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Samstag, 21. Juni 2014

Wenn der Schweinehund bellt

Es gibt ja inzwischen jede Menge "Erziehungsratgeber" für den inneren Schweinehund auf dem Markt und ich habe genau zwei davon gelesen. Das zweite Buch, "Wenn der Schweinehund bellt" von Christian Bettinghausen, gefällt mir sehr gut und zwar genau deshalb, weil es kein "Erziehungsratgeber" ist. Es geht hier nicht darum, denn inneren Schweinehund zu überwinden oder zu überlisten, sondern ihn anzunehmen und sich zum wertvollen Freund und Berater zu machen. Das bedeutet nichts anderes, als daß ich jedes Gefühl, das mit den inneren Einflüsterungen dieses bellenden Freundes verbunden ist, aufdecke, bewußt fühle und liebevoll annehme. Denn nur Unangenommenes bleibt unangenehm, Angenommenes dagegen kann leicht losgelassen werden. Vieles von dem, das der Autor schreibt, stimmt mit meinen eigenen, sehr hilfreichen und nützlichen Erkenntnissen der letzten Zeit überein, weshalb ich mich sofort von dem Buch angezogen gefühlt habe. Es ist in eine Vielzahl von Kapiteln unterteilt, die sich jeweils mit einer besonderen "Schwäche", denen der Schweinehund gerne nachgeht, alphabetisch befassen. Von Ängstlichkeit bis Ziellosigkeit ist alles dabei. In jedem Kapitel wird zuerst ganz objektiv geschaut, womit der kleine Schweinehund recht haben könnte und wann man auf ihn hören sollte, danach aber auch, was man ihm nicht glauben sollte. Ganz speziell wird außerdem für jede "Schwäche" kurz auf die Bereiche Liebe und Lebensaufgabe eingegangen. Abgerundet werden die Kapitel mit auf das Thema zugeschnittenen Übungen und Aufgaben, die dabei helfen, sich und seine Gefühle zu erforschen.

In dem Buch kommt ab und zu der Begriff "Gott" vor, da der Autor Religionspädagoge ist. Wen das stört, der kann diesen Begriff sehr leicht durch einen anderen Begriff seiner eigenen Spiritualität ersetzen. Die Anregungen des Buches sind allgemeingültig und brauchbar. Nur eine Sache finde ich etwas problematisch, die vermutlich ebenfalls dem religiösen Hintergrund geschuldet ist: Der Autor scheint den höchsten Sinn darin zu sehen, anderen Menschen zu helfen und sie glücklich zu machen, so daß einem als Leser dieser Sinn genauso immer wieder angeboten wird. Das ist zwar edelmütig, aber insofern kritisch, weil man, wenn man seinen Wert und Sinn alleine darüber definiert, daß man anderen Menschen hilft, diese gleichzeitig ebenso braucht und damit wieder eine Abhängigkeit installiert. Man hat dann die Erwartung an andere, daß diese Hilfe brauchen sollen, die man selbst geben möchte, und entwertet die anderen Menschen mit dieser Erwartung. Der einzige Mensch, der mich selbst immer und überall braucht, das bin ich. Wenn ich zuallererst für sich selbst da bin, für mich selbst liebevoll sorge, mit allen meinen Fähigkeiten und Talenten, dann entsteht echte, freie Verbundenheit, die natürlich nicht ausschließt, daß man anderen gerne hilft, wenn diese darum bitten oder wirklich Hilfe benötigen. Ich glaube, das ist der beste Beitrag, den man überhaupt für andere Menschen leisten kann, wenn man bei sich selbst anfängt.