In meinem Kinderzimmer haben sich einige Gäste zu einer wilden Pyjama-Party eingefunden. Meine beiden Kumpel sind dabei, meine frühere Schulfreundin A., zwei Leute, die ich nicht kenne, sowie Jeanette Biedermann, vielleicht auch noch mehr, die mir nicht bewußt wurden. Alle haben etwas zum Kuscheln mitgebracht - flauschige Decken, Kissen oder Stofftiere. Irgendwann liegen wir kreuz und quer auf oder neben meinem Bett verteilt und schlafen, die Kuschelsachen dazwischen. Meine Kumpel zu meinen Füßen, Jeanette Biedermann und A. über meinem Kopf und die anderen beiden haben sich an das Bett gelehnt ausgestreckt. Im Halbschlaf höre ich es schnarchen, bekomme aber auch mit wie nach und nach jemand aufsteht, um nach Hause zu gehen. Manchmal wird noch schnell ein kleiner Zettel geschrieben und hinterlassen. Schließlich ist nur noch Jeanette Biedermann übrig, die aber auch bereits im Aufbruch ist. Unter der Bettdecke finde ich einen braunen Teddybär. Meiner ist das nicht! Ich vermute, es ist der von Jeanette und frage sie danach. Beinahe hätte sie ihn vergessen.
Bei "Popgiganten" behaupten sie gerade, vor Marusha hätte es keine grünen Augenbrauen gegeben. Völlig falsch! Ich hatte bereits 1987 grüne Augenbrauen - mit ACTION- Mascara eingefärbt. Nur bei mir hat es niemanden interessiert. Außer meine Eltern vielleicht. "Wie siehst du denn schon wieder aus? Wie eine Hexe mit 'nem Handfeger auf dem Kopf!" So nett können Eltern sein. (Der Handfeger waren die mohrrübenrot toupierten Haare.)
Kaum setzt man mal einen Schritt vor die Tür, schon kommt man sich wieder vor wie bei der versteckten Kamera. Im Supermarkt stritt sich heute ein junges Pärchen, wohl weil die Frau irgendetwas kaufen wollte. Der Streit war nicht laut. Sie standen gerade hinter mir, als der Mann begütigend zu ihr sagt: "Jeden Abend krauchst du blutig ins Bett, weil ich dich schlage....so geht das doch nicht!" So nach dem Motto: "So geht das doch nicht - mach einfach mal, was ich dir sage!" Ich glaube, ich hab mich umgedreht und so entgeistert geguckt, wie man das aus diesen Scherzvideos kennt. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das ein Scherz war, obwohl die Szene keineswegs bedrohlich oder aggressiv wirkte.
Der Tag ist grau und verregnet. Das gefällt mir. Die Farbe erinnert mich an Meer.
Ich dachte mir, so zur Motivation schreibe ich mir mal eine Liste mit allen Vorteilen und positiven Wirkungen des Tanzens, damit ich das nochmal schwarz auf weiß habe, obwohl ich sie bereits kenne. Diese Liste nimmt kein Ende, ehrlich, ich kenne kaum einen Sport, mit dem man so umfassend trainieren kann, also nicht nur körperliche Fähigkeiten, sondern auch das Gehirn mit Gedächtnis, Konzentration und das Switchen zwischen linker und rechter Gehirnhälfte. Und die positiven Wirkungen treten erstaunlich schnell ein, obwohl sich das Training kaum wie Arbeit anfühlt. Nur das Problem - je länger die Liste, um so größer ist mein schlechtes Gewissen, wenn ich keine Lust habe. Und mein inneres Kind läßt sich weder mit schlechtem Gewissen noch mit praktischen Gründen erweichen. In den Genuß der Vorteile bin ich ja bereits im letzten Jahr gekommen und wenn ich daran denke, will ich eigentlich nicht dahin zurück, wo ich vorher war. Allerdings vergißt man auch schnell wie es vorher war. Und wenn man sich darüber freut, daß man irgendetwas endlich nach einigem Üben drauf hat, vergeht das genauso schnell und man braucht wieder den nächsten Kick und die nächste Herausforderung. Also zumindest ich ticke so, ich weiß ja nicht, wie das bei anderen ist. Im Moment fehlen die Herausforderungen ein bißchen, irgendwie flasht mich gerade nichts so richtig. Dafür nehme ich aber den Auftrag, mich zu mästen, sehr ernst. Bei mir zu Hause gibt es noch immer zwei volle Dosen selbstgebackener Plätzchen, eine unangeschnittene Stolle, Pfefferkuchen, die für mindestens zwei berghoch gefüllte Weihnachtsteller reichen und Unmengen von Gewürzmandeln. Vielleicht sollte ich mich erstmal darauf konzentrieren, diese Vorräte zu vernichten. Aber zwei Lieblingschoreos waren doch drin, unter anderem mal wieder "der sterbende Schwan". Das ist noch meine Lieblingschoreo von der Playstation und auch die allererste, die ich auswendig konnte. An der Playstation tanze ich jetzt nicht mehr, weil ich ja nicht abnehmen darf. Ich nenne sie "sterbender Schwan" wegen der Eingangssequenz, aber leider finde ich diese Variante der Playstation nirgendwo auf Youtube getanzt.
Normalerweise lasse ich mich von Werbung eher nebenbei und unterschwellig beeinflussen, heute habe ich jedoch zur Abwechslung mal genau hingeschaut und war erstaunt, was mir bisher alles entgangen ist. Da gibt es zum Beispiel ein Toilettenpapier mit edlen Wohlfühlkissen, wobei ich mir nicht sicher bin, wer oder was sich damit genau wohlfühlen soll. Und dann die neuen Putzmittelspots! Ein Mann, der mit einem Teppichreiniger einen Eisbären in den grauen Teppich zaubert. Nur schade, daß die Werbung diesen Teppich nicht auch vier Wochen später zeigt. Dann ist nämlich ein Braunbär drauf, weil die Sauerstoffbleiche sämtliche Schutzschichten vom Teppich entfernt hat. Den Werbespot des knalligen Kraftreinigers finde ich sogar richtig cool. Ich selbst würde jedoch nicht versuchen so zu tanzen und ganz sicher nicht mit diesem Reiniger, wenn ich noch einigermaßen intakte Oberflächen habe. Sonst könnte es nämlich sein, daß ich ebenfalls so eine ausufernde Kraftreiniger-Sammlung brauche und dauernd mit dem Bang tanzen muß. Schillernde Seifenblasen scheinen jedenfalls ein besonderes Talent der Putzmittelindustrie zu sein.
Einen opulenten persischen Palast teilen sich zwei Herrscher. Meine Rolle erinnere ich nicht ganz. Bin ich einer der Herrscher oder gehöre zu einem davon? Jedenfalls tritt man mir sehr ehrerbietig entgegen, wenn ich mit meinem Krummschwert durch den Palast schreite. Unter den Arm habe ich einen wertvollen Schatz geklemmt, den ich von irgendwo mitgenommen habe. Mein Weg führt zu einer Kammerflucht, in welcher jemand festgehalten wird. Der Wächter vor der Kammer sitzt barfüßig auf dem Fußboden und ist eingenickt. Als ich neben ihm stehe, wird er wach und schaut mich erschrocken an. Ich kümmere mich jedoch nicht um ihn, sondern gehe gleich in das Gemach. Dort liegt ein menschliches Gehirn. Eine Stimme sagt, daß die Person, der es gehörte, noch lebt und daß ich das Gehirn jetzt in Stücke zerhacken soll, damit die Person schnell sterben kann. Das tue ich, doch ist mir etwas seltsam dabei zumute.
Google hat mich ausgesperrt und weigert sich, mir irgendwelche Auskünfte zu geben. Angeblich hätte ich gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Ich habe noch nicht einmal den leisesten Hauch einer Vorstellung, wie man beim Googeln gegen Nutzungsbedingungen verstoßen kann. Ich frage mich, ob das etwas damit zu tun hat, daß heute Datenschutztag ist und Google so eine Art Flashmob veranstaltet. Jedenfalls kann ich nicht mal eben schnell das Fremdwort nachgoogeln, über welches ich mich informieren wollte. Aber gut, wenn mich Google nicht will, gibt es immer noch andere Suchmaschinen. Und wenn die mich auch nicht wollen, gibt es immer noch das Fremdwörterbuch im Regal. Zurück zu den Basics - dann braucht man auch keinen Datenschutz.
EDIT: Wenn man so von Google ausgesperrt wurde, bekommt man erstmal mit, wie abhängig man davon ist.
Fremdwort? - Google
Briefporto? - Google
Sprechzeiten? - Google
Rezept? - Google
Der Name von diesem Dingsda? - Google
Hausmittel gegen alles? - Google
Bloß gut, daß man auch bingen kann!
Daniil Trifonov gab heute ein reines Klavierkonzert mit Werken von Bach, Schubert, Brahms und Rachmaninow. Leider waren die Sitzplätze nicht so toll. Meist wenn ich durch mein Glas schauen wollte, hatte ich die Halbglatze des Herrn vor mir im Blick. Der war zwar sehr alt, aber nicht dementsprechend geschrumpft. Und der Herr, der neben mir saß, roch nach Mottenkugeln, was mich sofort an Herrn N. erinnerte. Später bekam ich mit, wie er mit den Leuten vor ihnen über eine Frau herzog, die erst zu spät kam und dann ständig in der Tasche kramte. Er meinte, wenn jemand hustet, gibt man dem ja gerne ein Hustenbonbon, man ist ja tolerant, aber das? Ok, das Zuspätkommen war wirklich etwas störend, aber von dem Kramen habe ich kaum etwas mitbekommen, obwohl sie genau schräg vor mir saß, weil ich mich einfach auf die Musik konzentriert habe. Schon erstaunlich, wie stolz manche Leute auf ihre 'Toleranz' sind. Und interessanterweise scheinen hauptsächlich diese Leute eine Vorliebe für Mottenkugelduft zu haben.

Irgendetwas hat mich bewogen, meine erste Liebe zu kontaktieren und er ist vorbeigekommen, bzw. wir haben uns wohl schon mehrere Male wieder gesehen. Jetzt chillen wir auf meinem Bett, reden von alten Zeiten und kuscheln ein bißchen. Sex lehnt er allerdings ab. Es bleibt alles freundschaftlich. Vielleicht bin ich ihm zu alt, dabei ist er der gleiche Jahrgang wie ich. Ich versuche ihn zu überreden, mich häufiger zu sehen. "Wir müssen ja keinen Sex haben." sage ich. Und frage ihn, ob er es letzten Donnerstag nicht auch schön fand, als wir den ganzen Abend in einem Hausflur abgehangen haben. Das Abhängen in Hausfluren ist ja eher etwas, das man in der Pubertät tut, aber anscheinend haben wir diese Gepflogenheit von damals wiederaufleben lassen. Und ihm scheint es ebenfalls gefallen zu haben, denn er nickt und steht auf, um sich an meinem eingeschalteten Smartphone meine Telefonnummer irgendwohin zu senden. Dann bin ich kurzzeitig etwas abgelenkt, wohl durch ein Telefongespräch und bekomme nur halb mit, wie er herumläuft und Bemerkungen macht. Als ich mich wieder auf ihn konzentriere, hat er begonnen, irgendetwas in meiner Wohnung zu reparieren. Ich schaue ihm dabei zu und nutze die Gelegenheit, um ihn von der Seite aufmerksam zu mustern. Er sieht erstaunlich jung aus, so als wäre er nie älter geworden, wirkt dabei aber sehr sehr reif. Seine Reife gibt ihm etwas vertrauenserweckendes. Ich überlege, ihn auszuhorchen, ob er noch Kontakt zu C. hat, lasse es aber sein. Dann grübel ich darüber nach, was C. wohl sagen würde, wenn er plötzlich wieder an meiner Seite auftauchen würde, beschließe jedoch schnell, daß es Blödsinn ist, über so etwas jetzt nachzudenken.
In einem nächsten kurzen Traum verpasst mir meine ehemalige Mitschülerin M.R. einen Haarschnitt. Dazu nimmt sie eine Schere und schneidet einfach nur mit zwei oder drei Schnitten meine Haare großzügig ab, um mir dann zu sagen, es sei fertig. Ähm, ist das ihr ernst? Ich frage sie, ob sie den Schnitt nicht noch etwas exakter ausführen möchte. Sie nimmt erneut die Schere, scheint aber nicht viel Lust zu haben und sucht in ziemlichem Eiltempo die Seiten und Kanten ab, schnippelt noch ein wenig großzügig herum, um - schnipp schnapp - sofort wieder fertig zu sein. Ich schaue in den Spiegel, meine Haare sind blond und immerhin haben sie jetzt überall die gleiche Länge. Nur sind nun so kurz, daß sie nicht einmal mehr bis zu Schulter reichen. Ich bin ziemlich angepisst, bleibe aber trotzdem ruhig. Es gibt schlimmeres und meine Haare waren auch schon kürzer. Dann muß ich jetzt halt wieder warten, bis sie nachgewachsen sind.
Immerhin habe ich trotzdem ein bißchen
meine Lieblingschoreo geübt, wobei ich, wenn die dort vier Schritte nach vorne gehen, immer zwei Schritte nach vorn und zwei Schritte rückwärts tanzen muß, damit der Platz ausreicht. Paßt aber irgendwie nicht zum Song. Egal, die Power reicht ebenfalls nicht. In der letzten Woche ging zwar der Zumbakurs wieder los, aber auch das Essen hat keinen Appetit gemacht. Ich bin von der Kondition ganz gut mitgekommen, doch meine Muskeln fühlen sich irgendwie wie Pudding an. Ich hatte nicht einmal Lust zum Hüpfen und das ist eher untypisch für mich. Ich weiß gar nicht, was das ist. Vielleicht bin ich ja noch nicht ganz genesen. In der letzten Woche habe ich den halben Bio-Monsterbroiler gemacht. Ein ganzer davon hätte meinen Ofen komplett gesprengt. Der halbe allein hat den Bräter vollständig ausgefüllt. Meine Mutter war mit ihrem Bio-Suppenhuhn nicht ganz zufrieden und meinte, es sei zäh gewesen und viel zu groß. Das Muskelfleisch von dem Bio-Broiler fand ich ebenfalls etwas zäh. Wahrscheinlich hat der einfach zu viel Sport gehabt und ist zu viel herumgerannt. Ich habe dreimal von dem halben Vieh gegessen und gleich nach der ersten Mahlzeit den ganzen Abend nur noch Schleim gehustet. Eigentlich hatte ich gar keinen Husten, sondern was mit den Ohren und die waren kurzfristig dann mal frei. An diesen Hühner-Hausmittel-Tips scheint etwas dran zu sein. Und es scheint auch mit Broiler zu funktionieren und nicht nur mit Hühnersuppe. So ein Huhn holt Schleim aus Körperteilen, an denen man noch nicht einmal mit Schleim rechnet.
In einem Restaurant oder Hotel trete ich an das weit geöffnete Fenster um hinauszuschauen. Der Ausblick ist grandios, man sieht Himmel über einer weiten Landschaft, doch irgendwie wirkt der Himmel etwas sonderbar. Von der Farbgebung ist er grün statt blau und vom Horizont steigen weiße Wolkengirlanden oder vielleicht auch weißer Rauch auf. Ein weißes Flugzeug fliegt über alles in rasender Geschwindigkeit hinweg und hinterläßt ebenfalls einen weißen Kondensstreifen. Mich beschleicht das Gefühl, daß das hier, so schön es aussieht, vielleicht die Folge eines neu begonnenen Krieges ist. Es wäre gut, wenn ich mal in die Nachrichten schauen würde. Sofort wende ich mich wieder dem Inneren des Hauses zu, doch dieses scheint wie ausgestorben. Die Menschen sind alle irgendwohin verschwunden und nur ein Radio dudelt einsam vor sich hin. Das verstärkt meine Befürchtung.
Später, ohne Bezug zum ersten Traumbild, befinde ich mich in einem großen Keller. Ich weiß nicht genau, wessen Keller das ist, vielleicht so eine Art Familienkeller. Zuerst empfinde ich ihn als ziemlich unaufgeräumt, doch dann entdecke ich eine spezielle Art von Ordnung, die mir vorher nicht aufgefallen war. Statt nämlich die Dinge strukturiert und Platz sparend zu verstauen, wurden sie wie die Zweitausgabe eines Wohnzimmers angeordnet. Um einen Tisch herum gruppieren sich ein altes Sofa, Stühle, Sessel und Lampen. An den Wänden alte Anrichten und Regale, eine Kaminattrappe und sogar ein alter, pinkfarbener Teppich liegt auf dem Boden. Doch obwohl es vom Aussehen direkt gemütlich sein könnte, empfinde ich es nicht wirklich so, denn es riecht feucht und muffig, und wahrscheinlich krabbeln hier überall Spinnen und Asseln herum, auch wenn ich beim Umblicken keine sehe. Anscheinend habe ich mich irgendwann auf das alte Sofa zum Schlafen hingelegt, denn ich wache darauf auf, finde die Vorstellung, auf diesem alten Ding in einem Keller zu liegen, nicht wirklich erbaulich und versuche meine unmittelbare Umgebung nach Krabbeltieren abzuscannen. Ich fühle mich jedoch so müde und schwach, daß ich am liebsten auf der Stelle weiterschlafen würde, egal worauf ich liege. Dann merke ich jedoch, daß im Keller nebenan Leute sind und mich bei der geöffneten Tür sehen können, weshalb ich aufstehe. Ich gehe hinüber und nenne meinen Nachnamen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß es eigentlich falsch ist. Im Nebenkeller sind sie dabei, den Fußboden mit Kacheln zu fliesen. Das finde ich keine schlechte Idee, denn das macht den Keller sicher wohnlicher und läßt sich besser säubern. Wieder zurück in 'meinem' Keller suche ich nun meine Sachen zusammen, die ich dort verteilt habe, denn es ist inzwischen 17:45 h und ich muß jetzt unbedingt nach Hause. Es dauert aber und jetzt sind schon meine Schwägerin und noch jemand aus der Familie in den Keller gekommen. Außerdem ein Mann mit Schnauzbart, der äußerst neugierig ist und ständig nach irgendeinem verschlossenen Fach im Fußboden fragt. Alle versuchen ihn abzuwimmeln, wollen nichts sagen und sind schon ziemlich genervt. Obwohl ich mich die ganze Zeit eher abseits gehalten und die Szenerie nur beobachtet habe, platze ich plötzlich, trete direkt vor den Mann hin und sage wütend: "Haben Sie etwas an den Ohren? Vielleicht sollten Sie das mal untersuchen lassen!" Der Mann schaut mich verdutzt an, greift rasend nach einem Besen und schwingt diesen über mich, als wolle er mich damit verprügeln. Erst weiche ich erschrocken zurück, doch dann brülle ich ihn noch wütender an: "Hören Sie auf, mich zu bedrohen! Und hören Sie auf, Dinge wissen zu wollen, die Sie nichts angehen!" So wie er mich anschaut, frage ich mich für den Bruchteil einer Sekunde, ob er jetzt wirklich auf mich losgeht. Doch stattdessen nimmt er ein Glas Tomatensaft, kippt es auf den Fußboden und geht. Ich glaube, da habe ich mir wohl einen Feind gemacht.
Heute mußte ich wieder ein neues Rezept holen und in der Arztpraxis drückten sie mir gleich zwei Termine für Blutabnahme und Gesundheitscheck auf. Zum Glück erst im April, aber wenn ich an all die Arzttermine denke, die mir bevorstehen, wird mir jetzt schon schlecht. Und Stunden später fiel mir siedendheiß ein, daß sie bei diesen Checkups immer ein EKG machen. Ich will das nicht. Nun überlege ich: soll ich das EKG verweigern, soll ich den Termin absagen oder geht ein EKG auch mit Kinesiologie-Tapes? Ich grübel ja bereits seit Monaten, ob ich auf eine Mammographie nur alle zwei Jahre bestehen soll, zumal die in der Ein-Jahres-Frist näher rückt. So würde ich wenigstens in diesem Jahr um die dauernde Auszieherei herumkommen. Und mir braucht niemand zu sagen, ich soll mich nicht so haben - die Ärzte sehen ständig sowas und schlimmeres. Darum geht es nicht!
Wahrscheinlich entwickle ich mich gerade zu einer verschrobenen alten Schachtel, aber das ist mir egal. Ich war lange genug pflegeleicht.
Es gibt einen neuen Grund für mich, häufiger ins Bett zu gehen, denn ich habe das Bett zu meinem Reptilienbasislager erkoren. Dazu kaufte ich mir bei Amazon eine Reptilienwüstensonnenglühbirne. Ich habe sowieso zwei Deckenhalterungen für Lampen im Zimmer und in der über dem Bett hatte ich bisher so eine Vollspektrum-Tageslichtlampe, die ich aber fast nie angemacht habe, da ich das Licht total eklig finde und ich hatte auch nie das Gefühl, daß es viel bringt. Diese tauschte ich nun gegen fast echte Wüstensonne aus. Wenn ich jetzt auf dem Bett liege, kann ich ein fast richtiges Sonnenbad nehmen. Ich habe sofort eine Sonnenbrille neben dem Bett deponiert, damit ich sie immer zur Hand habe. Leider kommt von der Wärme bis runter zum Bett nicht so viel an, da muß ich halt mein Wärmflaschenschäfchen mit meinem schlanken Anacondaleib umwickeln. Die Glühbirne wird trotzdem sehr heiß, deshalb soll man eigentlich eine Porzellanfassung verwenden. Ich habe nur eine Plastikfassung, aber da ich die Glühbirne ja sowieso nicht lange brennen lassen kann, um keinen Sonnenbrand zu bekommen, hoffe ich, sie kann das ab. Zur Sonne dazu gibt es getrocknete Mangos. Ich habe festgestellt, die schmecken eigentlich genauso gut wie frische und man hat diese ganze Sauerei beim Schälen und Essen nicht. So kann man es sich als Reptil auch im Winter gutgehen lassen und sich fragen, warum es sowas nicht für Menschen gibt. Klar, es gibt Höhensonnen, die das zehnfache kosten, aber eigentlich weiß man nie, wo man die hinstellen soll, wahrscheinlich sind dann auch die Leitungen zu kurz und das ganze Ding dauernd aus- und einzupacken hat sowieso niemand Lust.