damit?“
Der Mann, blauäugig, rosenmundig, zuckt mit den Schultern. „Er hatte keine Angehörigen.“
„Und...“ setzt er hinzu, „Sie sollen in seine Fussstapfen treten.“
„Was heißt das? Seine Füße waren mir immer schon zu gross.“ erwidere ich.
„Sie“ stellt er trocken fest, „Sie sollen seine Kontakte weiterverfolgen, ihr Vertrauen erschleichen. Trauer und Rache sind ein gutes Motiv. Sie trauern doch?“
Ich antworte nicht. Fühle nichts außer Bedauern. Bedauern darüber, dass wir uns ein Leben erwählt haben, in welchem wir niemals jemandem trauen durften.
„Ja“ sage ich.
Langsam wickle ich das Päckchen aus und spähe vorsichtig hinein, jedoch darauf achtend, dass niemand sonst etwas vom Inhalt erhaschen kann. Eine kleine Beretta, ein Schlüssel und eine silberfarbene Halskette finden sich darin.
„Ich werde ihr Verbindungsmann sein.“ sagt der Morgenvogel. „Wenn Sie Kontakt wollen, wenden Sie sich an die Janus-Wasserwerke und nennen Sie meinen Decknamen. Steigen Sie in Prag aus und gehen Sie in das Hilton-Hotel, Zi. 234. Dort bekommen Sie weitere Instruktionen.“
„Ist gut.“ sage ich, müde.
Und leise wie ein Schatten ist er verschwunden. Habe ich geschlafen?

Eine Form von Horror

"Dogville" kommt ohne Schockeffekte, Massen von Kunstblut, Leichenteile, Monster und Mutationen, ja, sogar ohne Filmmusik und Kulissen aus. Die Stadt "Dogville" besteht ausschließlich aus Kreidestrichen auf dem blanken Fußboden, welche die Gebäude und Straßen symbolisieren sollen, in denen der Film spielt, sowie aus einer kargen, angedeuteten Ausstattung, und doch kommt das Grauen langsam aber gewaltig. Ein Grauen, das einzig und allein aus den Abgründen eines heuchlerischen Spießbürgertums entsteht, in dem nichts so ist, wie es zu sein scheint. Ein Film, der die kinoübliche Trennung in die Guten und die Bösen gründlich in das totale Chaos stürzt, indem er mit diesem "Dogma" spielt, wie ein geschickter Hütchenspieler mit einem blitzendem Geldstück. Am Ende lässt er die Erkenntnis zurück, dass in jedem Menschen, selbst neben der größten (Schein)Heiligkeit, auch die furchtbarste Grausamkeit lauert und nur darauf wartet, herausgefordert und entdeckt zu werden.
Teilweise dachte ich bei mir, dass der Horror wohl noch nervenzerreißender wäre, wenn der Film in normaler Manier gedreht worden wäre, und doch - in dieser Form der Darstellung erhält der Horror ein ganz neues Gesicht, ein Gesicht, das gerade durch diese effektlose, fast spröde Inszenierung umso überraschender gerät, bis sich schließlich diese Art der intellektuellen Bearbeitung mit dem "Dorfphilosophen" selbst zu hinterfragen scheint. Ist dieser Film nur eine scheinheilige, scheinbar tiefsinnige Art, Menschenhass und Blutdurst zu befriedigen? Ein Splatter (Wolf) im Kunstfilm-Look (Schafspelz), völlig ohne Moral und Mitgefühl? In jedem Fall aber ein ungewöhnliches Stück Kino.

Hey...es ist unglaublich!

Die Installation ging sogar noch schneller als die Lieferung. Und es funktioniert! Und was ich mit dem neuen Modem alles machen kann! Ich hätte nie gedacht, dass ein Modem für so viel Dinge gut ist. Es ist mir ein Rätsel, warum ich mir nicht schon viel früher ein eigenes Modem gekauft habe. Ich kann damit nicht nur normal ins Internet, sondern habe gleichzeitig einen WLAN-Router. Und es funktioniert! Man kann es aber auch als DSL-Router einsetzen und verschiedene PCs als Netzwerk anschließen. Man kann sogar einen Drucker und ein Speicher zentral anschließen, auf die dann alle PCs des Netzwerks zugreifen können. Und es funktioniert! Man kann außerdem analoge Endgeräte anschließen, wie Telefone, Faxe usw. und kann über das Internet telefonieren. Aber das Schärfste ist, dass ich es außerdem als Basisstation für Schnurlostelefone nutzen und böswillige Anrufer fangen kann. Das habe ich zwar noch nicht ausprobiert, gehe aber ganz stark davon aus, dass auch das funktioniert. Schade, dass ich schon eine Geheimnummer und keine böswilligen Anrufer mehr habe. Und zu allem Überfluss sieht es noch gut aus. Kein Vergleich zu dem alten Kasten, den ich vorher hatte. Das Teil ist einfach gigantisch! Eine eierlegende Wollmilchsau, von der ich nicht geglaubt hätte, dass sie irgendwo tatsächlich in geringer Population existiert. Und schnell. Dafür hat sich der zweistündige Stromausfall und alles was danach kam, direkt gelohnt - wie heißt es so schön: manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. Hätte es keinen Stromausfall gegeben und das alte Modem den Abgang gemacht, würde ich wahrscheinlich in zehn Jahren noch damit surfen und mich mit hunderttausenden nichtfunktionierenden WLAN-Routern und häßlichen Basisstationen rumärgern.
Wie man unschwer erkennen kann, ist meine Technikbegeisterung neu entfacht. Kein Gedanke mehr daran zu entsagen, zu kapitulieren und mich in eine technikfreie Zone zurückzuziehen.
Jetzt muss das neue Modem nur noch genau so lange und stabil laufen wie das alte. Ich hoffe das Beste, bin aber etwas unsicher geworden, was Überspannungsschutzleisten betrifft. Immerhin hatte das alte Teil, so lange es an einer normalen Steckdose hing, nie irgendwelche Probleme und hat zig Stromausfälle überstanden, aber kaum hängt es seit einigen Monaten an so einer Schutzleiste, macht es sofort schlapp. Geht es nur mir so oder haben andere auch hin und wieder den Eindruck, dass Computersteckleisten mit Überspannungsschutz Geldschneiderei sind?