Wie tief diese Begegnung reicht, das legen die bahnbrechenden Arbeiten des Psychiaters Montague Ullman und anderer nahe, aus denen sich ergibt, daß sogar die Struktur unserer Träume fraktal zu sein scheint. Die Forscher glauben, daß die "story" des Traums Wiederholungen der wesentlichen Probleme des Träumers enthält. Reflexionen dieser Probleme lassen sich sowohl in der gesamten "story" wie auch in ihren immer feineren Details finden.
Die Anziehungskraft des Fraktals liegt vermutlich darin, daß in jedem seiner "Teile" ein Bild des Ganzen enthalten ist, ein Spiegelbild gewissermaßen.
(aus "Die Entdeckung des Chaos" von Briggs und Peat)
Goethes Interpunktion, bei Hecker nicht rein original wiedergegeben, wurde hier weitgehend beibehalten. Und dies nicht einer leeren äußeren Treue wegen, sondern weil der Dichter, wie man beim Lesen schnell verspüren wird, mit seinen Zeichen das Gedankengefüge und den Vortrag der Sprache sehr wohl bedacht und höchst sinnvoll phrasiert. Diese Deutlichkeit würde durch die moderne, sich auf bloße grammatikalische Sachbestände stützende Interpunktion verwirrt und zerstört werden.
(aus: "Goethe - Maximen und Reflexionen")
Goethe müßte man sein...
Vier Forscher an der University of California in Santa Cruz dachten sich eine geniale Methode aus, um den Grad der Ordnung in einem teuflisch einfachen chaotischen System zu ergründen, das viele von uns im Hause haben: einen tropfenden Wasserhahn.
Inwiefern ist ein solches System chaotisch? In einem turbulenten Fluß wirkt ja jedes Strömungselement, jeder kleine "Teil" als Auslöser von Zufällen für jeden anderen Teil. Der Fluß erzeugt also seine Zufälle aus seiner Ganzheit. Auch Wasser, das unter gewissen Druckbedingungen aus einem Hahn tropft, erzeugt sich seine Zufälle. Deshalb meinten die vier Wissenschaftler, daß sie auch nur einen einzigen "Teil" oder Aspekt des aus dem Hahn tropfenden Wassers messen würden. Und indem sie aus ihren Messungen einen Phasenraum konstruierten, sollten sie sehen können, ob das System unter dem Einfluß eines seltsamen Attraktors stünde. Und vielleicht wäre es sogar möglich, ein Bild dieses Attraktors zu erhalten.
Zur Durchführung ihres Experiments brachten die Forscher ein Mikrophon unter einem Wasserhahn an und ließen diesen tropfen, so daß ein Geräusch wie von einem "verrückt gewordenen Schlagzeuger" entstand. Die Zeitintervalle zwischen aufeinanderfolgenden Tropfen wurden als ein Maß für den Grad des Chaos aufgezeichnet...
...Auf einem Bild zeichneten die Forscher die Zeitabstände zwischen über 4000 Tropfen auf. Das Ergebnis war überraschend. Es wäre doch logisch gewesen zu erwarten, daß bei der Aufzeichnung völlig zufälliger Dinge auch ein völlig zufälliges Muster entstanden wäre. Tatsächlich aber geschah etwas ganz anderes. Zwar sprangen beim Fortschreiten von Tropfen zu Tropfen die Punkte in der Zeichnung, die die Intervalle zwischen Tropfen darstellten, völlig chaotisch hin und her. Und doch tauchte, als mehr und mehr Punkte das Bild anfüllten, eine Form aus dem Nebel auf, die bemerkenswert einem Schnitt durch einen seltsamen Attraktor glich, der als Henon-Attraktor bekannt ist. ...
...Als nun die vier Forscher den Druck im Wasserhahn ein wenig erhöhten, fanden sie unheimliche, aber experimentell reproduzierbare Formen, die offenbar Schnitte durch andere "bisher ungesehene chaotische Attraktoren" darstellten....
...Für David Ruelle sind der Henon-Attraktor, der Rössler-Attraktor, der Lorenz-Attraktor - und seltsame Attraktoren aller Art - wirklich wie jene subtil ineinander geschachtelte chinesische Schächtelchen. Die ungezähmte Attraktivität dieser Ordnung verbirgt sich in den Spalten aller Dinge, bewohnt ein gebrochenes Reich zwischen der ersten, zweiten und dritten Dimension, der uns vertrauten Welt mit ihren Anziehungspunkten, Grenzzyklen und sauber gedrechselten Torusgestalten.
(aus "Die Entdeckung des Chaos" von Briggs und Peat)
Die gleiche Erscheinung betraf offenbar ein Computernetzwerk, das ein Unternehmen der Militärindustrie, TRW, in Europa eingerichtet hatte. Ein Bericht in der "New York Times" wies darauf hin, daß dieses Netzwerk plötzlich seltsames, unvorhersagbares Verhalten gezeigt hatte. Das gleiche geschah einem Netz von Parallelprozessoren, die von Forschern der Firma Xerox zusammengeschaltet worden waren. Sie entdeckten, daß ihre Computer für genau die gleiche Rechnung völlig zufällig verschiedene Resultate geliefert hatten. Das Problem mit diesen Systemen lag nicht in irgendwelchen Konstruktionsfehlern. Die Ingenieure mußten vielmehr einsehen, daß es mit der Komplexität solcher Netzwerke zu tun hat, die unvermeindlich ist, wenn sie nichtlineare Rückkopplungsschleifen enthalten. Einige Forscher meinen, daß Ausbrüche von Intermittenz, wie sie hier beobachtet wurden, eine grundsätzliche Schwäche großer Computernetzwerke bloßlegen. Große Rechnersysteme, wie das der Strategischen Verteidigungsinitiative (SDI oder "Krieg der Sterne") der im high-tech-gestützten Börsenhandel der Wall Street könnten dann stets von Anfällen des Chaos bedroht sein....
...Für einen Computer führen iterative Paradoxa ins Chaos. Für Menschen, sagt man, haben sie entgegengesetzte Wirkung - sie führen zu kreativer Einsicht, ja, zur Erleuchtung. In mystischen Denksystemen wie dem Zen-Buddhismus sollen auf sich selbst rückgekoppelte Koans den Geist der Schüler derart in Schwingungen versetzen, daß die Voraussetzungen geschaffen werden, ihn wie eine Blase platzen zu lassen und einen völlig neuen Gesichtspunkt (oder einen Punkt ohne jede Aussicht) zu finden.
(aus "Die Entdeckung des Chaos" von Briggs und Peat)
Ich sage nur 42.
Sehen wir es einmal andersherum an. Könnte nicht Intermittenz ein auf den Kopf gestelltes Bild unseres eigenen Ortes im Universum darstellen? Wir sind gewohnt, den Kosmos vom Standpunkt der Ordnung aus anzusehen (d.h. mit Bildern relativ einfacher Ordnung). Wenn unsere Tageslänge schwankt oder das Radio ein Prasseln ausspuckt, so stellen wir uns diese Erscheinungen als störende Unterbrechungen der Struktur vor, die das von uns bewohnte Universum beherrscht. Die Chaostheorie legt aber nahe, daß auch der spiegelbildliche Gesichtspunkt möglich ist. Wir könnten uns die vertraute Ordnung als Insel von Intermittenz inmitten eines seltsamen oder chaotischen Attraktors von der Größe des ganzen Universums vorstellen.
(aus "Die Entdeckung des Chaos" von Briggs und Peat)
Es ist überaus wichtig, sich bei der Mitteilung der Tranceerfahrungen nicht verleiten zu lassen, die Bilder zu analysieren, als handle es sich nicht um wirkliche Erfahrungen...
...Jungianer betrachten Tranceerfahrungen oft als symbolische Ereignisse. Diese Erfahrungen sind jedoch nicht symbolisch im Sinne des Wortes, in dem Symbole "bloße Wegweiser für die Kommunikation über abstrakte Dinge" sind. Es handelt sich hier nicht um abstrakte Ereignisse, sondern um Wahrnehmungen einer Wirklichkeit, die wir sehen, riechen, schmecken, berühren und hören können. Im metamorphischen Sinn hingegen kann man Tranceerfahrungen manchmal sehr wohl "symbolisch" nennen. Sie zeigen auf, was für den einzelnen am wichtigsten ist, so wie auch Träume sich in Symbole kleiden, die aufgrund der persönlichen Lebenserfahrung ganz bestimmte Assoziationen hervorrufen.
Die Überlieferung der Puebloindianer ist ein weiteres Beispiel dieser metaphorischen Symbolik. Die Puebloindianer glauben, Menschen könnten einem Geist nicht direkt ins Gesicht blicken und weiterleben; deshalb tragen die Geister Masken, damit die Menschen sie unbeschadet ansehen können. Außerdem weiß man, daß sie bestimmte Masken als Erkennungszeichen für ihre Menschenfreunde tragen...
...Die Traumdeutungsmethoden sind Hilfsmittel, , die sich gut auf das Verständnis von Tranceerfahrungen übertragen lassen.
(aus "Ekstatische Körperhaltungen" von Belinda Gore)
Gibt es also doch eine exakte Wiederkehr in der Natur, also das vielzitierte "Murmeltier"? Die Antwort ist Nein. Schon die Berechnungen von Fermi, Pasta und Ulam wiesen nach, daß die Wiederkehr nicht vollständig erfolgt. Der Ausgangszustand erhält nur etwa 97 % der ursprünglichen Energie zurück, der Rest bleibt sozusagen im chaotischen Rauschen. Die belgischen Forscher beobachteten Ähnliches. Möglicherweise könnte dies bedeuten, daß in unserer Realität zwischen der zyklischen und der progressiven Variablen der Zeit ein Gewichtsverhältnis von 97:3 besteht. Das würde heißen, daß in unserer Welt etwa 3 % freie Willensentscheidungen existieren, während der Rest aus Wiederholungen von bereits Dagewesenem besteht. ....
Interessant ist vor allem, wenn man untersucht, wie die DNA mit Hilfe dieser fraktalen informationsstrukturen mit der Außenwelt kommuniziert. Dies geschieht nämlich nicht einfach nur durch bloßes Aussenden elektromagnetischer Strahlung. In solch einem Fall könnte die DNA eines Organismus nur mit der genetischen Information unmittelbar benachbarter anderer Organismen in Kontakt treten.
Statt dessen erfolgt die Kommunikation nichtlokal,d.h. die DNA kann, ohne an Zeit und Raum gebunden zu sein, auch mit weit entfernten Informationsträgern kommunizieren. Auch dieser Effekt geht auf ein berühmtes Paradox der Wissenschaftsgeschichte zurück, das sogenannte Einstein-Podolski-Rosen-Paradox, kurz EPR-Paradox. Es besagt, daß zwei Materieteilchen, die irgendwann einmal zusammen waren und dann getrennt wurden, für immer miteinander verbunden bleiben....
Garjajev geht noch einen Schritt weiter und vermutet, auch Information aus dem Kosmos habe mit Hilfe der Wellengenetik die Evolution des Lebens entscheidend beeinflußt. Seiner Ansicht nach erfolgt die Kommunikation nicht nur über die kosmische Strahlung, sondern auch in Nullzeit per Hyperkommunikation unter Benutzung des Einstein-Podolski-Rosen-Paradoxons...
(aus "Zeitfalle" von Fosar und Bludorf)
"Wir müssen jetzt aus der Theorie in die Praxis gehen. Sie kennen doch bestimmt den physikalischen Satz von der Erhaltung der Energie. Es kann niemals Energie verlorengehen, sondern nur umgewandelt werden. Streng genommen gilt das jedoch nur für sogenannte konservative Systeme, in denen keine Reibungsverluste auftreten."...
"In der Realität gibt es immer solche Reibungsverluste. Ein Teil der Energie verwandelt sich in Wärme, die nicht hundertprozentig zurückverwandelt werden kann. Diese Systeme nennt man dissipativ. Früher glaubten die Wissenschaftler, daß es nur zwei Möglichkeiten gibt, wie sich ein solches dissipatives System verhalten kann. Eine Möglichkeit ist, daß es auf einen Fixpunkt zustrebt, wie ein Pendel, das mit der Zeit immer schwächer schwingt und schließlich stehenbleibt, wenn die gesamte Bewegungsenergie in Wärme umgewandelt ist. Die zweite Möglichkeit ist ein sogenannter Grenzzyklus. Der Endzustand ist dann eine regelmäßige periodische Bewegung.
Heute weiß man: Es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Das System kann auch in einem seltsamen Attraktor, oder neudeutsch: einem strange Attractor, enden. Das ist eine unglaublich komplizierte Figur, die einen bestimmten Bereich ausfüllt. Egal, von wo und mit welcher Geschwindigkeit man startet, man wird am Ende immer in diesen Attraktorbereich hineingezogen (daher der Name), das System bleibt aber nicht stehen und vollführt auch keine regelmäßige Bewegung. "....
"Das bekannteste Beispiel ist der Lorenz-Attraktor. Es ist eine Art doppelter Spirale."..."Solche Bahnen treten zum Beispiel in der Atmosphäre auf, etwa bei der Konvektion, also bei der Strömung kälterer und wärmerer Luftmassen.
Wenn man seltsame Attraktoren aus dem Blickwinkel der Dynamik betrachtet, sind sie ganz einfach chaotisch. Sehr interessant wird es jedoch, wenn man ihre geometrischen Eigenschaften untersucht - kurz gesagt: Wie sie aussehen. Das sind nämlich immer sogenannte Fraktale."...
"Die Formen sind fast unendlich kompliziert, d.h. egal wie stark man so eine Form auch vergrößert, man erhält immr wieder neue Informationen.
Fraktale sind auch zu irregulär, um mit den Regeln der herkömmlichen Geometrie beschrieben zu werden. Speziell kann ein Fraktal nicht aus einfachen geometrischen Formen wie Dreiecken, Quadraten, Kreisen und Linien zusammengesetzt werden. Aber das Merkwürdigste ist sicher die Selbstähnlichkeit. Das bedeutet, bei Vergrößerung wiederholt sich die Form immer wieder. Also ist es eine Form in der Form in der Form usw. bis ins Unendliche...."
"Mit Rückkopplung meine ich, man bildet einen Gegenstand ab, kopiert ihn sozusagen, und macht dann sofort von dem Bild wieder eine Kopie usw. Auf diese Weise sind Fraktale so aufgebaut, daß sich alles, was man im Großen sieht, im Kleinen identisch oder zumindest fast identisch wiederholt."...
"So erhät man jedoch auch eine ganz einfache Möglichkeit, Fraktale mathematisch zu beschreiben. Man nimmt sich irgendein Ausgangsobjekt, z.B. ein Quadrat.... Es ist vollkommen egal für die später entstehende Fraktalform, wie dieses Objekt aussieht. Dann definiert man eine Fransformation, also eine Abbildungsvorschrift....eine Abbildungsvorschrift ist nie exakt identisch mit dem Original. Es gibt immer kleine Fehler (im Sinne von Abweichungen)....
Am Ende, also im Prinzip nach unendlich vielen Wiederholungen, ist das Ausgangsobjekt verschwunden, man sieht nur noch eine Struktur, die aus den sich überlagernden Abbildungsfehlern zusammengesetzt ist - eine Fraktalform."
"Man muß also nur diese Abbildungsvorschrift definieren"...."Man nennt so etwas in der Mathemathik auch eine Matrix."...
"Man muß es nicht unendlich oft tun. Hundert Mal reichen meistens voll und ganz. Danach würden sich nur noch so feine Details an dem Bild ändern, daß man den Unterschied nicht mehr sieht. Dieses Fraktal, das als Endzustand entsteht, ändert sich nicht mehr, wenn man es weiter abbildet. Es ist der Attraktor des Systems, ein stabiler Endzustand."...
"Die Fehler sind keine Unzulänglichkeiten des Computers oder des Menschen, der ihn bedient. Sie sind integraler Bestandteil der Matrix. Sie sind übrigens notwendig, damit in der Natur überhaupt etwas Sichtbares und Lebendiges entsteht."...
"Aber unsere wahrnehmbare Realität entsteht tatsächlich durch eine Matrix, oder viele Matrizen, wenn man es genau nimmt. Nun sehen Sie aber, daß das Entscheidende bei der Entstehung einer Fraktalform die Rückkopplung ist, also ein Betrachtungsvorgang. Noch dazu einer, wo der Beobachter und das beobachtete Bild identisch sind. Es ist nicht eine Frage, wie unsere Realität wirklich aussieht - das weiß sowieso keiner - sondern, wie wir sie wahrnehmen."...
"Unsere Welt ist im Grunde gar nicht stabil."..."Sie ist ein unaufhörlicher Tanz von Energiequanten. Unsere Wahrnehmung stabilisiert diese Bewegungsmuster mit Hilfe der Matrix. Da wir selbst Teil dieser Realität sind, betrachten wir im Grunde uns selbst, wenn wir die Außenwelt betrachten. Das führt zu einer Rückkopplung, durch die in der Außenwelt Fraktalformen entstehen. Sie erscheinen uns stabil, obwohl in ihnen natürlich auch unablässig Bewegung ist. Doch sie ziehen jedes bewegte Teilchen als Attraktoren wieder in ihren Einflußbereich, der dadurch als Ganzes stabil aussieht."...
"Fraktale Zeit ist in der Wissenschaft nichts Neues."...."Und da wir Zeit über die Abfolge von Erreignissen definieren, gäbe es dann auch eine fraktale Geschichte."
(aus "Zeitfalle" von Fosar und Bludorf)
Vor einigen Jahrzehnten hat der brilliante britische Astrologe und Forscher Charles E. O. Carter, der Tausende von Horoskopen analysierte, die besonderen Merkmale erfolgreicher Astrologen untersucht. Er entdeckte nicht nur, daß bestimmte Zeichen im Vordergrund standen, sondern sehr häufig auch bestimmte Grade durch ein Eckpunkt des Horoskops oder einen persönlichen Planeten betont waren, nämlich 10 Grad Jungfrau/Fische und 27 Grad Löwe/Wassermann.
(aus: "Im Zeichen der Sterne" von Julia und Derek Parker)
Paßt wie die Faust aufs Auge, nur leider habe ich gar keine Lust, das beruflich zu machen.
Erhöhte Harnsäurespiegel im Blut können zu Ablagerungen in Nieren und Gelenken führen, zu Gicht. Erfahrungsgemäß handelt es sich dabei um Patienten mit wenig körperlicher, aber erhöhter geistiger Tätigkeit. Man hat in Amerika gefunden, daß Hochschüler, die weniger begabt sind und sich daher mehr anstrengen müssen, eher höhere Harnsäurespiegel haben; das hat zu der Hypothese (Orovan) geführt, daß die Harnsäure, die bei Primaten - im Gegensatz zu weniger intelligenten Tieren - im Stoffwechsel anders behandelt wird, zur Anregung des Gehirns, etwa wie Kaffee dient. Und tatsächlich sind beide Substanzen chemisch nahe verwandt...
...Die Urzelle im Urmeer war sich selbst genug, eine glich der anderen, und in jeder von ihr waren alle Funktionen vereinigt. Sie war selbst Nerv, Kreislauf, Magen, Leber und Muskel. Wird eine unserer Zellen krebsig, dann entdifferenziert sie sich in Richtung auf jenen Urzellen-Zustand. Man kann zwar bei gutartigen Tumoren im allgemeinen noch erkennen, aus welchen Zellen bzw. Organen sie stammen. Je bösartiger aber ein Tumor wird, um so mehr verliert er jegliche Art der Organspezifität, und umso weniger unterscheidet er sich von der Urzelle. Untersuchungen über Tumorzellen, wie sie in der letzten Zeit durchgeführt wurden, scheinen diese Vorstellungen zu bekräftigen, denn bei krebsiger Entartung verliert die Zelle die Fähigkeit, organspezifische Eigenheiten zu bilden....Auf dieser Basis kann man sich Zusammenhänge zwischen Kohlenhydraten und Krebs vorstellen. Bringt man einen Menschen in Bedingungen, unter denen der Fisch lebte, d.h. mit Schwierigkeiten in der Sauerstoffversorgung bei ungestörter Kohlensäureabgabe, dann wird er in seiner Atmung zum Fisch. Zerstört man ihm seine Niere, dann reaktiviert er die Vorniere, die er vor vielen hundert Millionen Jahren zum letzten Mal gebraucht hat. Unter Bedingungen des Urlebens vor zwei Milliarden Jahren, wo es als Nahrung nur Kohlenhydrate und zum Atmen keinen Sauerstoff gab, wird er zur Urzelle, oder einzelne seiner Zellen entdifferenzieren sich zu diesem Zustand. Sie vermehren sich rücksichtslos, wie wenn sie allein im Urmeer schwämmen, obwohl sie sich doch in einem geordneten menschlichen Organismus befinden....An Patienten, bei denen nach Organübertragungen die Abstoßungsreaktionen unterdrückt wurden, etwa durch Antilymphozyten- Serum oder durch hohe Dosen von Cortison, hat man eine Häufung bösartiger Erkrankungen feststellen können. Offenbar können sieh Krebskeime bei behinderter Tätigkeit des Immunsystems leichter festsetzen und entwickeln. Man nimmt daher an, daß menschliche Tumoren viel häufiger entstehen, als sie tatsächlich sich dann bemerkbar machen, weil ein großer Teil der Krebskeime den Abwehrkräften des Körpers zum Opfer fällt. Diese werden aber nicht nur durch das Antilymphozyten-Serum und die Nebennierenrindenhormone, sondern vor allem durch den abnormen Stoffwechsel des Kohlenhydratessers geschwächt. Es ergeben sich hier wiederum Beziehungen zwischen Krebs und Nahrungsqualität...Immerhin gibt es bereits Tierversucbe, welche erkennen lassen, daß eine kohlenhydratreiche Ernährung unter der Wirkung krebserzeugender Substanzen das Auftreten bösartiger Geschwülste eindeutig fördert, eine fett- und eiweißreiche, kohlenhydratarme Ernährung aber dem Auftreten von Krebs entgegenwirkt. Ich selbst habe beobachtet, daß man mit kohlenhydratarmer Diät zwar das Auftreten von Brustkrebs nicht mehr verhindern kann, weil die Wurzeln einer bösartigen Erkrankung jahrzehntelang zurückreichen, wohl aber das von Metastasen nach Entfernung der ursprünglichen Geschwulst...1998 wies mich eine meiner Anhängerinnen auf eine Beobachtung von Nobelist Albert Schweitzer hin, enthalten in dem Vorwort zu einem Buch über Krebs, dessen Autor aus dem Pasteur Institut Paris kam38) . Albert Schweitzer berichtet darin, daß er nach seiner Ankunft in Lambarene im Jahre 1913 bei den vielen Patienten dort niemals Krebs zu Gesicht bekam. Sie lebten salzlos, einige 100 Meilen fern vom Ozean. Als er Lambarene 1954 verließ, hatten die dortigen Einwohner Zugang zu reichlich Salz aus Europa gewonnen, auch aus Dosennahrung, ohne daß sich sonst in ihrem Lebensstil etwas geändert hätte, und es gab jetzt Krebs aller Arten. Albert Schweitzer führte dies auf das Hinzutreten von Salz zu der Nahrung der Eingeborenen zurück. Für mich ist es "Wasser auf meine Mühle", denn auch Salz ist ein Bestandteil des Ur-Meeres und komplettiert damit das Szenario, das ich mit dem zurück zum Beginn des Lebens als Ursache von Krebs entworfen habe.
...Man hat bisher zwar noch keine Fossilien einer aquatischen Vorstufe gefunden. man weiß aber ziemlich genau, wo sie zu suchen wären (Abb. 48). Die geologischen Untersuchungen der letzten Jahrzehnte haben bekanntlich die Richtigkeit der Wegenerschen Kontinentalverschiebungs-Theorie bestätigt und gezeigt, daß die Erdkruste aus Platten besteht, die sich gegeneinander bewegen. So war in der Gegend von Aden und im unteren Teil des roten Meeres eine tektonische Platte durch Meeresarme vollständig von den umliegenden Kontinenten isoliert, womit die dort lebenden Schimpansen- ähnlichen Primaten von ihren Verwandten in Afrika getrennt und zu einem Leben am Wasser oder im Wasser gezwungen waren. Diese Periode könnte einige Millionen Jahre umfaßt haben und jedenfalls ausreichend gewesen sein, alle die Unterschiede herauszuarbeiten, die heute zwischen Affen und Menschen bestehen. Sicher ist es kein Zufall, daß alle fossilen Funde bis vier Millionen Jahre vor der Zeitrechnung zurück aus dem sogenannten Rift Valley (Abb. 48) stammen, aus einer ebenfalls tektonisch bedingten vulkanischen (Feuer!) Einbruchsrinne, die der Gegend von Danakil - Afar direkt benachbart ist und sich durch ganz Ostafrika bis zum Süden dieses Kontinents erstreckt, wo die ersten Fossilien der verschiedenen Australopithecinen gefunden wurden. Vielleicht ist es auch kein Zufall, daß bei etwa vier Millionen Jahren vor der Zeitrechnung die Fossilienfunde abbrechen. Die Zeit von dort bis zurück zu der Trennung des Vormenschen von dem Menschenaffen liegt völlig im Dunkeln. Kommt das vielleicht daher, daß diese Entwicklung eben an einer isolierten Stelle und im Wasser stattgefunden hat? Von Danakil aus könnte jedenfalls der nun nackte Vormensch nach Rückzug des Meeres direkt ins Rift Valley gelangt sein und dort seinen Aufstieg zum Menschen angetreten haben. Dieser Teil Afrikas spielt in der Menschheitsgeschichte jedenfalls eine entscheidende Rolle. Große Teile Ostafrikas waren zur Zeit der Trennung unserer Vorfahren von den Menschenaffen vom indischen Ozean überflutet, so daß die aquatic genesis auch ohne Afar durchaus denkbar ist. Ich kann mir kaum vorstellen, welche andere Umweltänderung gleichzeitig die Speckschicht unter unserer Haut, den Verlust des Fellkleides, den aufrechten Gang und die Kohabitation von vorne her, wie bei Wasser- Säugetieren üblich, hätte in Gang setzen können als der längere Aufenthalt unserer frühen Vorfahren im Wasser oder doch am Wasser mit der Nahrungssuche im feuchten Element....
....Diese meine Adaptationstheorie, erstmals veröffentlicht 1989, zeigt, daß die Ausbreitung des Ackerbaues, wie sie aus linguistischen 34 ', archäologischen 15) und genetischen") Studien ersichtlich ist (siehe Abb. 28, 29, Seite 118), durch die Verbreitung unserer Zivilisationskrankheiten nachgezeichnet wird. Dort, wo die Kohlenhydrate zuletzt hinkamen, nach dem Nordwesten von Europa, zu den britischen Inseln, nach Schottland, Irland, Skandinavien und Sibirien, dort sind die typisch westlichen Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkte, multiple Sklerose, Diabetes I und Krebs viel häufiger als im nahen Osten und in Nord-Afrika, wo die Kohlenhydrate schon länger zu Hause sind (siehe die Abb. 30 bis 33, Seite 119 bis 120). Dort gab es diese Krankheiten viel früher, als der Ackerbau sich ausbreitete, als die Kohlenhydrate noch neu waren; man studiere die Berichte über die Krankheiten der alten Ägypter, die selbst die Pharaonen nicht verschonten. Heute haben diese Völker im Osten und Süden von Europa ihre Kohlenhydratadaptation im wesentlichen hinter sich; sie haben gute Zähne trotz reichlich Kohlenhydraten in ihrer Nahrung, haben viel weniger an westlichen Krankheiten zu leiden als wir, die wir die Adaptation noch nicht ausreichend geschafft haben....Die Archäologen haben nicht nur festgestellt, daß es Zahnkaries nur dort gibt, wo Kohlenhydrate gegessen werden; sie haben auch gefunden, daß in der Türkei und in Griechenland die Skelette mit dem Einzug des Ackerbaues um einen Kopf kleiner wurden. Die Vorstellung, daß es die Kohlenhydrate sind und nicht die tierischen Fette, die uns schaden, ist noch nicht bis zu den Archäologen vorgedrungen; trotzdem bringt jede neue Ausgrabung die Bestätigung für die Richtigkeit der Adaptationstheorie. Man kann sogar die Eroberung Südenglands durch die Römer und den Einfall der Kurgan-Völker, östlicher Reiterstämme in Mitteleuropa (Abb. 28, Seite 118), in der Krankheitshäufigkeit nachvollziehen. Wo die Römer in England waren, gibt es weniger westliche Krankheiten, weil die Römer die Kohlenhydrate schon früher hatten als die Anglosachsen und daher eine Kohlenhydratadaptation mitbrachten. Die Kurgan-Reitervölker (genannt nach ihren Hügelgräbern) waren mehr Hirten als Ackerbauer im Gegensatz zu den überfallenen Mitteleuropäern, weshalb sie deren Kohlenhydratadaptation störten. Wir haben deshalb in Polen, in der Tschechei und in Österreich mehr Herzinfarkte als in sonst vergleichbaren europäischen Regionen.
(aus "Leben ohne Brot" von Wolfgang Lutz)