Meine Nachbarn können mich jetzt nicht mehr belästigen, sondern nur noch meine Stromrechnung in die Höhe treiben, hi hi. Ich habe diverse Foren und Threads nach Möglichkeiten durchkämmt, sowohl spiritueller als auch handfester Art, um die Wohnung von Rauch frei zu halten und trotzdem nicht bei brütender Hitze unterm Dach und geschlossenen Fenstern hocken zu müssen. Und ich bin fündig geworden. Zum Glück hatte ich noch zwei sonst ungenutzte Ventilatoren herumzustehen. Den kleineren Tischventilator habe ich an der Reckstange in der Tür befestigt, den größeren Standventilator unten auf die Schwelle gestellt. Und es funktioniert. Auch bei geöffneter Tür bleibt das Zimmer jetzt rauchfrei und sogar über den Balkon hinweg wird der Rauch nahezu weggepustet, vielleicht zu ein paar anderen Nachbarn. Tut mir ja leid, aber ich bin nicht der Verursacher. Dazu ist der Luftzug natürlich auch sehr angenehm, wenn ich auf dem Balkon bin und es scheint sogar gegen Mücken zu wirken. Also drei Fliegen mit einer Klappe. Leider ist der große Ventilator ziemlich alt und damit ziemlich laut. Ich überlegte schon, ob ich mir einen neueren und leiseren zulegen soll, aber für die paar heißen Tage lohnt sich das nicht mehr. Im übrigen stört es mich gar nicht, so lange eh die Flugzeuge fliegen. Gegen die Flugzeuge bei Frischluftzufuhr während ich schlafe habe ich ja Ohrenstöpsel. Vielleicht sollte ich mir auch noch ein paar Nasenstöpsel zulegen. Aber man möchte dann doch beim Schlafen auch noch Luft bekommen.
Sogar einer Blaumeise schien meine neue Ventilator-Wellnessoase zu gefallen. Erst pickte sie im Vogelhäuschen herum, doch dann saß sie bestimmt eine halbe Stunde ganz still immer an einem Fleck (sehr untypisch für diese quirligen Kobolde), ich direkt daneben im Stuhl, und guckte nur immer so umher. Ich dachte erst, sie beobachtet mich, doch im Grunde interessierte ich sie gar nicht. Ich glaube, sie interessierte sich eher für den Luftzug, der vom Ventilator bis zu ihr traf. Vielleicht sollte ich meine Vogelpension ja zu einem Vogel-Wellnesshotel umqualifizieren.
Zusätzlich neben den Ventilatoren gibt es auf dem Tisch einen kleinen Tischionisator, der negativ geladene Ionen an die Luft abgibt und damit gegen die positiv geladenen Ionen des Rauches wirkt. Eine Atmosphäre mit Rauch gleicht ungefähr der Atmosphäre vor einem Gewitter, die geladen und "klebrig" ist, während die negativ geladenen Ionen, die so erfrischend sind, genau nach dem Gewitter am meisten vorhanden sind. Vermutlich ist das auch der Grund, warum Raucher so etwas nicht genießen können. Sie sind es so gewohnt in ihren positiven Ionen zun sitzen, daß ihnen sämtliche natürlichen Instinkte für Atmosphäre abhanden gekommen sind.
Ich frage mich allerdings, was diese Balkoninstallationen wohl für Auswirkungen auf mein Liebesleben haben werden, denn der Balkon befindet sich fengshuitechnisch im Baqua für Partnerschaft und Eheglück. Und wenn da jetzt so viel Wind weht.....
Letztens fiel mir mal wieder das Buch
"Die Psychologie des blauen Dunstes" in die Hände. Ein sehr interessantes Buch, das ich damals kaufte, weil ich einen Raucher als Freund hatte und wissen wollte, warum er so sehr an seinen Kippen hängt und was das über ihn aussagt. Warum es allerdings "blauer Dunst" heißt, ist mir schleierhaft. Ich sehe den Rauch immer eher als bräunlich. Im Grunde ist Rauchen ja so eine Art Selbstzerstörungsprogramm so wie jede Sucht. Lieber ruiniert man sich, als daß man irgendeinem Gefühl oder was sonst noch in einem drin ist ins Auge blickt. Und weil man dabei keine Rücksicht auf sich selbst nimmt und natürlich keinesfalls zulassen kann, daß etwas hochkommt, vor dem man Angst hat, ist es Süchtigen gar nicht wirklich möglich Rücksicht zu nehmen. Man kennt das ja von anderen Süchten, daß da gerne auch ganze Familien mit ruiniert und geschädigt werden. Im Prinzip wie Selbstmörder, denen es egal ist, ob sie andere mit in den Tod reißen, nur daß es hier, wie das Selbstzerstörungsprogramm selbst, natürlich alles unbewußt und sehr viel subtiler abläuft.
In der jetzigen Situation ist mir klar geworden, wie diskriminiert eigentlich noch immer Nichtraucher sind, während es die Raucher sind, die dauernd behaupten SIE würden diskriminiert. Aber ist ja auch richtig - jeder Süchtige, ob kaufsüchtig, spielsüchtig (das war mein damaliger Freund übrigens ebenfalls) oder was auch immer, würde sich diskriminiert fühlen, wenn er unfreiwillig auf kürzere oder längere Zeit auf seinen Stoff verzichten muß und dazu noch dauernd deshalb kritisiert wird. Nur ein Auge zudrücken nützt niemals irgendjemandem und wird genau so aber unentwegt zumindest bei den Rauchern praktiziert, wenn es keinen wirksamen Schutz der Nichtraucher in ihren eigenen Wohnungen gibt. Im Grunde bedeutet das nichts anderes, als daß die gesamte Gesellschaft völlig coabhängig ist. Und ist ja auch logisch, da Raucher ja nicht nur einen Industriezweig, sondern diverse Multimillionäre und sogar die Politik mitfinanzieren. Da kann es dann schon mal zu einer unlösbaren Coabhängigkeit kommen.