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Die alten Tagebücher

Montag, 4. März 2013

Bücherwandklettern

Von meiner Mutter bekam ich einige alte Familienfotos, unter anderem dieses meines Vater aus dem Jahr 1958. Zu diesem Zeitpunkt gab es mich noch nicht, aber wie man sieht, bereits jede Menge Bücher.

Bücherwandklettern

Freitag, 27. Januar 2012

Schlechtes Gewissen

Wahrscheinlich hat jeder ein paar Leichen im Keller und bei mir sind es Marienkäferleichen. Als Kind sammelte ich gerne gesichtete Marienkäfer ein und setzte sie in ein gläsernes Konservenglas. Ich tat einige grüne Blätter und etwas Wasser hinzu, weil ich der Meinung war, das brauchen Marienkäfer zum Leben, dann stach ich Luftlöcher in den metallenen Schraubdeckel, schloß das Glas damit und stellte es in mein Regal. So wollte ich mir die Käferchen als Haustiere halten und mich an ihnen erfreuen. Leider hat keiner der Käfer lange überlebt. Nachdem nichts als tote Käfer bei dieser Prozedur herauskamen, ließ ich es irgendwann wieder sein, weil ich einsah, daß es weder den Käfern noch mir viel bringt. Wenn ich jetzt meinen Glückskäfer auf seinem samenten Tarnkissen, das er sich völlig freiwillig gesucht hat und an das sich niemand, der auf der Couch sitzt, mehr lehnen darf, schlafen sehe, werde ich immer an diese Marienkäferleichen erinnert. und ich habe ein wirklich schlechtes Gewissen. Natürlich ist das total lächerlich, wenn man heutzutage Jugendliche sieht, die Hunde zu Tode quälen oder Katzen anzünden und sich damit auch noch bei Facebook brüsten. Ich bin da einmal auf eine ganz ekelhafte Seite geraten, die aber inzwischen gesperrt ist, doch die Videos schwirren wahrscheinlich immer noch im Netz herum. Aber vermutlich gibt das Marienkäferglückspunkteabzug für mich.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Süß oder bescheuert?

Ich weiß zwar nicht, in welche Contest-Kategorie dieses Bild gehört, mag sein irgendwo dazwischen, doch jedenfalls scheine ich gerade eine ziemliche Aggression gegen meinen Ball zu hegen. Vielleicht bin ich auch nur sauer, daß man mich mit so einem langweiligen runden Ding abspeist.

Noch ein Kinderbild

Donnerstag, 29. September 2011

Jugendsünden

Da ich mich bereits beim Bescheuertsten-Kinderbild-Contest geoutet habe, kann ich hier nun auch mein Geheimnis verraten: Eine erste und einzige Lack/Leder-Fotosession. Irgendwann kommt ja doch alles ans Licht. Ok, ich war jung und brauchte das Geld hatte keine Wahl. Eigentlich dachte ich, ich mag nur deshalb keine Lackklamotten, weil man so unsäglich drunter schwitzt, aber wer weiß, vielleicht hat diese Abneigung viel frühere Ursprünge...

Bescheuertstes Kinderfoto 4

Bescheuertstes Kinderfoto-Nachtrag

Freitag, 9. September 2011

Als der Tag der Wahrheit ausbrach

Mittwoch, 7. September 2011

Der alte Herd

Der alte Herd

Meine Großmutter hob in ihrer Rumpelgarage einen uralten Kinderherd auf. Wahrscheinlich hatte sie Anfang des letzten Jahrhunderts noch selbst damit gespielt. Er sieht zwar aus wie ein großes Stück Schrott, war für uns Kinder jedoch ein funkelnder Schatz, der immer dann geborgen wurde, wenn ich zu Besuch bei den Großeltern war. Man konnte viele raffinierte Sachen damit machen, zum Beispiel in die ovale Blechdose (den Wasserspeicher) Wasser füllen, welches vorne an einem kleinen Wasserhahn wieder herauslief, wenn man den Hahn aufdrehte. An der Vorderseite befanden sich kleine Klappen, in die normalerweise die Holzfeuerung gehört hätte, so wie man damals noch auf Holzherden gekocht hat.

Montag, 2. Mai 2011

...

Ist der Fisch zu frisch, schmeckt er nicht. Das hängt mit der Totenstarre zusammen und dem Abbau von Milchzucker zu Milchsäure, der in der Muskulatur stattfindet. Das Fleisch frischer Fische ist fad. Erst nach ein paar Stunden, wenn sich die Totenstarre gelöst hat, bilden sich die Geschmacksstoffe. Deshalb verschmähen Feinschmecker tiefgefrorene Ware von Fabrikschiffen, denn die Fische werden auf hoher See noch vor dem Einsetzen der Totenstarre und deshalb viel zu frisch verarbeitet.
Alten Fisch erkennt man am typisch "fischigen" Geruch, der durch den Abbau von Fischeiweiß und Fett entsteht. "Fisch muß nach Meer riechen", sagen Spitzenköche und Kenner...
..."Man sollte den Händler fragen, ob der Fisch schon vorher gefroren war", sagt Dr. Matthias Keller vom Fischinformationszentrum in Hamburg....
...Denn das Gewicht von Fisch läßt sich manipulieren. "Wiederaufgetaute Fische bringen mehr auf die Waage, wenn der Händler sie vor dem Einfrieren mit phosphathaltigem Wasser gewaschen hat", sagt Dr. Keller.

(aus "Unser kläglich Brot" von Eva Goris)

In meiner Kindheit gab es fast um die Ecke einen Fischladen, dort waren die Fische noch superfrisch, nämlich lebendig. Sie schwammen in großen Holzfässern und wenn man welche davon wollte, wurden sie mit einem Käscher herausgeholt und von der Verkäuferin mit einem Holzhammer getötet. Als Kind war es mir immer sehr suspekt, wenn die Fische danach noch herumzappelten. Aber noch etwas war völlig anders als heute im Fischmarkt in der Nähe. Nicht nur, daß man keine lebendigen Fische mehr sieht, in dem kleinen Fischladen flog einem bei dem ersten Schritt, den man hineintat, sofort eine erfrischende Brise von Salzwasser und Meer entgegen, sowie natürlich Fisch. Diesen Geruchscocktail mochte ich. Im Fischmarkt riecht es heute nur noch nach Fisch und Essen.

Sonntag, 6. März 2011

...

Die Katze war so klein, daß sie in meine Kinderhand paßte, ihre Augen noch verklebt und blind, als sie zu mir kam. Viel zu früh der Mutter entrissen. Aber es ging nicht anders, da an diesem Tag die Tierfänger kommen sollten, um alle Katzen mitzunehmen. Als ich grünes Licht von meiner Mutter bekam, eines der Kätzchen zu holen, griff ich in der Aufregung das erste, das mir unter die Finger kam. Am nächsten Tag waren alle anderen weg. Mein Vater behauptete später, ich hätte mir das Häßlichste ausgesucht, weil sie eine unregelmäßige Zeichnung an der Stirn hatte. Sie war winzig, sah auf dem Puppenwagenkissen, das sie zum Schlafen bekam, aus wie ein verlorener Krümel und zitterte andauernd. Vielleicht vor Kälte, vielleicht vor Angst. Ich zog sie mit einem Liebesperlenfläschchen und Milch auf, und ich wundere mich heute noch, daß sie bei mir überlebt hat. Sie wurde tatsächlich eine große, gesunde Katze, allerdings immer sehr dünn und grazil. Ich vermute beinahe, meine Eltern hatten selbst nicht damit gerechnet. In Nächten wie diesen wache ich manchmal auf und denke daran, was ich alles falsch gemacht habe, was für eine schlechte Ersatzmutter ich ihr gewesen bin und was ich hätte besser machen können. Doch ich war klein, hatte die falschen Ratgeber und hätte ihr die Mutter wahrscheinlich sowieso nie richtig ersetzen können. Und ich wundere mich heute noch, daß sie überlebte. Aber man merkte ihr an, daß sie durch den Mutterverlust etwas gestört war. Sie zitterte auch später noch oft, war sehr ängstlich, mißtrauisch, stolz, einsam - selbst mit der Familie um sie herum, eigensinnig, kratzbürstig, und ihr Katzenleben lang sehr jugendlich und schlank. Erinnert mich irgendwie an mich selbst.

Sonntag, 6. Februar 2011

...

Der silberhaarige Dr. Sch., Pfarrer i.R., am Fenster gurrende Tauben und krächzende Krähen mimend, wenn ich auf dem Hof spielte. Die alte Frau von ganz oben, die mir ab und zu Bonbons hinunterwarf. Der dicke Herr H., der seinen Weg zum Küsteramt ging, und sich nie aus der Ruhe bringen ließ, wenn ich ihn den dicken Herrn H. nannte. Die Katze, die am Küchenfenster maulte, weil sie auch hinauswollte. Der Kantor mit den langen Händen, fröhlich am Fenster eine Melodie pfeifend. Der schweigsame Hausmeister, nach dem rechten sehend, und mir mit dem Finger drohend. Die Zigarettenkippen, wie Schätze in den Pfützen schwimmend. Als die Welt noch in Ordnung war...

Dienstag, 16. November 2010

Krankenhauserinnerungen

Ich war zweimal in meinem Leben als Patient in einem Krankenhaus, nämlich als Kind, als ich noch nicht weglaufen konnte. Beim ersten Mal war ich ca. zweieinhalb bis drei Jahre alt und meine Eltern haben immer behauptet, ich könne mich daran nicht erinnern und bilde mir das nur ein. Stimmt aber nicht. Ich kann mich sehr wohl an einiges erinnern, auch an einiges in diesem Alter, das nicht im Krankenhaus stattfand. Überhaupt neige ich zu der Theorie, daß ein gutes Traumerinnerungsvermögen irgendwie in Beziehung steht zu einem guten Kindheitserinnerungsvermögen. Auch damals fand eine Punktion statt, allerdings eine des Rückenmarks, an die ich mich selbst nicht erinnern kann. Ich weiß nur, daß ich von Ärzten und Schwestern umringt war, meine Mutter darunter, welche zu mir sagte, sie würde wiederkommen und dann verschwand. Später war sie wieder da und hatte meine Hausschuhe und allerhand andere Sachen mitgebracht. Ich wurde in einen riesigen alten Krankenhausflur geschoben, wo ich erst einmal eine Weile im Gitterbettchen an einem Fenster stand, durch welches die Sonne hereinschien. Eine Schwester kam, legte mir eine Tablette hin und sagte, ich solle sie nehmen, wenn ich Kopfschmerzen habe. Ich weiß nicht, ob ich sie genommen habe, denn an meinen gesundheitlichen Zustand kann ich mich überhaupt nicht erinnern. Ich weiß nicht mehr, ob es mir gut ging oder schlecht, nur die Bilder sind geblieben. Unter anderem ein langer Krankenhausflur, der nach links um die Ecke ging, einige geöffnete Türen, hinter denen man Kinder gesehen hat. Unter ihnen ein schwarzhaariges Mädchen, welches mir seltsam vertraut und bekannt vorkam. Im Nachhinein bin ich aber nicht sicher, ob diese Erinnerung nicht doch nur etwas Hinzugefügtes oder mit späteren Erlebnissen Vermengtes ist. Ich war mit einem anderen Kind in einem Krankenhauszimmer untergebracht. Unsere Gitterbetten standen hintereinander an der linken Wand und man konnte sie sehen, wenn man durch die Glasscheibe in der Tür schaute. Bis auf die Schwestern durfte niemand herein. Auch meine Eltern mußten draußen bleiben, winkten, wenn sie zu Besuch waren, durch die Glasscheibe und zeigten mir neue Teddys oder Puppen, die sie mitgebracht hatten. Zum Essen setzte man uns an getrennte Kindertische im Zimmer. Einmal fragte mich das andere Kind, ob es meine Negerpuppe haben dürfte. Ich gab die Puppe her und als ich sie zurück bekam, hatte sie keine Finger mehr. Gebadet wurden wir in einer Wanne, die an der Wand befestigt war. Eine stämmige Schwester hob uns der Reihe nach hinein, um uns zu waschen. Ich mochte es als Kind nicht, hochgehoben zu werden, egal zu welchem Zweck, weshalb ich immer herumzappelte. Die Schwester schimpfte deshalb mit mir und ich habe dann stillgehalten, allerdings nicht gerne.
Beim zweiten Mal war ich ca. sechs Jahre alt und mir sollten die Mandeln herausgenommen werden. Auf der Station wurden sowohl Mandeln herausgenommen, als auch Ohren angelegt, weshalb viele Kinder mit Kopfverband herumliefen. Im Zimmer waren wir zu viert und es gab einen Aufenthaltsraum, in welchem gegessen und gespielt wurde, allerdings kann ich mich nicht erinnern, daß ich viel gespielt hätte. Zum Abendessen gab es regelmäßig Bananenbrote, und das in der DDR, man stelle sich vor. Allerdings durften diese Brote nicht die mandeloperierten Kinder essen, da Bananen für diese verboten waren. Mich hat das nicht gestört, da mir die Zusammenstellung von Banane auf Brot eh etwas suspekt war, aber ich kann mich an ein Mädchen erinnern, die unbedingt Bananenbrote essen wollte, es auch manchmal schaffte, sich welche zu stibitzen und dann entweder Aua oder Ärger mit den Schwestern oder beides bekam. Die Operation fand mit einer ganzen "Ladung" Kinder in einem Durchgang statt. Dazu wurden wir zu zweit auf Transportliegen geschnallt, d.h. ich hatte die Füße des anderen Kindes an meinem Kopf und dieses hatte wiederum meine Füße an seinem Kopf. Dann wurden wir in Fahrzeuge verladen, irgendwo wieder ausgeladen und in ein Wartezimmer mit "Wartebetten" gebracht. Auch in diesen Betten waren wir jeweils zu zweit. Während wir warteten wurde auf einer Liege ein älterer Mann mit Zickenbart hereingeschoben, dem es wohl sehr schlecht ging, denn eine Nierenschale stand unter seinem Kinn. Durch Gerüchte und Gemurmel erfuhr ich, daß dies der bekannte Schneidermeister Nadelöhr aus dem Kinderfernsehen ist. Ich war mir nie ganz sicher, ob die Gerüchte stimmten, aber da der Schauspieler 1976 gestorben ist, würde es genau passen.
Schließlich wurde ich aus dem Bett gehoben und in das Operationszimmer getragen. Auch jetzt zappelte ich natürlich wieder herum, da ich es nicht mochte hochgehoben zu werden, so daß mich der Arzt ermahnen mußte, still zu halten, er würde mich schon nicht fallen lassen. Ich wurde auf den Operationstisch gelegt, bekam eine Nadel in die Hand, sollte in einen Ballon atmen und dann weiß ich nichts mehr. Auch auf der Rückfahrt muß ich wohl noch unter Narkose gestanden haben, denn ich kann mich nicht erinnern, wie ich zurückgekommen bin. Nach der Operation war Trinken anscheinend verboten, jedenfalls bekam ich in der Nacht so großen Durst, daß ich barfuß zum Waschbecken im Zimmer tappte und Leitungswasser trank. Die anderen Kinder ermahnten mich und sagten, das dürfe ich nicht, doch das war mir in diesem Moment egal. Allerdings übersah ich, daß ich wässrige Fußspuren vom Waschbecken bis zu meinem Bett hinterlassen hatte. Als die Schwester wenig später noch einmal in das Zimmer kam und die Fußspuren sah, wurde sie sehr ärgerlich und "versprach" mir, gleich mit einer großen Spritze wiederzukommen. Das habe ich natürlich geglaubt und die halbe Nacht vor Angst wach gelegen. Am nächsten Tag wurde ich nochmals bestraft, nämlich damit, daß meine Stimme weg war und ich keinen Ton mehr herausbekommen habe. Die anderen Kinder ärgerten mich, indem sie mir Fragen stellten oder mich aufforderten, etwas zu sagen, worauf ich allerdings nur mit einem hilflosen Krächzen reagieren konnte. Irgendwann, Tage später, blickte ich durch das Fenster des Aufenthaltsraumes und sah zwei vertraute Gestalten sich der Klinik nähern. Es waren meine Eltern, die mich Abholen kamen. Die Freude hätte nicht größer sein können.