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Freitag, 2. September 2016

Alzheimer und Verkleidung

Da es heute nicht mehr ganz so warm war, raffte ich mich mal wieder zum Zumba auf, wenn auch eher lustlos. Kurz vorher begann ich wie verrückt meine Wasserflasche zu suchen. Es ist keine normale Wasserflasche, sondern so eine BPA-freie Designflasche. Nirgends war sie zu finden. Und ich fragte mich, ob es sein könnte, daß ich sie beim letzten Mal in der Turnhalle stehen ließ. Das war ca. drei Wochen her, also dachte ich, dann kann ich sie wohl vergessen. In der Turnhalle sah ich mich gleich mal um, aber sah sie nicht. Doch als ich nochmal in den Vorraum ging und mich genauer umschaute, stand sie dort tatsächlich auf dem Thresen herum. Irgendjemand muß sie dort deponiert haben. Glück gehabt. Komischerweise habe ich sie nicht einmal in den drei Wochen vermisst. Trotz der drei Wochen bin ich ganz gut mitgekommen, allerdings war die Kursleiterin angeblich völlig fertig, weil sie schon neun Stunden bei einer Weiterbildung geübt hat. Hat man aber gar nicht so gemerkt. Ich fand es immer noch genügend anstrengend. Sie hatte wieder so ein Lied, bei dem man mit einem Partner einen Cowboytanz aufführt. Meine Tanzpartnerin war verblüffend kühl, genauer gesagt richtig kalt, als wäre sie gerade aus dem Kühlschrank gekommen. Ich fand das nicht unangenehm, im Gegenteil, aber es fiel mir stark auf, da ich normalerweise derjenige bin, der eine kalte Haut hat. Mein Kumpel hat mich früher bei Ausflügen immer sein Kühlaggregat genannt. Vielleicht sollte ich mir sie warmhalten um mich öfters an ihr abzukühlen. (Diese Wortspielerei mußte jetzt sein.)

Heute hatte ich auch das erste Mal neue Zumbaklamotten an, nämlich eine von diesen gemusterten Hosen mit tiefem Schritt aus sehr leichtem elastischen Stoff. Gerade wenn es wärmer ist, sind die irgendwie ideal. Blöd an ihnen ist nur, daß die oft, zumindest für mich entweder zu kurz sind oder an den Waden zu eng oder beides. Außerdem haben sie den großen Nachteil, da sie nach unten hin so eng am Bein abschließen, daß ich mit normalen Halbschuhen in ihnen aussehe wie Mama Duck mit Riesenlatschen. Um meine Fußgröße etwas zu kaschieren brauche ich etwas Halbhohes. Bei Zamaro, der Tauschbörse, entdeckte für 3,90 EUR halbhohe weite Sneaker mit Britanniendesign. Das war auch das einzige im Angebot, aber ich dachte, das könnte funktionieren. Fürs Tanzen brauchte ich natürlich ebenfalls halbhohe weite Schuhe und fand bei Deichmann Textilsneaker für 20 EUR. Die sind erstaunlicherweise sehr bequem und leicht, ich konnte prima damit tanzen, allerdings stellte ich fest, daß sie sehr rutschig sind. Beim Cool Down mit den Stretchübungen bin ich immer weggerutscht. Ich persönlich finde ja dieses Outfit, auch wenn es zufällig modern sein sollte, überhaupt nicht besonders ästhetisch, sondern nur funktionell. Ich komme mir eigentlich etwas komisch darin vor, so wie mit Jogginghosen und Hausschuhen. Und da ich ja meine Sportklamotten die ganze Zeit an habe und mich erst zu Hause umziehe, ist das auf der Straße und im Supermarkt schon merkwürdig. Seltsamerweise sind die Herren alle ständig höflich vor mir zur Seite gewichen und haben mir Vortritte gewährt. So viel Rücksichtnahme ist man in meinem Alter gar nicht mehr gewöhnt. Ich weiß nicht, ob die heute alle ihren Gentlementag hatten oder ob das an diesem neuen Outfit lag. Kann ich mir nicht wirklich vorstellen, aber vielleicht war es ja eine erfolgreiche jugendliche Verkleidung, auch wenn das gar nicht meine Absicht gewesen ist.

Als Fazit muß ich jedoch feststellen, daß ich mich gerade alles andere als wohl unter Menschen fühle, da ändert auch Zumba nichts dran. Das ist im Grunde nicht neu, also vermutlich wieder so eine Phase.

Zumbaoutfit

Mittwoch, 31. August 2016

...

Drollig, sinnierte er, daß Menschen so oft berühmt werden durch irgend etwas, wofür sie niemals eingetreten sind. Die Kritik warf seinem Werk Mangel an Geistigkeit - ihm, dessen Werk von Philosophie und Menschenliebe durchdrungen war. Er war immer zwei Motiven gefolgt: der sichtbaren Fabel und der dahinter verborgen wirkenden Idee, die nur wenige wahrgenommen hatten. In Korea kam eines Tages ein Beamter zu ihm und bat ihn, sich auf dem Platz vor dem Hotel zu zeigen, wo sich die gesamte Einwohnerschaft versammelt hatte, ihn zu sehen. Er fühlte sich sehr geschmeichelt bei dem Gedanken , daß sein Ruhm bis in das ferne Korea gedrungen sei. Aber als er die Plattform bestiegen hatte, die für ihn errichtet worden war, fragte ihn der Beamte, ob er die Liebenswürdigkeit hätte, allen sichtbar sein künstliches Gebiß herauszunehmen. Da stand er nun, um eine halbe Stunde lang unter dem stürmischen Applaus der Menge sein Gebiß herauszunehmen und wieder einzusetzen.
(aus: "Zur See und im Sattel. Jack London - ein Leben wie ein Roman" von Irving Stone)

Dienstag, 30. August 2016

Weiße Haargummis

Eine neue geräumige Wohnung, die ich aber völlig unaufgeräumt von den Vormietern übernommen habe. Sie liegt im Halbdunkel und ich suche den Lichtschalter, doch weil einige Schalter nicht funktionieren, bin ich nun auf der Suche nach dem Schaltkasten, weil ich denke, daß vielleicht die Hauptsicherung herausgesprungen ist. Schließlich finde ich doch einen Schalter, der funktioniert, und in der Küche brennt Licht. Im Wohnzimmer bleibt es weiter dunkel, doch da durch die Tür nun etwas Licht fällt, ist dort jetzt auch mehr zu erkennen. Auf einem großen runden Eßtisch wurde schmutziges Geschirr stehen gelassen. Auch in der Küche stehen alte Pommes und unabgewaschenes Geschirr herum. Mir fällt ein, daß nachher eine Gruppe von Bekannten kommt, mit denen ich zusammen verreisen werde. Diese Wohnung hier ist der Treff- und Reisestartpunkt. Ich muß unbedingt etwas aufräumen, auch die Sachen gepackt habe ich noch nicht. Ziemlich unter Zeitdruck lege ich los und räume auf, schaffe es aber nicht mehr, meine Sachen für die Reise herauszusuchen. Völlig ohne Gepäck sitze ich nun in einer Art Kleinbus. Neben mir auf dem Sitz eine Frau, hinter uns zwei Leute, aber vor uns erinnere ich niemanden. Es könnte sein, daß da eine Wand zum Fahrersitz hin war. Ich denke bedrückt daran, wie ich die Reise ohne Gepäck überstehen soll und äußere das zu der Frau neben mir. Sie erklärt mir, daß man für mich Sachen miteingepackt habe und ich mir deshalb keine Sorgen machen muß. Doch was ist, wenn mir die von den anderen mitgenommenen Sachen nicht passen oder ich mich unwohl darin fühle? Das wäre auch nicht viel besser. Diese Befürchtung teile ich ihr mit, während sie sich gerade einen Pferdeschwanz mit einem Haargummi bindet, an welchem ein schneeweißer Puschel aus Federn (?) befestigt ist. Sie zeigt auf ihren Haargummi und sagt leichthin, aber scheint es dabei ernst zu meinen: "So lange wir weiße Haargummis haben, ist alles gut." Dann legt sie wie ein Kind ihren Kopf in meinen Schoß. Ihr kindliches Vertrauen beruhigt mich zwar ein wenig, trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob sie recht hat.

Das ist bestimmt das vierte oder fünfte Mal, daß ich davon träume, unvorbereitet und ohne Gepäck für eine Reise zu sein. Aber vielleicht mache ich mir deshalb einfach zu viele Sorgen und sollte mich statt dessen daran gewöhnen, mit leichtem Gepäck unterwegs zu sein. Hat ja auch seine Vorteile.

Sonntag, 28. August 2016

Geisterstunde

Nein, Geisterstunde ist eigentlich noch nicht, könnte man aber meinen, denn gerade hat sich meine Schreibtischklemmleuchte, die einen Berührungssensor zum Einschalten in drei Stufen hat, völlig von alleine eingeschaltet. Ich saß zwar einen Meter entfernt, habe aber nichts angefaßt. Draußen zucken andauernd grelle Blitze, jedoch ohne ein richtiges Gewitter. Es ist immer noch schwülwarm. Deshalb vermute ich, es hat etwas mit der Elektrizität in der Luft zu tun. Aber gruselig ist das schon. Hatte ich bisher auch noch nicht, zumindest nicht bewußt mitbekommen. Wenn ich nicht im Zimmer bin und dann die Lampe an ist, denke ich nur, ich war mal wieder zu faul, sie auszumachen. Hach ja, Blitze, Donner, sich selbständig machende Lampen und heute Nachmittag hat irgendeiner von meinen Nachbarn die ganze Zeit gekotzt und gestöhnt (eher wenig lustvoll). Zumindest hat es sich so angehört, ich dachte schon bei mir, so viel kann man eigentlich gar nicht kotzen. Was für eine kuschelig düstere Edgar-Wallace-Gedenk-Atmosphäre! Das neue Erlebniswohnen.

...

"Unter der Magie der tausend Worte Charmain Kittredges, die täglich auf ihn eindrangen, beginnt es aus ihm zu reden wie eine fünftrangige Marie Corelli. Behext von Charmains angelesenem Stil, antwortet er mit ihrem eigenen purpurrot blühenden Schwulst aus dem neunzehnten Jahrhundert, wogegen er von seiner ersten Zeile an revolutionär gekämpft hatte; in einem überschwenglich-schaumigen Stil, von dem er nie wieder ganz genesen sollte und an dem manches seiner Bücher krankt. Jack, im "Briefwechsel zwischen Kempton und Wace" (Anmerk.: in Zusammenarbeit mit Anna Strunsky) der Widerpart sentimentaler und poetischer Liebe und Verfechter der Theorie, Liebe sei nichts als ein biologischer Zwang, wird mit einem Male "Gottes wahnsinnig Liebender, der an einem Kusse stirbt". Hätte ihm Anna Strunsky über die Schultern blicken und sehen können, wie er seine Stellung so völlig gewechselt hatte, sie hätte sich vielleicht die Ironie nicht versagen können und mit dem Finger auf diesen seinen Satz gewiesen: "Ohne eine erotische Literatur könnte der Mensch unmöglich so lieben, wie er es tut."
(aus "Zur See und im Sattel. Jack London - ein Leben wie ein Roman" von Irving Stone)

Samstag, 27. August 2016

Lebenselixiere

Komisch, so lange ich keinen Sport mache, vermisse ich ihn nicht unbedingt, zumindest nicht bewußt, aber wenn ich mich dann das erste Mal wieder sportlich betätige, merke ich erst, wie sehr es mir gefehlt hat und wie gut es mir tut. Damit meine ich gar nicht so sehr körperlich, denn körperliche Veränderungen setzen ja doch eher langsam ein, als vielmehr auch psychisch. Nach einem allgemeinen Kraftverlust, Geburtstag, Neuralgien, Hitze und weiteren Unpäßlichkeiten habe ich heute das erste Mal wieder meine Yoga-Übungen absolviert und fühle mich sofort ganz anders, viel optimistischer. Hitze ist ja immer noch und die macht einen irgendwie zu Pudding, trotzdem spüre ich auch wieder Kräfte zurückkehren. Überhaupt sind sowohl Yoga als auch Zumba zu etwas geworden, das mir Halt gibt, wenn ich mich eigentlich haltlos fühle. Es gibt mir nur zu denken, daß meine Lebenselixiere alle so stark körperlicher Natur sind. Für das Alter wäre es sicher nicht verkehrt, wenn man außerdem noch Ressourcen anderer Art hätte. Dann würden mich körperliche Beeinträchtigungen vielleicht auch nicht mehr so stark runterziehen.

Alterssex

Mittwoch, 24. August 2016

Grünes Heupferd und geomagnetischer Sturm

"Hüpft das Heupferd in dein Leben, so zeigt es dir neue Wege und unerwartete Möglichkeiten. Öffne dich der Schönheit, der Liebe und der Vielfalt. Die Ideen fallen dir nur so zu. Das Heupferd erinnert dich an die Fülle, die Künste, Musik, Tanz und Gesang und an deinen kreativen Ausdruck. Du kannst aus dem Vollen schöpfen. neue Kraft, neue Energie und neue Impulse fließen in dein Leben. Die Farbe Grün steht für Erneuerung und Heilung. Du kannst jetzt große Sprünge machen und auf deinem Weg Fortschritte erzielen....Setze deine neuen Ideen und Impulse in die Tat um, denn dein Vorhaben wird dir Erfolg bringen. Die guten Geister und Schatzhüter der Natur sind mit dir."(aus "Krafttiere und Helfertiere" von Jeanne Ruland)

Das klingt ja alles sehr erfreulich. Negative Bedeutung haben diese Tiere anscheinend nur, wenn sie in Massen auftreten und an Ideen mangelt es mir tatsächlich nicht. Nur was nützen mir die schönsten Ideen, wenn mir der Kopf wegen des geomagnetischen Sturmes platzt? Überhaupt verstehe ich nicht, warum geomagnetische Stürme sich regelmäßig in meinem Gehirn austoben müssen. Im Grunde merke ich bereits seit einer Woche, daß sich wieder etwas im Erdmagnetfeld tut, aber letzte Nacht war es so schlimm, daß ich vor Kopfschmerzen nicht schlafen konnte. Jetzt habe ich das Gefühl, daß dies in der letzten Nacht der Höhepunkt war und der Sturm inzwischen nachgelassen hat. Aber das Widget zeigt immer noch in rot "Storm" an. Ich glaube ja, ich bin schneller als das Widget. Wahrscheinlich als so eine Art wandelnder Seismograph. Mir muß niemand mehr etwas beweisen, für mich ist es Realität. Allerdings eine ziemlich nervige. Zumba kann ich in dieser Woche wieder vergessen. Mein explodierender Schädel und die plötzlich eingesetzte neue Hitzewelle sind einfach zu schlagkräftige Argumente dagegen.

Dienstag, 23. August 2016

Riesenheuschrecken im Anflug auf Berlin und Panikmache

Als ich auf das Thermometer vor dem Fenster schauen wollte, bekam ich einen richtigen Schreck, weil an der Fensterwand eine riesige Riesenheuschrecke saß. Die muß mindestens zehn Zentimeter groß gewesen sein. Ich dachte ja, diese ganz großen Arten gibt es nur in Südamerika. Später klebte sie an meiner Fensterscheibe und bettelte regelrecht um Einlaß. Irgendwie sehen die aus, als hätten sie sowohl vorne als auch hinten Augen. Etwas unheimlich. Also wenn ich Thai wäre, wüßte ich, was es heute abend zum Essen gibt.

Wahrscheinlich haben wir eine Invasion der Riesenheuschrecken zu befürchten, denn welchen Grund sollte es sonst haben, daß die Regierung auf einmal allen Bürgern rät, sich einen Lebensmittel- und Wasservorrat für zehn Tage anzulegen? Ich hatte davon gar nichts mitbekommen, aber meine Mutter rief an und war ganz aufgeregt deshalb. Sie meinte, ihr wird richtig mulmig dabei und es erinnere sie an die Zeiten vor dem Kriegsbeginn. Etwas mysteriös finde ich ja das ganze ebenfalls und las erstmal im Internet nach. Also ehrlich, wenn man sich diese "Vorschläge" zur Vorratsbildung ansieht und anhört, könnte man den Eindruck gewinnen, die Poltiker gehören so langsam alle in die Klapse, geschlossene Abteilung. Wenn sie schon solche "Vorschläge" machen, dann sollten sie in Zeiten immer höherer Mieten und damit für den Normalbürger immer weniger vorhandenen, da bezahlbarer Wohnraum erstmal dafür sorgen, daß man sich überhaupt genügend Platz für eine Bevorratung leisten kann. Ich habe nicht die Kapazitäten, um zwanzig Liter Wasser und die vorgeschlagenen Lebensmittel irgendwo zu horten. Ich weiß jedenfalls, wen ich im September wähle und das sind nicht diese Pappnasen mit ihrer subtilen Beeinflussungs-Taktik.

Meine Mutter erzählte außerdem, daß ihre Bekannte, die selbst unheilbar an Krebs erkrankt ist und zu unserem Geburtstag noch einmal da war, sie beiseite genommen und gefragt hat, ob ich eine Perücke trage. Meine Haare seien so voll und so dunkel. Nein, ich trage keine Perücke und ich färbe sie auch nicht. Meine ehemalige Mitpatientin fragte mich ebenfalls mal, bei wem ich meine Haare färben lassen. Ich habe sie etwas irritiert angeschaut und gesagt, daß alles Natur ist. Dann erfuhr ich, daß es nach einer Chemo wohl sozusagen normal sei, graue Haare zu bekommen. Sie kenne niemandem, dem es nicht so ginge. Nun, dann bin ich wohl unnormal. Ich habe noch kein einziges graues Haar. Ich bin mir allerdings unschlüssig, ob ich mich darüber freuen darf oder mir lieber Sorgen machen sollte.

Heuschrecke2

Heuschrecke1

Einfluss

In einer Unterrichtsklasse befinden sich viele ehemalige Mitschüler in ihrem jetzigen Alter, aber auch andere unbekannte Leute. Wir hatten gerade zwei Stunden Zumba. Es ist Pause und dauernd kommt jemand zu mir und stellt mir Fragen zum Unterricht. Ich finde das seltsam und irgendwann sage ich schließlich laut, daß ich nicht verstehe, warum man immer von mir etwas wissen will. Eine Frau antwortet: "Ja, merkst du denn gar nicht, daß du hier zu den Leuten gehörst, die den meisten Einfluss haben?" Ich schaue sie an wie ein Auto. So etwas ist mir noch nie in den Sinn gekommen. Und ich finde es auch etwas unheimlich, zumal der nächste Unterricht irgendetwas mit Zahlen ist. Ich kann nur hoffen, daß dann niemand was von mir wissen will, weil ich nämlich komplett vergessen habe, was ich mit diesen Zahlen machen muß. Darüber zerbreche ich mir nun den Kopf, während wir auf den Lehrer warten, der aber nicht erscheint. In der Klasse wird es immer lauter und um einige Tische herum beginnt man zu tanzen. Das läßt mich mein Problem mit den Zahlen vergessen und macht mir wieder bessere Laune. Schnell schließe ich die Klassentür, damit man den Lärm draußen nicht hört.

Montag, 22. August 2016

Mein neuer Schaukelthron

ist gekommen. Eigentlich sollte er morgen ganz früh geliefert werden, aber kurz bevor ich aus dem Haus gehen wollte, kam ein Anruf, daß man ihn heute in einer halben Stunde liefern möchte. Mir war das recht, denn so muß ich morgen nicht so früh aufstehen. Der alte Fernsehsessel, die alte Mistkrücke, wollte mich nicht verlassen, sondern hielt sich beim Auseinanderbau so an der letzten Schraube fest, daß ich mir fast alles abgebrochen habe. Aus Rache hinterließ er mir ein paar Rost- und Schmierölstaubflecken auf dem hellen Teppich, die ich gar nicht mehr richtig herausbekomme. In guter Erinnerung bleibt er so nicht.

Schaukelthron

Sonntag, 21. August 2016

46

Gregor Gysi meinte am Freitag bei "Riverboat", daß man mit 50 erwachsen ist. Bis dahin habe Ich ja noch einen Katzensprung Zeit, aber ich bezweifle das. Ich glaube, in diesem Leben werde ich es nicht mehr. Und wozu auch? Sobald man erwachsen ist, geht es wieder geradewegs in Richtung sabbernder Säugling. Wahrscheinlich ist dieses Erwachsensein nichts anderes als ein vorübergehender Verwirrtheitszustand mit Größenwahn und so ein Märchen wie der Weihnachtsmann, welches ich in der Jugend noch glaubte.

Zur Geburtstagsfeier trug ich die Hippie-Strickweste, die ich letztens als Schnäppchen erstand und meine Tante so: "Du siehst ja heute aus wie eine kleine Indianerin!" Ähm...
Meine Mutter schenkte mir eine Kurkuma-Pflanze im Topf mit dem Namen "Health Joy". Ich hoffe, sie erwartet nicht, daß ich die Wurzeln ausbuddle und esse. Ich hätte der Pflanze allerdings nicht angesehen, daß das Kurkuma ist, welches ich nur als gelbes Pulver kenne. Weiterhin erhielt ich eine Brotbackmischung in der Flasche für Dinkel-Holzofenbrot. Ich nehme mir ja bereits seit Wochen vor, mal wieder selbst Brot zu backen und zum Beispiel Topfbrot auszuprobieren, hatte dann aber doch keine richtige Lust. Aber selbstgebackenes Brot mit Thymianbutter und Pfifferlingen wäre schon mal etwas Mühe wert. Mein Neffe brachte einen französischen Ziegenweichkäse für das Abendessen mit, so etwas Himmlisches habe ich noch nie gegessen. Ich habe mich dann auch sogleich über den Käse drüber geschmissen und wollte nichts mehr davon abgeben. Da kommen bei mir diese egoistischen Beuteverteidigungs-Urinstinkte hoch. Leider gibt es den nur an einer ganz bestimmten Theke zu kaufen und er ist wohl auch so teuer, daß man ihn gar nicht kaufen möchte.

Sogar das Finanzamt dachte an meinen Geburtstag und schickte mir "liebe" Grüße mit der Aufforderung, umgehend meine Steuererklärung einzureichen. Witzigerweise haben die noch nie Geld von mir bekommen, sondern zahlen mir immer zurück. Anscheinend können sie es kaum erwarten, mir Geld auszuzahlen und terrorisieren mich deshalb mit ihren Mahnungen.

Und ich konnte noch eine Geburtstagserdbeere essen. Die Zahl der Erdbeeren, die ich auf meinem Balkon ernte, ist ungefähr eine Handvoll, aber dafür schmecken sie so aromatisch, wie nicht einmal die von Karls. Und obwohl eigentlich keine Erdbeerzeit mehr ist, hing in den letzten Tagen noch eine rote Beere dran. Und ich so, ok, die hebst du dir für deinen Geburtstag auf. Doch als ich gestern früh auf den Balkon trat, war keine Beere mehr zu sehen. Ich ganz empört: "Eyyy, wer hat meine Geburtstagserdbeere gefressen? So eine Frechheit!" Aber es stellte sich heraus, daß sie sich nur gut zwischen den Blättern versteckt hatte.


46

Mittwoch, 17. August 2016

Den Topf beschriften

Merkur tr in Konjunktion zu Pluto r:
"....Sie haben im Moment die Möglichkeit, sich Ihrer Gefühlswelt und Ihrer Kontrollmechanismen bewusster zu werden. Sie müssen den Deckel jetzt nicht anheben, es genügt, wenn Sie Ihren Topf beschriften und ins richtige Regal stellen."
So, wieder einen Topf beschriftet und ins Regal gestellt. Und ein wenig meditiert.

Meditation2

Das Mädchen mit den Sommersprossen

Um zu einer Verabredung zu gelangen, steige ich in den Bus, der bis zum Wilmersdorfer Platz fährt. Ich habe nichts weiter dabei, unterwegs fällt mir aber ein, daß diese Verabredung eigentlich ein Reiseantritt ist. Das habe ich vergessen. Nun kann ich die Reise wohl knicken, da ich kein Gepäck dabei habe. Als ich am Wilmersdorfer Platz aussteige, ist das Wetter düster und bewölkt. Im Grunde kein Wetter, bei dem ich verreisen möchte. Damit sich der Ausflug aber trotzdem gelohnt hat, beschließe ich, mir ein wenig die Gegend anzuschauen. An einem verlassenen Park vorbeilaufend, bemerke ich hinter dem unbelaubten Gestrüpp einer Hecke ein hockendes Mädchen. Es wirkt ein bißchen, als würde sie sich hinter der Hecke verstecken, doch neugierig steckt sie trotzdem den Kopf heraus. Sie hat ein hübsches Gesicht und unzählige Sommersprossen auf der Nase, die mich so entzücken, daß ich ihr sogleich spontan sage, wie süß ich ihre Sommersprossen finde. Das Kompliment macht sie zutraulich und geradezu anhänglich. Sie kommt hinter der Hecke hervor und als sie vor mir steht stelle ich fest, daß sie gar kein Kind mehr ist, wie sie erst wirkte, sondern eine junge Frau um die zwanzig Jahre. Neben Sommersprossen hat sie eine unreine Haut, allerdings wirken die Unreinheiten, als würden sie von ihrer Haut ausgestoßen und sitzen gar nicht in ihr drin. Sie begleitet mich nun und wir haben irgendwo im Park Sex, wobei der Impuls allerdings von ihr ausgeht und ich die Hälfte davon verschlafe. Sie sagt mir dabei, daß sie mich gut findet und macht den Anschein, ihre Motivation dazu ist, mich teils erforschen zu wollen und teils sich erkenntlich zu zeigen für irgendetwas, für das sie mir dankbar ist. Dann ziehen wir weiter umher und landen schließlich bei ihrem Bett, das mitten auf einer Straße steht. Sie lümmelt sich darauf und lädt mich ein, mich zu sich zu legen. Allerdings ist das Bett sehr schmal, so daß ich es mir leidlich halb sitzend bequem mache. Auf dem Kopf trägt sie jetzt eine rosafarbene Strick-Beanie passend zu den rosafarbenen Jogginghosen. Ein junger Mann, ebenfalls in Hip-Hop-Klamotten, den sie anscheinend kennt, ruft im Vorbeilaufen lachend und ein wenig neckend zu ihr: "Ja, ich sehe, daß du Sex hast!", worauf sie lachend etwas erwidert. Mir kommt es vor, als sei dies einmal Thema zwischen ihnen gewesen und als wolle sie sich mit mir ein bißchen brüsten. Später begleite ich sie zu einer Prüfung, die sie bisher geschwänzt hat und eigentlich nicht antreten will. Während sie mit ihrer Prüfung beschäftigt ist, zerrupfe ich gelangweilt Champignons, die ich auf einem Fensterbrett liegend gefunden habe, so als wolle ich sie gleich zubreiten. Innerlich macht sich in mir eine Unruhe breit und ich denke, daß es Zeit wäre, weiterzugehen. Damit meine ich wohl meinen wartenden Termin oder den Ausflug, den ich wegen ihr unterbrochen habe.