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Sonntag, 9. August 2015

Yoga und Gefahr

In einer großen Bahnhofshalle gebe ich einer Masse von Menschen Yogaunterricht. Ich mache das nicht freiwillig, sondern wurde dazu genötigt. Eher unkonzentriert strecke ich deshalb meine Beine zu einer Kerze in die Luft.
Später entdecke ich in einem Schrankfach einen riesigen Vorrat an Lebkuchen, sowie wenige Pralinen. Nun ja, Lebkuchen können ja auch das ganze Jahr hindurch schmecken. So ein Vorrat ist sicher nicht verkehrt.
Schließlich folge ich einem Wanderweg, der mich an einer S-Bahn-Brücke immer wieder gefährlich nah an die Gleise führt. Dauernd laufe ich zurück oder kraxele an irgendwelchen Abhängen herum, um doch noch einen ungefährlicheren Weg zu finden - es tut sich aber keiner auf. So viel, wie ich hier umkehre und an den Gleisen herumklettere, denken die Leute wahrscheinlich schon, ich sei lebensmüde.
Dann befinde ich mich in einem Wald aus meterhohem Bambus und suche das Kulturministerium, welches absichtlich sehr versteckt darin gebaut wurde. Als ich es gefunden und betreten habe, lese ich in einem alten Buch ein eher unbekanntes und wohl frühes Werk von Stefan Heym.

Wenn ich jetzt die Kobra mache, habe ich immer das Gefühl, ich hätte auf einer Seite der Brust einen Gummiball darunter. Ich frage mich direkt, ob meine Brüste wohl früher, als sie noch fest waren, auch so gedrückt haben, kann mich aber nicht erinnern. Beim Schlafen finde ich es fast etwas gefährlich auf dem Bauch zu liegen, weil ich im Halbschlaf anfange zu suchen, was dort drückt und fürchte, ich könne mir dabei die operierte Brust verletzen, an der ich ja nicht mehr so viel merke.

Mittwoch, 5. August 2015

Mein extraordinärer Luxus-Trostspender

ist heute bei mir angekommen und da ich inzwischen bereits meine erste Geburtstagsmail erhielt, obwohl es gefühlt für mich noch lange hin ist (geht mir komischerweise jedes Jahr so), passt das ja. So ist das schlechte Gewissen über diese Geldausgabe nicht ganz so groß. Im Paket waren außerdem zwei Kundenmagazine von Juli und August, sowie ein Tütchen Goldbären enthalten. Und ebenfalls ein Stück Pappe, welches wohl nur zum Schutz hineingelegt wurde, aber auf einer Seite so eine schöne rindenartige Struktur hat, daß ich sie nicht wegwerfen möchte. Die Kiste des Mix & Match Studio Caddy Premium Gift Sets von Faber Castell selbst ist ziemlich groß.

Trostpflaster1

Trostpflaster2

Vor lauter Eifer packte ich sie falsch herum aus, so daß die Stifte alle bunt in der Kiste herumkullerten. Ich hatte auch nicht damit gerechnet, daß alles bereits fix und fertig so in der Packung steht, sondern dachte, man bekommt die verschiedenen Einheiten als einzelne Packungen und muß sich den Organizer erst zusammenbauen. Aber selbst einsortieren macht ja eh viiiiel mehr Spaß.

Zum Glück war dann in dem Teil noch genug Platz, um all die anderen Stifte und Utensilien, die bei mir in Federmäppchen, Kartons und Dosen herumschwirren, hineinzusortieren und nun alles beieinander zu haben. Jetzt ist es aber auch sehr dicht gedrängt da drin. Was ich noch vermisse, ist ein Henkel, denn ich habe in meiner kleinen Wohnung ja keinen festen 'Arbeitsplatz', sondern klemme mich mal an den Küchentisch, mal an den Balkontisch und mal an den Computertisch. Das Skalpell bekam ich übrigens mal von meiner Schwägerin, die früher bei der Kripo gearbeitet hat und sich dort Skalpelle vom Pathologen organisierte, weil man damit so gut Teppich schneiden kann. Man kann aber auch noch ganz andere Dinge damit anstellen.

Trostpflaster3

Trostpflaster4

Dienstag, 4. August 2015

In einer sechsstündigen OP

wurde heute von mir ein Stück Haut mit Hilfe von Flachzange, Nadel, Pinzette und viel Eis von seinem Untergrund getrennt. Ich habe neben der operierten Brust, nicht ganz unter der Achsel, eine eingefallene Stelle, die mich einfach wahnsinnig macht, vor allem im Bikini, weil sich die Stelle nicht ganz abdecken und damit nicht vergessen läßt. Als ich die Stelle zuerst sah, wirkte sie noch viel größer und als ob dort eine größere Fläche von Haut mit dem Gewebe darunter verwächst. Ich habe sofort angefangen zu massieren und die Haut zu verschieben, was auch gut geholfen hat, allerdings blieb immer ein ungefähr ein Zentimeter längliches Stück wie eingewachsen. Nachdem ich stundenlang hauptsächlich mit Nadel und Flachzange daran herumgedoktort habe, scheint die Haut nun endlich wieder verschiebbar zu sein. Es sieht jetzt zwar immer noch eingefallen aus, aber nicht mehr so eingezogen wie vorher. Und vor allem stelle ich fest, daß ich jetzt wieder den Arm über den Kopf heben kann, ohne daß es unangenehm an der Achsel zieht. Vermutlich hat die eingewachsene Stelle die schmerzhafte Spannung verursacht. Nun frage ich mich allerdings, warum man sowas nicht vom behandelnden Arzt erfährt, sondern selbst herausfinden und beheben muß. Wenn die Ärztin schon so eifrig aushöhlt, dann müßte sie ja eigentlich wissen, daß dann Haut zusammenwachsen und Probleme verursachen kann. Wenn man dann vorher gesagt bekäme, daß man die Haut regelmäßig verschieben soll, würde gar nichts erst unschön zusammenwachsen. Zum Glück hat mein Bikini Rüschen, so daß man die Brustwarzen nicht sieht. Wenn ich etwas trage, wodurch ich die Brustwarzen sehe, bin ich ständig damit beschäftigt, diese hin- und herzuschieben, damit es irgendwie paßt. Allerdings sollte ich jetzt im Bikini auch tunlichst immer stocksteif sitzen, denn sobald ich mich nach hinten lege - dazu reicht schon ein leichtes Rückwärtslehnen, es muß gar nicht flach auf dem Rücken sein - ragt die Implantatbrust in die Höhe und die andere ist flach. Wenn ich mich dagegen nach vorne beuge, sieht die Implantatbrust aus, als wäre eine fast halbleere, faltige Tüte darin und die Dellen im oberen Drittel fallen besonders 'schön' ein. Nach meinen Erfahrungen in meinem Spezial-Implantattest bisher, komme ich langsam zu der Meinung, daß Implantate wohl nur etwas für Frauen mit sehr festen und kleinen Brüsten sind oder für Frauen, die sie auf beiden Seiten haben. Für alle anderen so wie mich verstehe ich nicht, warum es keine Implantate gibt, die ein unteres flaches und festeres Volumen und ein oberes beweglicheres Volumen haben, so daß die Brust weder ganz steht, noch ganz hängt. Sonst wird doch auch jeder Mist erfunden und eigentlich müßte man ja nur die verfügbaren Implantate miteinander kombinieren.

Samstag, 1. August 2015

Großes Unglück

erfordert große Trostpflaster. Und ich wüßte auch schon eines (obwohl das natürlich kein wirklicher Trost wäre, sondern nur eine teure Ablenkung), nämlich dieses Studio Caddy Premium Gift Set von Faber Castell ab 280 EURO aufwärts. Ich wäre bereit, das Geld auszugeben, aber leider gibt es das nur in den USA. Und niemand will dort mein Geld und mir das Gift Set schicken. Ich verstehe sowieso nicht, wieso es viele Produkte von Faber Castell nicht in Deutschland gibt, obwohl die Firma doch aus Deutschland kommt. Der Herr Graf scheint das Geld potentieller deutscher Kunden zu verschmähen. Dann halt nicht. Es wäre sowieso der reine Wahnsinn, aber dieses ganze Jahr ist einfach nur ein Fall zum Haareraufen und wahnsinnig werden, da könnte ich ruhig auch Geld verrückt zum Fenster herauswerfen. Wobei es wahrscheinlich besser wäre, das Geld für Brust-OPs zu sparen.

Freitag, 31. Juli 2015

Bunte Vögel und Heavy Metal

Es scheint gerade eine Zeit der bunten Vögel zu sein. Am Mittwoch flog mir der Stieglitz über den Weg und heute sah ich im Baum vor meinem Fenster einen Specht. Da ich erst nur etwas Schwarzweißes zwischen den Blättern entdeckte, dachte ich, es sei eine Elster, allerdings habe ich noch nie eine Elster kopfüber an einem Ast hängen sehen. Dann hangelte er sich näher zum Fenster und es war unübersehbar ein Buntspecht.

In der Nacht träumte ich von einer Heavy Metal-Band, die bei mir zu Besuch ist. Warum und weshalb kann ich nicht sagen - eingeladen habe ich sie bestimmt nicht -, aber sie spielten ein Musikvideo von sich ab, während ich bei der Hausarbeit war, und ich begann spontan den Refrain mitzusingen. Dieser ging immer nur "Na na na..." oder auch "Ja ja ja...", das weiß ich nicht mehr. Neben mir stand plötzlich der Sänger von der Band und sang auch. So rockten wir beide halb headbangend, uns gegenseitig dabei anschauend, bis er sich lachend zu den anderen Bandmitgliedern wendet und sagt: "Die ist gut!" Klar bin ich gut, vor allem wenn ich nur brüllen muß.

Und ich bin so unglücklich. Mein Verstand sagt: "Ja, ja, du bist alle fünf Jahre mal unglücklich und rappelst dich schnell wieder auf." Aber wenn man weiß, daß nichts wieder so richtig gut wird im materiellen Sinn, ist es schwierig, daran zu glauben. Liebeskummer ist dagegen direkt ein Luxus, den man sich ab und zu mal gönnt. Manchmal ist es fast albern, weshalb man unglücklich ist, aber erzähle das mal jemand den Gefühlen. Die interessiert das alles nicht.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Zu Besuch bei Herrn Schneck und Rasenmäherfahrt

Eine andere schwarzhaarige Bloggerin und mich hat Herr Schneck zu sich eingeladen, um uns etwas zu zeigen. Doch um zu ihm nach Hause zu gelangen, müssen wir viele alte und offene Holzstufen nach oben steigen, so als würden wir einen Kirchturm erklimmen. Vielleicht ist es sogar einer. An der linken Seite der sich windenden Treppe befindet sich eine Wand aus unverputzten Felssteinen, in welche hin und wieder ein seltsamer Griff oder Hebel eingelassen wurde, evtl. ja Fackelhalterungen. Auf einer Etage, die wir passieren, liegt der pflegebedürftige Vater von Herrn Schneck. Obwohl dieser nicht mehr ansprechbar ist, wird er gehegt und umsorgt. Neben seinem Bett steht eine brennende dicke Wachskerze. Wir klettern weiter nach oben und erreichen die nächste Etage, wo wir uns niederlassen dürfen und Süßigkeiten, sowie Bilder von Besteck erhalten. Ich finde es witzig, Besteck auf einem Bild zu bekommen, denn wenn man es auf den Tisch liegt, sieht es so aus, als läge dort wirklich Besteck. Zum Glück werden uns keine Speisen aufgetischt, für die wir das Besteck benötigen würden.

Auf einem hüpfenden Rasenmäher rumpel ich eine steile, abschüssige Wiese hinauf und hinunter. Die Wiese ist voller wunderschöner, in allen Goldabstufungen leuchtender Blüten. Eigentlich schade, diese alle abzumähen, aber dafür macht das Rumpeln auf dem Rasenmäher gerade so viel Spaß.

Mittwoch, 29. Juli 2015

Es ist alles so schrecklich

Anfangs fand ich ja die "neue" Brust gar nicht so schlimm, wie ich mir vorgestellt hatte. Sie war relativ ähnlich der anderen Brust, wenn auch nur zu dreiviertel Teilen, und schien mir überraschend natürlich. Zumindest bewegte sich da noch etwas mit und ich dachte mir so, das ist zwar nicht meine Brust, aber irgendwann, wenn die Schmerzen nachlassen, werde ich mich wohl daran gewöhnen können. Am meisten störte mich nur das Loch neben der Achsel, wo die Ärztin etwas zu eifrig alles ausgehöhlt hatte und welches leider auch nicht von vielen BHs abgedeckt wird. In den letzten Tagen bemerkte ich nun, daß die Brust zwar nicht mehr sehr viel größer wird, aber dafür viel härter und steifer. Ich stellte fest, daß sich die ganze Form irgendwie geändert hat, als wenn sich die Brust ringförmig zusammengezogen hat. Dadurch steht jetzt das Volumen so hoch, wie man sich das ungefähr bei einem Implantat vorstellt. Und dementsprechend hat sich die Brustwarze sehr nach oben verzogen, so daß sich beide Brustwarzen schön schräg gegenüberstehen. Jetzt habe ich also gleich drei Sachen auf einmal, die ich NICHT wollte. Eine davon hätte vollkommen genügt.
Beim Termin zum Punktieren heute war nur noch wenig Wasser zu sehen, weshalb das entfiel, und auf die Veränderung angesprochen, meinte die Ärztin, es könne manchmal vorkommen, daß die Brustwarze nach oben wandert, weil sie keinen Halt mehr habe und daß am Implantat nichts mehr weicher wird und sich bewegt. Es steht halt und weiter nichts. (Wobei ich ja trotzdem das Gefühl habe, daß das Innere des Implantats etwas beweglich sein kann, wenn es nicht gerade steif geworden ist - so ein bißchen wie Knete. Aber wahrscheinlich muß ich dann vorher immer kneten, wenn ich es in einer bestimmten Form haben will.) Davon wurde mir vorher auch nichts gesagt. Ich glaube ja langsam, daß man sowas alles erst hinterher erfährt, weil sonst die Patienten schon vorher Reißaus nehmen würden. Dann wurde die Brust wieder fotografiert und gegenüber ist gleich noch ein großer Spiegel, in dem man, ob man will oder nicht, mit seiner neuen schrägen "Schönheit" konfrontiert wird.
Wenigstens ist von dieser ganzen Misere nichts zu sehen, wenn ich vollständig bekleidet bin. Da sieht alles völlig normal aus. Außer vielleicht, wenn ich mich ohne BH hinlege und eine Brust steht unter dem Oberteil nach oben. Oder ich habe nur BH an und man sieht das Loch an der Seite. Es ist alles so schrecklich.

Ich ertappe mich sogar dabei, daß ich Frauen beneide, die das an beiden Seiten haben, weil ich finde, wenn beide Seiten von Implantaten entstellt sind, fällt das viel weniger negativ auf, als wenn man auf einer Seite noch eine natürliche Brust hat. Da springt einen der Unterschied ja förmlich an. Und was auch noch doof ist (ich weiß), wenn ich im Fernsehen diese Helden mit doppelt amputierten Beinen sehe, die bei den Paralympics Weltrekorde aufstellen - und ich fast das Kotzen kriege. Denn wenn die sich selbst und anderen so dringend beweisen müssen, daß sie trotzdem und sogar besser laufen können, zeigt das ja eigentlich nur, wie tief die Verletzung sitzt. Das ist so ähnlich, als würde ich jetzt extra tiefe Ausschnitte tragen und mich überall präsentieren, um zu beweisen, daß ich es noch kann, aber das will ich gar nicht. Eigentlich will ich nur mich selbst anschauen können, ohne eine Krise dabei zu bekommen.

Vielleicht wäre jetzt der richtige Moment, um aufzugeben und die Brüste für dieses Leben ad acta zu legen und zu verdrängen. Ist aber ziemlich schwierig, wenn man täglich damit zu tun hat. Und man möchte sie ja auch nicht ständig in kneifende Bustiers sperren, um nicht mehr daran erinnert zu werden. So mit fast 45 wäre es ja vielleicht sogar das richtige Alter, um den ganzen Körper zu verdrängen und sich nur noch dem Geistigen zu widmen. Die Lust am Tanzen ist mir im Moment sowieso ziemlich vergangen. Schließlich hatte ich damit begonnen, um Spaß zu haben und mich in meinem Körper wohler zu fühlen. An Spaß ist gerade nicht mehr zu denken und das mit dem Wohlfühlen wurde mal wieder mit einem Streich zunichte gemacht. Mein Verstand sagt mir allerdings, daß es zu schade wäre, jetzt aufzuhören, wo ich so viele Fortschritte gemacht und mich über diese gefreut habe. Zum Beispiel wenn ich nach langem Üben eine für mich schwierige koordinative Bewegung gemeistert habe oder wenn ich mir nach und nach Choreografien merken kann, was für mich auch nicht so einfach ist. Mal ganz abgesehen von dem guten Gefühl, wenn man die vier Treppen viel besser hinauf kommt. Aber wenn ich mich nur deswegen zum Tanzen peitsche, ist es trotzdem nicht mehr das, was es mal war. Doch wenn ich es nicht mehr tue, macht mich das ebenfalls traurig. Nicht einmal auf die Wut ist mehr als Energiespender Verlaß.

Überraschend erhielt ich eine duftende Revanche von einer Leserin - eine handgesiedete Naturseife mit Ringelblumenöl und Sandelholzduft mit einer schönen Postkarte. Vielen Dank an Chutzpe! Leider bin ich bei dem Wunsch, ich möge meinen Humor behalten, in Tränen ausgebrochen. Manchmal weiß ich wirklich nicht, wo ich den Humor noch hernehmen soll.
Auf dem Heimweg flog mir heute ein Stieglitz über den Weg. Stieglitze habe ich zuletzt in meiner Kindheit gesehen, also sehr lange nicht mehr.

Seife

Montag, 27. Juli 2015

In Moabit

hatte ich diesmal am Vormittag einen Termin. Dieser war aber erstaunlich schnell abgearbeitet. Innerhalb von zwanzig Minuten stand ich wieder draußen und hatte nun drei Stunden freie Zeit bis zu meinem nächsten Termin in Weissensee. Wenn man sich in Moabit in einen der Parks setzt, fühlt man sich irgendwie nur von Pennern und Dealern umgeben, also keine Orte, wo man sich lange aufhalten möchte. Ich bin dann hinunter zur Spree gegangen, flanierte dort etwas und suchte mir ein Plätzchen zum Sitzen. Penner waren dort auch, allerdings nur auf der Moabiter Seite. Auf der Seite zum Tiergarten waren sie nicht. Ich muß ja sagen, wenn ich so in meinem löchrigen Hoody-Jacket mein Mittagessen aus Wraps, Rosinenbrötchen und Cola im Park einnehme, fühle ich mich auch schon ein bißchen wie ein Penner. Fehlt nur noch der Wodka in der Cola. Und dann immer diese Angst, wenn es hinter mir im Gebüsch raschelt, daß mir jemand mein Essen stehlen will!

Moabit1

Mein Sitzplatz:
Moabit2

Mein Sitzplatz von der anderen Seite:
Moabit3

Und eine Uhr der etwas anderen Art:
Moabit4

Nasenring und verschwundenes Mädchen

C. hat mich eingeladen, mit ihm in die Disko zu gehen. Ich freue mich darauf, möchte mich aber auch entsprechend schön machen. Er wartet bereits auf mich, während ich zuerst Schmuck anlege. Das Wichtigste dabei ist ein breiter, strassbesetzter und funkelnder Nasenring, der durch meinen linken Nasenflügel kommt. Ich betrachte mich selbst im Spiegel und finde, der Nasenring ist jetzt genau richtig. Passend dazu will ich zwei kleine Kreuze aus Strass in den Ohren tragen. Diese haben sich jedoch mit irgendetwas verheddert, so daß ich sie erst entwirren muß. C. wird langsam ungeduldig, doch mir fällt ein, daß ich mich ja auch noch schminken muß. Das gehört sich so, wenn man in die Disko geht. Ich trage Makeup auf und wenigstens die Wimpern sollte ich tuschen, wenn ich zu sonst nichts mehr Zeit habe. Ich gehe dazu in mein Zimmer, sehe aber im Spiegel, daß meine Wimpern bereits sehr voll, lang und schattig sind, also muß ich sie wohl doch schon getuscht haben. Zurück in der Diele muß ich außerdem die passenden Schuhe heraussuchen. C. öffnet die Wohnungstüre und geht die Treppen hinunter, wobei er sagt, ich könne ja um 23 Uhr zu ihm nachkommen. Daß er es aber auch so eilig hat und nicht ein bißchen warten kann! Ich bin doch wirklich schnell, aber wenn es ihm so lieber ist, na gut. Dann dreht er sich um und meint, ich könne noch besser später um 22:45 Uhr kommen. Später? Eigentlich wäre das früher. An seinem sarkastischen Ton und dem Lächeln wird mir plötzlich klar, daß er dies gar nicht wirklich so meint, sondern mich im Grunde stehen läßt. Ich bin ziemlich enttäuscht von ihm.

In einem abgesperrten Bezirk, in welchem wegen Gas Gefahr besteht, wird ein kleines Mädchen vermisst. Dieses hat die Absperrung übertreten und ward nicht mehr gesehen. Mit anderen zusammen helfe ich beim Suchen, wobei ich zuerst nur in die Absperrung laut "Marie! Marie!" hineinrufe. So ist wohl ihr Name. Ich werde jedoch sofort darauf aufmerksam gemacht, daß lautes Rufen gefährlich ist. Stattdessen schauen wir jetzt in verschiedene Kartons hinein, werden aber nicht fündig.

Samstag, 25. Juli 2015

Wein und Yoga

Der Weinstock im Schattenkübel macht sich richtig gut. Sogar den Krankenhausaufenthalt ohne Wasserversorgung hat er unbeschadet überstanden, während die Topinambur, trotz Unkrautimage, schon schlaff in den Seilen hing. Jetzt bekommt er ständig neue Blätter und rankt und rankt. Erstaunlich. Das hätte ich nicht erwartet. Gestern wunderte ich mich auch, weil ich zwei neu gekaufte Kelch-Wasserspender befüllte und innerhalb von 20 Minuten, in denen ich nicht auf dem Balkon war, befand sich in einem der Kelche nur noch eine Pfütze, trotz vorherigen Gießens. Also goß ich wieder voll, stellte aber nach 30 Minuten fest, daß erneut alles weg war. Ich goß den Kelch das dritte Mal voll und bis zum Abend war wieder alles weg. Da erwischte ich wohl irgendeine Säuferpflanze, denn bei den anderen Wasserspendern habe ich das noch nie erlebt.
Inzwischen habe ich außerdem meine Yogaübungen wieder aufgenommen, die ich seit zwei Monaten in all der Aufregung mangels Ruhe überhaupt nicht mehr gemacht habe. Für die lange Zeit hat meine Beweglichkeit relativ wenig gelitten, die Kraft allerdings schon. Ich probierte erstmal alle Yogaübungen aus, die ich oft oder weniger oft übe, um zu schauen, was noch geht. Dabei stellte ich fest, daß es sich beim Durchstrecken des linken Armes jetzt anfühlt, als sei unter der Achsel etwas zusammengewachsen, was den Arm zurückhält und unangenehme Spannung erzeugt. Immer etwas Neues, um sich Sorgen zu machen.

Donnerstag, 23. Juli 2015

Ächz

Der Tischler kam heute, immerhin sehr nett, und lobte meine selbstgelegten Dichtungen am vor 10 Jahren neu eingesetzten Fenster, an welchem ich immer Feuchtigkeitsprobleme habe. Ich erwiderte, daß ich mich auch sehr genau belesen hätte, wie man die Dichtungen richtig anbringt, worauf er erklärte, daß dies noch nicht einmal manche Tischler wüßten. Die Fensterbauer wußten anscheinend auch nicht sehr viel, denn der Tischler erweiterte den Zwischenraum des Außenfensters, wogegen der Zwischenraum des Innenfensters viel kleiner sein sollte, wie er sagte. Ziemlich schnell war er mit allen Fenstern durch und ich dachte, die angekündigten Maler kommen gleich hinterher, aber als ich ihn danach fragte, erfuhr ich, daß die Maler nicht heute, sondern irgendwann in nächster Zeit mal kommen. Der eine der beiden läge nämlich im Krankhaus und sie wüßten gar nicht, wie sie bis Oktober die Fenster der gesamten Häuserzeile schaffen sollten. Na toll! Da habe ich gestern wie blöd alle Fenster frei geräumt und fange dann irgendwann wieder von vorne an. Überhaupt hatte ich ja gehofft, daß ich, wenn ich die beiden Termine am nächsten Montag abgearbeitet habe, endlich mal ein wenig zur Ruhe komme und zumindest ansatzweise noch etwas vom Sommer habe (genießen kann man das ja nicht gerade nennen). Aber dieses Jahr ist wirklich wie verhext. Wenn ich hier mit heilen Nerven rauskomme, grenzt das an ein Wunder.

Und auch die Brust hört nicht auf weh zu tun. Es hat mir niemand gesagt, daß dies so lange alles dauert. Wenn ich mal ein bißchen Zeit und Muße finde, klebe ich mir die Brust unten und vorne mit breiten Tapes ab, weil es dann weniger schmerzt (vielleicht weil sie mehr gestützt wird), aber in den letzten Tagen, in denen ich so viel geräumt und gehoben habe, hatte ich natürlich keine Zeit und dies nicht gemacht. Entsprechend schlimm fühlte sich dann abends auch die Brust an, wie ein einziges Wundsein, und wenn sie sich so anfühlt, traue ich mich immer gar nicht mehr, das Bustier auszuziehen, weil ich Schreckliches darunter befürchte. Manchmal geht wohl meine lebhafte Phantasie etwas mit mir durch. Gestern war es dann so, daß sich die äußere Seite anfühlte, als sei mir ein neuer Knochen gewachsen. Und wenn ich mich bücke oder ähnliche Bewegungen mache, ist es immer so, als würde eine störrische Folie in meiner Brust abknicken und gegen die Haut stoßen. Das ist alles so gruselig. Wenn ich bisher nicht hypochondrisch war, dann werde ich es sicher jetzt. Auch auf die Leiter zu steigen ist gerade sehr abenteuerlich, denn egal wie ich sie stelle, mit dem linken Arm komme ich nirgends gut ran. Im Schlaf drehe ich mich außerdem immer mal wieder automatisch auf den Bauch, was aber nicht funktioniert, bzw. nur halb, wenn ich die rechte Brust belaste. So langsam fürchte ich, daß noch nicht einmal bis September alles richtig verheilt sein wird, aber mit meiner Geduld und mit meinen Nerven bin ich bald am Ende.