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Sonntag, 30. Januar 2011

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Dresden-Nymphe

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Doch immer wieder stahl sich Eis in sein nächtliches Träumen. Die zugefrorenen Kanäle. Die Sicherheit des Eises. Jede Nacht zum Eis zurückzukehren, wie in ein Zuhause. Sich waagerecht wie Eis unter der Oberfläche niederzulegen, in den schlosslosen, den nicht zu brechenden, den lange vermissten Schlaf zu sinken...Unten in der anderen Welt der Kindheit und der Träume, wo Eisbären nicht mehr tapsen und töten, sondern, kaum im Wasser und unter dem Eis schwimmend, große amphibische weiße Meeresgeschöpfe werden, so anmutig wie Delphine.
Als seine Großmutter ein Kind gewesen war, so hatte sie ihm einmal erzählt, hätten die Schwestern in der Schule eines Tages angekündigt, das nächste Thema seien Lebewesen. "Ich habe Eis vorgeschlagen. Sie haben mich vor die Tür geschickt."

(aus "Gegen den Tag" von Thomas Pynchon)

Baby und Bärlauch

Meine Mutter hat eine Wohnung bezogen, die fast einem Palast gleicht, und die gesamte engere und weitere Verwandtschaft zu einem großen Fest geladen, wobei die meisten davon ebenfalls in der Wohnung übernachten. Am nächsten Morgen bin ich fast als erste auf den Beinen und möchte mir in Ruhe die gesamte Wohnung anschauen, denn viel habe ich noch nicht gesehen. Ein größeres Zimmer ist rundum an allen vier Wänden mit einer braunen Schrankwand ausgekleidet, in der Mitte befindet sich ein Tisch. Von diesem Zimmer kommt man in ein ähnliches, welches an allen Wänden schwarze Regale zu stehen hat und ein Klavier. In der Mitte steht ein zweites Klavier, also anscheinend ist es ein Musikzimmer. Von dort kommt man in die Küche, die so riesig ist wie die einer Betriebskantine. Und im Badezimmer hat das Waschbecken nur einen Heißwasserhahn. Inzwischen sind andere auch aufgestanden. Tante W. läuft an mir vorbei und macht eine Bemerkung über meine Angst vor Menschen. Woher weiß die das? Das weiß niemand, aber Tante W. scheint mir klüger als man meinen könnte.
Ich lege mich wieder in ein Bett in einer Ecke, da bemerke ich kurz darauf ein kleines, zerknittertes Baby neben mir im Bett. Wo kommt das denn her und wer hat es hier hingelegt? Vielleicht weil ihm kalt ist, strampelt es sich ganz unter die Bettdecke, so daß nichts mehr hervorschaut. Ich fürchte allerdings, daß es darunter ersticken könnte, weshalb ich die Bettdecke wieder etwas herunterziehe. Das Köpfchen kommt zum Vorschein, das Gesicht verzieht sich und ich denke - sch...., jetzt fängt es an zu schreien. Aber nein, statt dessen lacht es mich mit einem breiten, zahnlosen Lachen an.

Der Winter ist knapp vorbei und ich schaue in einen meiner Balkonkästen, ob sich dort schon etwas tut. In der knochentrocken Erde ist auf den ersten Blick nichts auszumachen. Die Hälfte des Kastens ist mit Folie abgedeckt, vielleicht weil ich da etwas ausgesät habe. Und tatsächlich, unter der Folie schauen keine Keimlinge, aber breite Blattspitzen aus der Erde hervor, so also wäre die Pflanze unter der Erde bereits vollständig ausgewachsen. Der Blattform nach zu urteilen dürfte es Bärlauch sein.

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Es stehen noch Antwortemails aus an Leute, die von nix wissen. Und ich möchte nicht darüber schreiben, nicht heute. Vielleicht auch nicht morgen. Und überhaupt.