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Donnerstag, 14. September 2006

Diese dämliche "Firma" kotzt mich so langsam echt an...

Mit tendenziellen Dummbeuteln zu tun zu haben ist das eine, Kindergarten, Gängelei und der Hang zum Treten nach unten und Buckeln nach oben das andere, und die Art, wie manche übervorteilt werden, das dritte. Eigentlich ist alles so wie immer - je mehr man arbeitet, um so mehr ist man in den Arsch gekniffen. Da kommt gestern eine Kollegin und sagt, ich solle mich um die Post von Kollegin H. kümmern, die sich vor ein oder zwei Wochen krank gemeldet hat (im übrigen hält sie sich generell öfter zu Hause auf als auf Arbeit). Anscheinend hat sie gewußt, dass sie krank wird, denn sie hat mir vorher noch rechtzeitig zwei echte Scheissakten gegeben, die sie zwar angefangen hatte, aber wohl nicht weiter bearbeiten wollte. Ok, dachte ich, wahrscheinlich weiß sie über dieses Metier nicht so genau Bescheid wie ich, und saß ca. drei Tage an den Dingern. Im Prinzip hab ich ja auch nichts dagegen, mich um ihre Post zu kümmern, allerdings nervt es mich, dass ich mich kümmern soll, aber sich nie irgendein Schwein um meine Post kümmert, wenn ich nicht da bin. Diese stapelt sich munter, bis der Postkasten überquillt, was er im übrigen schon nach zwei Wochen macht. Nun habe ich also die Post von ihr geholt und meiner Kollegin noch gesagt, dass ich ab nächster Woche Urlaub habe. Die Post war lächerlich wenig - eine Postmappe und zwei bis drei Briefe, für mich zwar gut, aber auch irgendwie verdächtig, nun gut, wer kaum anwesend ist, kann natürlich nicht viel schreiben und bekommt eben wenig Post.

Heute kommt nun meine Chefin und meint so, sie habe gehört, ich sei bald im Urlaub, wann ich denn Urlaub hätte, sie habe sich das nicht aufgeschrieben. Ich sage ihr also, dass ich ab nächste Woche vier Wochen Urlaub habe und sie fragt: "Habe ich das denn schon unterschrieben?"
Ich: "Aber natürlich. Ich habe es sogar schon von der Büroleitung zurück."
Sie schief grinsend: "Na gut. dann lassen wir das so."
Ha, ha, ha, Witz komm raus....

Ja, ich weiß lieber würde sie mich an den Schreibtisch ketten, mich kann man ja so schön als Arbeitsklaven mißbrauchen, mir alles aufdrücken, wozu man selbst keine Lust hat, und alle anderen wegrationalisieren. Ich verlange noch nicht mal eine Stelle oder eine Beförderung - wie praktisch.

Ich bin ehrlich froh, dass ich in den nächsten vier Wochen zwar weiterhin jede Menge Arbeit haben werde, aber nur mir selbst gegenüber verpflichtet und verantwortlich bin, mich nicht gängeln lassen muss, keine Arbeit von anderen miterledigen muss und hinterher mehr von der Schufterei habe werde, als einen Arschtritt. Ich entscheide, wann ich wieviel und was mache, wie schnell oder wie langsam ich arbeite, ob ich zwischendurch was anderes machen möchte oder nicht. Niemand der herumnörgelt, weil auf einer Exceltabelle keine Pluszeichen vor den Zahlen stehen, weil Zahlen ohne Minus in Excel automatisch Pluszahlen sind, niemand, der andere aus Karrieregeilheit unter Druck setzt und hundert Statistik-Meldungen für nix haben will. Das wird zwar auch jede Menge Stress, aber wenigstens ist er selbstgemacht.

Hei, hei, hopsassa....

Vor meinem Bürofenster singen gerade Kinderstimmchen aus einer Kindergartengruppe ständig "Hei, hei, hopsassa, der Herbst ist da!"
Nachdem das nun an die zwanzig Minuten so ging, bin ich inzwischen auch soweit und singe begeistert an meinem Schreibtisch mit:

Hei, hei, hopsassa, der Herbst ist da!
Hei, hei, hopsassa, der Herbst ist da!
Hei, hei, hopsassa, der Herbst ist da!
Hei, hei, hopsassa, der Herbst ist da!
Hei, hei, hopsassa, der Herbst ist da!

Ja, das waren noch Zeiten, als man den ganzen Tag hindurch singen und spielen durfte....

Die längst vergessenen, alten Schulhefte

Eigentlich hätte ich nicht damit gerechnet, diese noch einmal in meinem Leben wieder zu sehen. Schließlich habe ich sie stets so bald wie möglich nach einem Schuljahr oder wenn ich wusste, dass ich sie nicht mehr brauche, entsorgt. Ich hegte nie das Bedürfnis, so etwas aufzuheben. Das einzige, was ich noch besitze, ist meine Facharbeiterprüfungsarbeit mit dem Titel: "Untersuchen Sie, welche Spezialmaschinen bei der Anfertigung einer Hose eingesetzt werden, beschreiben Sie deren Anwendung und die sich daraus ergebenden Vorteile.", eine Staatsbürgerkundearbeit zu der Aufgabe "Erarbeite eine Argumentation zu der Behauptung, die Sowjetunion bedrohe die freie Welt mit einer maßlosen Aufrüstung und trage somit die Schuld an der Verschärfung der internationalen Lage!", eine Semesterarbeit zu dem Thema: "Gefährdet der Dualismus zwischen den öffentlich-rechtlichen und den privaten Funkmedien die politische Funktion dieser Massenmedien?", sowie diverse juristische, betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Klausuren. Ich habe meine Schulhefte und -hefter gehasst, ebenso wie ich meine Schrift und generell das Mitschreiben gehasst habe, und hatte nie Lust, mir mein Gekrakel irgendwann nochmal zu Gemüte zu führen.

Heute nun erzählte meine Mutter, als ich bei ihr war, um wieder einigen Müll wegzuschaffen, dass sie den letzten großen Karteikasten meines Vaters erst nicht aufbekommen habe, er ihr aber plötzlich herausgerutscht und der gesamte Inhalt herausgefallen wäre. Dieser bestand aus Bergen von handbeschriebenen und in der Mitte durchschnittenen Papierblättern. Meine Mutter fragte mich feststellend, dass das doch meine Handschrift wäre. Ich erkannte meine Schrift ebenfalls, konnte mir jedoch nicht vorstellen, woher meterweise beschriebenes Papier von mir kommt, weshalb ich erst zweifelte. Doch nach Durchsicht fand ich auch noch ein A5-Heft, auf welchem in Russisch mein Name stand und diverse Karteizettel, die meinen Namen enthielten. Als ich mir die Sachen genauer anschaute, stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass mein Vater anscheinend sämtliche Schulhefte aus allen Klassen von mir gesammelt, sie auseinandergenommen und in der Mitte durchgeschnitten hat, damit die Seiten als Karteiblätter in den Karteikasten passen.
Genaugenommen haute mich das so aus den Socken, dass ich immer wieder rief: "Was ist das denn? Das gibt's doch nicht!", denn zum einen ist es mir wirklich ein Rätsel, was er mit diesem Papier wollte und zum anderen, wie er da ran gekommen ist. Es scheint fast so, als hätte er sie aus dem Mülleimer gefischt, wenn ich sie entsorgt habe. Eigentlich ist das meiste darin völlig uninteressant, gerade aus den unteren Klassenstufen, außerdem ist ja alles zu Karteikarten zerschnitten, wenn er einfach nur ein Heft hätte von mir aufheben wollen, wäre es nicht notwendig gewesen, diese kiloweise in Karteikästen zu horten, es ist mir unbegreiflich, was er sich dabei gedacht hat. Merkwürdig daran finde ich auch, dass sich nur Schulhefte von mir finden, aber kein einziges von meinem Bruder.

Meine Mutter wollte wissen, ob ich das Zeug haben will, aber da ich es bisher nicht vermisst habe, werde ich es auch künftig nicht vermissen. Wer kann es sich schon leisten, in einer kleinen Mietwohnung jedes winzige Zipfelchen seines Lebens in einem Archiv zu verwahren (ok, bis auf Marlene Dietrich, aber die hatte dann auch nur noch Platz für das Bett)?
Sollte mir wirklich irgendwann der Physik-Nobelpreis verliehen werden, ist das natürlich ein herber Verlust für meine künftigen Biographen, wenn sie nicht mehr in meinen alten Physikheftern wühlen und nach den ersten Geistesblitzen fahnden können. Aber so ein bißchen geheimnisvolle Aura hat noch nie geschadet....