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Sonntag, 11. Oktober 2009

Подмосковные Вечера



Den Chor finde ich ja anfangs etwas übertrieben, aber man bekommt den Text und schöne Bilder mitgeliefert.

Von Kuckucksuhren und verpaßten Sonnenaufgängen

Da es auf dem Balkon zu dunkel geworden war, zog ich mich mit Twain in die Badewanne zurück und las von dessen (inzwischen in der Schweiz angekommen) vergeblichen Bemühungen, einen alpinen Sonnenaufgang zu erleben. Ein wenig erinnerte mich das an unsere Mondscheinkahnfahrt ohne Mond, besonders auch in den gegenseitigen Schuldzuweisungen. Alsbald mußte ich Wasser aus der Wanne lassen, weil ich Tränen lachte.

Über Kuckucksuhren schreibt er indessen wie folgt:

Jahrelang hatte meine eifrigste Abscheu der Kuckucksuhr gegolten; nun befand ich mich hier zu guter Letzt mitten in der Heimat dieses Geschöpfes; und so lag mir immer, wohin ich mich auch wandte, dieses zermürbende "Huhu! Huhu! Huhu!" in den Ohren. Ein schöner Zustand für einen nervösen Menschen. Manche Töne sind abstoßender als andere, aber kein Ton ist so unsinnig, albern und unangenehm wie das "Huhu" der Kuckucksuhr, meine ich. Ich habe eine gekauft und nehme sie für eine gewisse Person mit nach Hause; denn ich habe immer gesagt, daß ich diesem Manne eins auswischen würde, wenn sich je die Gelegenheit dazu ergeben sollte. Ich hatte zwar gemeint, daß ich ihm ein Bein brechen würde, oder etwas in dieser Art; aber in Luzern erkannte ich sofort, daß ich seinen Geist zerrütten könnte. Das wäre dauerhafter und in jeder Beziehung befriedigender. Also kaufte ich die Kuckucksuhr; und wenn ich jemals damit nach Hause komme, ist er "geliefert", wie man in den Silbergruben sagt. Ich dachte an einen weiteren Kandidaten - einen Literaturkritiker, den ich nennen könnte, wenn ich wollte -, aber nachdem ich es mir überlegt hatte, kaufte ich ihm doch keine Uhr. Seinem Geiste könnte ich keinen Schaden mehr zufügen.
(aus "Bummel durch Europa")

Man nehme

Mark Twain (natürlich nicht ihn selbst, sondern sein gesammeltes Wandersmanngarn), setze sich damit lesend auf den Balkon, und bald werden sich die Nachbarn neiderfüllt fragen, was man da wohl die ganze Zeit zu kichern, glucksen, prusten und in lauthalse Lachanfälle auszubrechen hat. Wenn ich Twain lese, fühle ich mich stets sehr stark an mich selbst und die Dinge, die ich schreibe, erinnert. Nicht daß ich mich mit ihm vergleichen würde, aber ich habe immer den Eindruck, daß wir einen ziemlich ähnlichen Humor haben, sowie das gleiche Vergnügen daran, aus Kleinigkeiten mit Humor und Sarkasmus höchst ausufernde Abenteuer zu gestalten (man nehme nur seine Geschichte über die nächtliche Wanderung rund um den Eßtisch). Vielleicht sind wir so etwas wie Humorgefährten. Eigentlich würde ich ihn tatsächlich gerne einmal persönlich auf meinem Balkon begrüßen.

Der Sarg meines Vaters und Michael Jackson als rasender King Kong (Venus tr Konjunktion Pluto r)

Ein Klassenzimmer, in dem der Sarg mit meinem Vater steht. Es ist nicht mehr üblich, die Särge in der Erde zu vergraben, sondern man bewahrt die Toten in einem Sarg voll Erde auf. Da die Körper dabei von Erde umgeben sind, ist man von den Auswirkungen der Verwesung ziemlich geschützt, kann den Sarg mitten irgendwo im Zimmer aufstellen und muß nicht erst auf den Friedhof gehen, um den Toten zu besuchen. Bei meinem Vater ist allerdings einer der Füße aus der Erde gerutscht und schaut ein wenig aus dem Sarg heraus, dies stört jedoch keine der zahlreichen Personen um mich herum. Verwesende Gliedmaßen sind inzwischen etwas ganz Normales. Ihnen begegnet man überall, da auch andere Särge, die in Zimmern stehen, nicht unbedingt so streng verschlossen sind. Irgendwie stört mich der Sarg, weil er den Platz für einen Schreibtisch für mich wegnimmt. Ich habe keinen Platz zum Sitzen und zum Arbeiten, und versuche das jemandem klar zu machen, damit dieser erlaubt, den Sarg hinausbringen zu lassen. Meine ehemalige Chefin schwebt herein, d. h. sie läuft trotz ihrer Körperfülle in einer seltsam affektierten Art, und bekommt den Disput mit.
Gerade sage ich, daß ich Tag für Tag am Grab meines Vaters gewesen bin - hier korrigiere ich mich, da mir einfällt, daß es so nicht stimmt -: Ich sei oft am Grab meines Vaters gewesen, aber jetzt wäre es an der Zeit, den Sarg zu entfernen, um Platz zu schaffen, damit ich an einem vernünftigen Schreibtisch sitzen kann und auch vernünftig arbeiten kann. Meine Chefin signalisiert hier mit einer Bemerkung ihre absolute Zustimmung zu meiner Meinung, hält sich aber nicht weiter auf, sondern schwebt an mir vorbei zu den anderen Leuten im Raum. Ich bin froh, daß ich wenigstens sie mit meinem Wunsch hinter mir habe, denn anscheinend ist man hier über solche Vorschläge nicht sehr erbaut. Während ich ihr nachschaue, fällt mir auf, daß sie eine unnatürlich gelbe Haut hat. Sie steht jetzt vor den anderen, öffnet ihre Bluse und präsentiert ihnen etwas, das ich selbst nicht sehen kann, aber aus den Reaktionen in hellsichtiger Weise erkenne: Ein tellergroßes Geschwür an ihrem Oberkörper.

In einem anderen Zimmer, wieder in ein Gespräch vertieft. Eine Wand des Zimmers fehlt und der Raum geht direkt in die Umgebung über. Aus dem Augenwinkel beobachte ich eine dichte schwarze Wolke, welche immer größer und größer wird, sich bis hoch in den Himmel ausdehnt. Aus dieser Wolke materialisiert sich eine Gestalt, eine Mischung aus Michael Jackson und einem Gorilla, in der Größe von King Kong. Der allererste Blick, mit gewendetem Kopf, schräg über die Schulter, mit unheimlichen, tierischen Augen, fällt genau auf mich. Nun bin ich diesem Wesen gegenüber winzig klein und überlege deshalb, ob es mich überhaupt gesehen hat. Vielleicht hat es mich ja gar nicht wahrgenommen. Andererseits weiß ich doch genau, daß es nicht so ist, sondern daß diese Mischung aus Michael Jackson und King Kong allein mich sucht, mich überall hin verfolgen wird und mich ganz sicher auch erkannt hat. Also beschließe ich sogleich zu flüchten. Während ich mich eilig vom Ort entferne, überlege ich fieberhaft, wo ich mich verstecken könnte. Am sichersten erscheint mir, mich in einem Kleiderschrank zu verstecken, da winzige Schränke dieses Geschöpf vielleicht nicht interessieren. Ich bin mir allerdings nicht klar darüber, wie es mit seinem Geruchssinn aussieht. Eventuell kann er mich ja "erschnüffeln". Doch ein Schrank ist sowieso weit und breit nicht in Sicht. Stattdessen gehe ich die Treppen zu einem Schwimmbad hinunter. Seltsamerweise sehe ich um das erhöhte Schwimmbecken herum sich sehr lange Besen bewegen. Nanu? Was ist das? Doch mit einigen Schritten weiter lüftet sich schon das Geheimnis. Eine Putzkolonne fährt lautlos auf Weinachtschlitten um das Becken herum und auf jedem Schlitten befindet sich ein Besen, die ich in der Länge auf mindestens drei bis vier Meter schätzen würde. Nun ist die Putzkolonne aus den Schlitten gestiegen und kommt mir auf der Treppe entgegen. Die Chefin ist eine ältere, verhärmt aussehende Frau mit feuerroten kurzen Haaren. Sofort vermute ich, daß es eine Hexe ist. Das würde auch die merkwürdigen Besen erklären. Sie ruft jemandem aus der Kolonne etwas zu und nennt ihn "Stefan". Es gibt zwar jede Menge Personen, die Stefan heißen, aber etwas in der Art ihrer Aussprache, eine kleine Betonung nur, läßt mich sofort wissen, daß es ein Stefan ist, den ich kenne. Nur woher? Es will mir nicht recht einfallen. Vielleicht einer meiner Blognachbarn? Aber ich habe keine Zeit, mich mit diesem Stefan weiter zu beschäftigen, denn ich muß mich vor King Kong in Sicherheit bringen.

Bemerkung: Ein Traum wie ein Abstieg ins Totenreich. Samhain ist doch noch gar nicht...