Wenn man im Internet über Brustimplantate nachliest, erfährt man, daß viele Frauen mit Implantaten über ein kaltes Gefühl in der Brust berichten. Also davon habe ich noch nichts bemerkt. Im Gegenteil - mir kommt die Brust mit Implantat wärmer vor, ganz besonders wenn es heiß ist. Und wenn ich damit in der Sonne sitze, fühlt es sich beinahe an, als hätte ich einen Hitzestau dahinter. Da muß ich wohl aufpassen, daß mein Herz nicht Feuer fängt. Vielleicht kommt das mit dem kalten Gefühl ja im Winter, wenn das Implantat Kälte speichert. Anders herum wäre es natürlich viel nützlicher, wenn es im Sommer Kälte und im Winter Wärme speichert. Vielleicht kann man die Brust bei Hitze ja eine Weile in den Kühlschrank hängen, um ein Kühlaggregat zu bekommen und im Winter umgekehrt in heißes Wasser. (Nein, ausprobieren werde ich das nicht.) Ich würde gerne aufhören, über Brüste zu schreiben, aber tut mir leid, das wird wohl noch länger Thema bleiben. Bei Amazon habe ich mir einen Multi-Vorrat an spanischem Turron geordert. Das reicht für eine Weile Frustessen.
Lebensmüde. Das ist einfach zu viel Leben im Moment und fast alles davon von der häßlichen Sorte. Bizarr daran ist, daß ich das alles ja eigentlich mache, um zu überleben. Aber wenn ich dann in dem ganzen Schlamassel sitze und mal kurz zum Nachdenken komme, frage ich mich: "Ähm, wozu wolltest du nochmal überleben?" (Für schmerzhafte Brust-OPs und den ganzen Spaß?) In dieser Stimmung hätte ich mich im Grunde einfach entspannt hinsetzen können und abwarten, was kommt. Aber dabei wäre es mir wahrscheinlich wieder zu gut gegangen, um so zu denken. Ziemlich paradox.
Obwohl ich gestern erst punktiert wurde, ist die Brust schon wieder so groß, daß ich fürchte, bis zum nächsten Montag wird sie wohl wie ein Luftballon zerplatzt sein. Und ich ärgere mich über Menschen, die zwar kräftig austeilen, wenn sie ihren Willen durchsetzen wollen, aber kein einziges Mal etwas einstecken und verzeihen können, selbst wenn sie wissen, daß man in einer seelischen Extremsituation steckt. Aber hey - ich glaube, die machen es genau richtig und ich bin einfach die Doofe, die immer zu gutmütig und nachsichtig ist. Ich sollte es wie sie machen und mir das schleunigst abgewöhnen. Zum Glück bin ich lernfähig. Kein Pardon mehr forever. Wenigstens das Regenwetter hat etwas Gutes. Ich fühle mich verstanden und muß nicht in meinem Panzer schwitzen.
Letztens fand ich das erste Mal ein Mineralwasser, das mir tatsächlich schmeckt, und weil ich wissen wollte, was darin genau enthalten ist, googelte ich und fand diese Liste vom Urangehalt diverser Mineralwasser:
http://www.geobiologe24.de/img/Uran-Mineralwasserliste.pdf
Mein neues Lieblingswasser ist zum Glück nicht verseucht, aber es ist schon erschreckend, wieviele Mineralwasser betroffen sind.
Eigentlich dachte ich ja, wenn ich die OP hinter mir habe, kann ich erstmal Luft holen und wieder etwas zur Ruhe kommen, aber das war wohl ein Irrtum. Die nächsten drei Wochen sind voller Termine, Ärzte und Handwerker. Donnerstag soll ich zur Knochenszintigrafie und Freitag mal wieder bis nach Charlottenburg zum Bauchraum-MRT. Und jedesmal, wenn ich auf die Brust gucke, mache ich mir neue Sorgen. Ich wußte schon, warum ich es so lange wie möglich vermieden habe. Gestern versuchte ich mal ein bißchen zu hüpfen, das tat aber weh, so daß die meisten Choreografien, die ich sonst so übe, wegfallen. Stattdessen dachte ich mir selbst eine aus, die Spaß macht, aber Hüpfen und viel Arm weglässt. Die mußte ich natürlich üben und ich übte so viel, bis ich völlig verschwitzt war, was ich ja eigentlich ebenfalls vermeiden wollte. Beim Duschen schaute ich mir die Brust mal genauer an und die Form war jetzt sehr viel besser, allerdings mußte ich heute feststellen, daß dies nur am Wasser in der Brust lag, welches vorhin punktiert wurde und das sich schön gleichmäßig auch auf die flache Seite verteilte. Die Brust war zwar doppelt so groß und fühlte sich an, als würde sie jeden Moment explodieren, aber von der Form war es ok. Dafür sah aber gestern die Brustwarze sehr eigenartig aus, ganz blutunterlaufen und schorfig. Sie sah eigentlich so aus, als könne man sie selbst wie Schorf wegkratzen. Nun ist es bei diesen OPs so, daß die Brustwarze schon mal absterben und abfallen kann. Es gibt zwar irgendein Verfahren, mit welchem das Risiko vermindert wird, aber das wurde bei mir wohl nicht angewendet, zumindest weiß ich nichts davon. Natürlich bekam ich gleich einen Schreck, aber beim Nachsorgetermin vorhin schien die Ärztin nicht beunruhigt und meinte, die sei nur ein bißchen verschorft und erhole sich wieder. Na gut, ich war erst mal erleichtert, wenn auch trotzdem nicht ganz unbesorgt. Dann fragte ich die Ärztin, ob denn die Schwellung bald wieder weggehe, wobei ich auf ausgebeulte innere Seite der Brust zeigte. Die Ärztin schaute irritiert und meinte, das sei keine Schwellung, sondern das Implantat. Öhm... Ich hoffe ja immer noch, daß das alles nur eine Schwellung ist und das Implantat irgendwann flach in der ganzen Brust liegt, schließlich ist die Brust jetzt auch ohne Wasser etwas größer als die andere und ich kann mir nicht vorstellen, daß dies beabsichtigt ist. Ich hab in der letzten Nacht das erste Mal auf der linken Seite gelegen in der Hoffnung, daß das Implantat dann etwas in die Mitte rutscht, scheint aber nicht viel zu helfen. Das Implantat steht wie eine Eins irgendwo neben der Brustwarze, also falls das alles nicht doch nur eine Schwellung ist, hoffentlich. Bei diesen ganzen Aufregungen wegen der Brust denke ich immer noch manchmal, vielleicht wäre es doch besser, alles wegmachen zu lassen auf beiden Seiten. Denn dann ist es einfach nur flach und ich muß mir keine Sorgen mehr machen, ob die Brustwarze nach rechts oder links schaut, Beulen drin sind oder die eine Brust anders als die andere aussieht. Dann ist halt alles flach und die Narben kann man übertätowieren. Und wozu schleppe ich meine Problembären eigentlich noch mit mir herum? Männer schauen mich eh nicht mehr an, für die bin ich schon viel zu alt. Wenn ich früher auf die Straße gegangen bin, gab es Aufmerksamkeit, wenn ich heute auf die Straße gehe, registriert man mich nicht einmal mehr, wenn ich an einer Baustelle vorüberlaufe. Nicht daß mich das sehr stören würde, früher hat es mich eher genervt, doch wenn man für Männer sowieso nur noch Luft ist, helfen auch keine Brüste mehr, außer sie sind medizinballgroß, und darauf kann ich verzichten. Mit Kindersegen habe ich wohl ebenfalls nicht mehr zu rechnen. Und falls ich jemals in meinem Leben noch einmal die Lust und die Muße habe, einen Roman zu schreiben, dann weiß ich auch schon, wie der erste Satz lauten wird: "Ich hatte perfekte Brüste."
Das Krankenhaus hat riesige Schlafsäle, in denen die Patienten wie Kraut und Rüben herumliegen. Erinnert ein wenig an Lazarette in Kriegszeiten. Mit mir im Krankenhaus befindet sich Armin Rohde, der meine Füße massiert, was sehr angenehm ist. Eine andere, etwas blasse Patientin kommt zu mir und sagt, daß ich heute entlassen werde. Ich frage, von wem sie das gehört hätte, aber sie meint nur, daß sie es weiß. Tatsächlich soll ich entlassen werden, weshalb ich mich jetzt anziehen muß. Ich wähle ein ärmelloses, weißes Oberteil mit langen Fransen, dessen Säume goldfarben eingefaßt sind. Es hat einen Rückenreißverschluß, den ich nicht ganz geschlossen bekomme, weshalb ich eine andere Patientin bitte, mir zu helfen. Das tut sie und sagt, ich sähe aus, wie aus dem Raumschiff Enterprise, was wohl als Kompliment gemeint ist. Am Eingang des Krankenhauses höre ich die Stimme meiner Mutter. Sie ist es wirklich und ich wundere mich, was sie hier macht, denn sie weiß nichts von meinem Krankenhausaufenthalt. Seltsamerweise trägt sie einen Krankenhausnachthemd. Sie wird doch nicht als Patientin hier sein? Jedenfalls verstecke ich mich erstmal, bevor ich schließlich das Krankenhaus verlasse. In einem Bett in der Ecke liegt meine Mutter und schläft. Ihre Nase sieht irgendwie seltsam dünn und rot aus.
Der Traumdeuter meint dazu:
"Verläßt man ein Krankenhaus, deutet das auf eine persönliche Reifung hin, durch die man nach einer Phase der seelischen Not selbständiger und unabhängiger geworden ist."
So langsam reicht es dann aber auch mit den Reifungen.
wird die operierte Brust immer größer und hat schon bald die doppelte Größe der anderen erreicht. Vor allem des nachts scheint sie enorm zu wachsen. Die Schmerzen lassen zum Glück eher nach, wenn auch nur langsam, und Niesen ist echte Folter. Da tut man alles, um es sich zu verkneifen, aber leider muß ich gerade ziemlich viel niesen, weil mich wohl wieder ein paar Pollen ärgern. Wenn ich es mir nicht verkneifen kann, hört man erst das Niesen und dann die "Aua! Aua! Aua!"-Rufe von mir. Mein Rekonvaleszenz-Ausmalbildchen ist fertig, aber ich habe trotzdem Tag für Tag immer schlechtere Laune bekommen, vor allem als während des Malens eine Simpsons-Folge im Fernsehen lief, in welcher Lisa tanzen lernte. Wenn ich zu Hause nicht tanzen kann, werde ich ungenießbar, deshalb tat ich es heute doch, allerdings nur sowas, wo man viel mit den Beinen macht und die Arme halbwegs weglassen kann, wie z.B. Salsa, und dann auch nur zwei bis drei Lieder. Sobald ich anfange zu schwitzen, höre ich wieder auf. Aber meine Laune war sofort besser. In der letzten Nacht träumte ich, daß ich als Beifahrerin in einem Auto sitze und der Fahrer regelmäßig mit einem beschrifteten Schieberegler die 'Positionslichter' einschaltete. Jedesmal schaltete ich sie heimlich wieder aus, wenn er nicht hinsah, weiß aber nicht, was ich mir dabei gedacht habe.

zu Hause und ich habe ständig im Halbschlaf den Knopf gesucht, um das Bett höher zu stellen. Natürlich nichts gefunden, da mein Bett so etwas ja nicht hat. Ächz. Vorhin telefonierte ich mit meiner ehemaligen Mitpatientin. Sie wollte mich eigentlich im Krankenhaus besuchen kommen, allerdings habe ich mich aus gutem Grund heute erst gemeldet. Im Krankenhaus geht es ja eh immer zu wie im Taubenschlag, zu viel Besuch macht dann noch zusätzlich groggy. Die Zeit vertrieb ich mir den Tag über ohne Sport meditativ mit Bildchen ausmalen. Ich könnte zwar auch mit meinen angefangenen Zeichnungen weitermachen, aber so eine Narkose regrediert ja irgendwie. Eine Betreuerin erzählte mir mal, daß ihre Betreute nach der Narkose, obwohl sie täglich mehrere Schachteln Zigaretten gequalmt hat, völlig vergessen hatte, daß sie Raucherin ist und nie mehr eine Zigarette angefaßt hat. Wer weiß, was ich so alles vergessen habe.
Mittagessen habe ich noch bekommen, so daß ich mir heute keinen Stress machen mußte und es morgen dann ganz in Ruhe mit dem Einkaufen versuche. Mein erster Gang zu Hause führte mich auf den Balkon, um zu retten, was zu retten ist, mein zweiter Gang auf die Waage. Ich habe tatsächlich innerhalb von einer Woche knapp vier Kilo zugelegt. Und darf jetzt wochenlang keinen Sport machen. Ich dachte zwar, man könnte zumindest mit den Beinen so ein bißchen tanzen, aber ich habe mich gerade durch diverse Foren zur Plastischen Chirurgie gelesen und da sagen die Ärzte, daß Schwitzen schlecht für die Wundheilung ist. Auch Yoga soll man nicht machen. Und in meinem Brustpanzer bekomme ich schon die Motten, wenn ich nur ein wenig Hausarbeit mache. In der Mitte des Bauches unter der Brust drückt außerdem immer noch etwas, als wäre da irgendwie ein harter Fremdkörper, das macht mich fast wahnsinnig, vor allem wenn ich mich jetzt hier zu Hause wieder mehr bewegen muß und nicht nur auf dem Bett liege. Eigentlich brauche ich nur wegen diesem Stechen noch die Schmerzmittel, aber davon regelmäßig. Wegen der Röntgenuntersuchung habe ich das erste Mal die Brust ganz ohne Bustier gesehen und finde die Form etwas eigenartig. Nach innen zur anderen Brust ist sie ausgebeult und nach außen flach und das ändert sich auch nicht, wenn das Bustier weg ist. Ich hoffe, das bleibt nicht so und die Brust bewegt sich irgendwann ohne Bustier in eine normale Form.
Die Schwester kam mit Mundschutz und Metzgerschürze, um sie zu entfernen und meinte, das tut nicht weh. Erstmal schnitt sie die Fäden durch, mit denen der Schlauch befestigt war und behauptete, den hätte jemand mit Klöppelstichen festgenäht. Dann zog sie am Schlauch und ich schrie vor Schmerzen. Und sie zog und zog, ich weiß ja nicht, wie viel Meter Schlauch die in mich gesteckt haben, aber es kam mir endlos lang vor. Sie sagte dann entschuldigend, sie wäre es nicht gewesen, die den Schlauch hineingesteckt hat, sie ziehe ihn nur heraus. So ohne kann ich mich gleich ein ganzes Ende besser bewegen und morgen soll ich entlassen werden. Aber nicht einfach so, vorher soll ich nochmal das ganze Untersuchungsprogramm wegen evtl. Metastasen durchlaufen. Das finde ich irgendwie nicht so toll, denn dann mache ich mir wieder einen Haufen Gedanken, obwohl ich eigentlich keine Beschwerden habe. Ich mag solche Untersuchungen nur, wenn es tatsächlich irgendwo zwickt, aber dafür kann ich morgen noch im Krankenhaus zu Mittag essen, denn mit den Untersuchungen zieht sich das erfahrungsgemäß. Und wenn ich schon kein Frühstück deshalb zu mir nehmen darf, möchte ich nicht mit leerem Magen nach Hause geschickt werden.
Auch meine Zimmergenossin war wegen des ausfallenden Frühstücks ganz besorgt um mich und meinte, sie hätte mich als eine kleine, immer fressende Raupe abgespeichert. Das hat mir noch niemand gesagt und ist ein völlig falscher Eindruck von mir, wie ich finde, aber egal.
und wenn man sich dann jedes mal aus den Klamotten quält und wieder hinein, was ja weh tut, beobachten einen die Ärzte dabei wie ein possierliches tolpatschiges Tierchen im Zoo. Mit dem Ergebnis sind alle anscheinend zufrieden, denn wenn sie auf meiner Brust herumdrücken wie auf einem Gummiball, höre ich immer Kommentare wie "schön geworden", "sieht gut aus", "schöne Größe" usw. Ich selbst traue dem Braten nicht so ganz und habe mich noch nicht richtig im Spiegel angeschaut, nur von oben ein wenig hineingeschmuhlt. Das sieht erstmal ok aus, aber fässt sich alles sehr eigenartig an. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich daran noch gewöhne.
Am Vormittag hörte ich etwas Radio, da lief eine Sendung mit kubanischer Musik und Salsaklängen. Wenn man so mehr oder weniger zwar nicht ans Bett gefesselt ist, aber das Aufstehen auch nicht viel bringt, grenzt das ja schon ein wenig an chinesische Wasserfolter. Es passiert mir auch jeden Tag mindestens einmal, daß ich ins Bad gehe und wenn ich hinaus will, direkt in der Badtür von meiner Leine wieder zurückgerissen werde, weil ich den angehängten Drainagebeutel vergessen habe. Die Strippe ist gerade so lang, daß man im Bad überall heranreicht.
mich wieder der blanke Hass, weil diese ganzen Bewegungseinschränkungen jetzt schon nerven, obwohl ich hier noch nicht mehr machen muss, als mich ständig an und auszuziehen, Haare zu waschen, zu duschen und vom Bett hochzukommen. Letzteres ist mit das schwierigste, denn wenn man versucht, sich mit den Armen abzustützen, tut der Brustmuskel weh, doch in den Bauchmuskel kriegt man ebenfalls Messerstiche. Dass es nach der OP weh tut, war ja klar, aber wenn es zu lange dauert, werde ich ungeduldig. Ich hasse es, wenn ich mich nicht richtig bewegen kann. Und die Schmerzen nach der brusterhaltenden OP hatte ich schon wieder vergessen. Die waren auch weniger schlimm, aber es hat trotzdem Jahre gedauert, bis ich den Arm wieder ohne Schmerzen voll durchstrecken konnte. Und nun darf ich ihn nur noch zu 90 Grad heben, damit das Implantat nicht verrutscht, und bekomme ihn auch gar nicht höher. Es heißt zwar, das sei vorübergehend, aber ich sehe gerade schwarz bei dem Gedanken, wieviel Jahre es wohl diesmal dauert, bis ich ihn wieder uneingeschränkt und ohne Schmerzen bewegen kann, falls überhaupt. Alle meine Yogaübungen sind nun für die Katz.
Ich habe mir heute mal den Heilpflanzengarten im Park der Klinik angeschaut und darin Maiglöckchen gesehen. Also ich weiß ja nicht. Mir ist aber auch noch nie aufgefallen, dass Ärzte dort hin gehen und die Heilpflanzen pflücken. Mit den Maiglöckchen darin würde ich mir ernsthafte Sorgen machen.
Zum Mittagessen gab es Frühlingsrollen mit süß-sauer Gemüse und Reis, zum Kaffee einen obergeilen Nusskuchen. Aber irgendwie wird es langsam schwer bei den vielen Mahlzeiten, Hunger zu entwickeln und mit dem Verdauen muss man ja auch noch hinterherkommen, denn man wird hier ständig gefragt, ob man Stuhlgang hatte. Essen und Verdauung müssen hier zackig funktionieren, sonst wird nachgeholfen. Die große Hitze macht zusätzlich platt. Ich habe die Bettdecke am Fußende zusammengerollt und liege ganz ohne. Mit Schlafmaske und Ohrstöpsel schlafe ich hier sogar mal erstaunlich gut (von den Schmerzen abgesehen), müde bin ich aber trotzdem dauernd. Ich bin froh, daß ich die mitgenommen habe, denn sonst habe ich eher schlechte Erfahrungen mit Krankenhausschlaf. Inzwischen ist schon der Essensplan für die nächste Woche da. Eigentlich könnte man sich bis Freitag noch gut durchfuttern, aber soweit wird es wohl nicht gehen, denn das Wundwasser wird schon weniger. Schade, daß sie hier keinen kurzfristigen Essenslieferservice für frisch entlassene Patienten anbieten.
fragte mich, ob ich ihre bereits ausgelesenen Herzschmerz-Arztromane lesen möchte, aber ich glaube, auf die werde ich mich auch nicht besser konzentrieren können als auf den dicken Wälzer von Zola, den ich mir mitgenommen habe. Stattdessen habe ich mir jetzt die Sudokus aus den BZ-Rätselseiten vorgenommen, die mein Bruder gesammelt und mitgebracht hat. Wenn die zu schwer sind, werde ich aber schnell ungeduldig. Wenn ich auf gar nichts davon mehr Lust habe, spiele ich jetzt an meinen Brüsten herum, da der Schmerz inzwischen kontinuierlich nachgelassen hat, und drücke immer abwechselnd auf die eine und auf die andere. Die neue fühlt sich so von außen betastet erstaunlich echt an, ist aber trotzdem sehr viel fester als die natürliche. Ich weiß allerdings nicht, ob sich dies noch legt und die Brust weicher wird, wenn die Schwellung nachlässt, die wohl auch noch da sein muss, jedenfalls der Größe nach zu urteilen.
Nicht nur, daß sie bei jeder Bewegung unangenehm in den Bauchmuskel piekst, wenn man sie glücklicherweise mal nicht merkt, vergißt man den Schlauch reißt sich beim Aufstehen fast alles raus, weil die Leine irgendwo hãngen bleibt oder die Flasche irgendwo befestigt ist. Von der Drainage hängt außerdem ab, wann ich nach Hause komme und bisher läuft das Wundwasser, läuft und läuft, war ja auch eine große OP. Mir wurde gesagt, ich könnte mit Drainage nach Hause, aber dort müßte ich mich ja selbst versorgen, selbst einkaufen, Essen machen und alles mit Schmerzen und Strippen. Da bleibe ich lieber hier und das Zimmer ist trotz Brustpanzer von der Temperatur noch erträglich.
Samstags gibt es nur Eintopf, aber der Kohlrabieintopf hat immerhin besser geschmeckt, als der, den ich vor vier Jahren hier schon einmal gegessen habe. Vielleicht haben sie einen neuen Koch. Ich glaube, wenn man mich zwei Wochen lang ins Krankenhaus sperren würde und mich mit vier Mahlzeiten am Tag, dazwischen Obst und Waffeln, die ich von meinem Bruder bekomme, mästen würde, kann man mir bald mit reinem Bauchfett die doppelte Körbchengröße verpassen.