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Montag, 19. September 2016

Helden mit Starkstromleitungen

Im ersten Teil des Traumes klettere ich unentwegt mit D.Z. und seinem Kumpel durch verfallene Fabrikgelände und enge Gänge. D.Z. wollte mich dabei haben, obwohl Männer bei sowas ja eigentlich lieber unter sich sind, aber er ist der Meinung, daß ich mich als Frau gut schlage und hat da anscheinend keinerlei Bedenken. Und ich wiederum wollte mir das Abenteuer nicht entgehen lassen. D.Z.ist der Anführer, der uns den Weg zeigt und Hindernisse beiseite räumt. An einer Stelle kommen mir allerdings Zweifel, nämlich als wir durch einen sehr niedrigen Gang rutschen sollen, der kaum so hoch ist, daß man hindurchpaßt. Das Problem ist allerdings nicht der klaustrophobisch enge Spalt, sondern daß dies mit freiem Oberkörper geschehen soll, vielleicht damit es besser flutscht. Ich will mich aber nicht ausziehen. Doch dann müßte ich zurückbleiben und könnte nicht mit ihnen weitergehen. Schließlich entscheide ich: Scheiß drauf! Dann sieht er halt gleich mal, wer ich wirklich bin und meine verborgenen häßlichen Seiten. Nach dem Motto "alles oder nichts" wage ich es und an seinem Verhalten ändert sich überhaupt nichts. Eher habe ich das Gefühl, daß mir mein seltsames Aussehen so eine Art wilden Charme verleiht, besonders wenn mein Oberkörper noch ordentlich verdreckt ist. Vermutlich den Charme eines verkrüppelten Tieres, das man ausgesetzt hat und das sich nun mit Zähigkeit durchbeißt. Als nächstes befinden wir uns in einer unendlich hohen Fabrikhalle, an deren Wand eine Treppe befestigt ist. Diese ist allerdings so schmal, daß man eigentlich nicht auf ihr laufen kann, sondern an ihr entlangklettern muß. Wie ein richtiger Gentlemen klettert D.Z. hinter mir, fängt die Flipflops auf, die ich dabei verliere und trägt sie für mich, während ich barfuß weiterklettere. Während einer Pause sinnieren er und sein Kumpel darüber, sich einen Weinberg zuzulegen. Ich finde die Idee super, vor allem, weil ich dabei gleich an eine eigene Kosmetiklinie aus Weintraubenextrakten denke, was ich ihnen aber nicht sage.

Im zweiten Teil des Traumes sind wir in meiner Wohnung und D.Z. meint aus irgendeinem Grund, eine neue Starkstromleitung verlegen zu müssen. Er hält sie bereits in der Hand, aber ich bin davon nicht sehr begeistert. Zum einen möchte ich nicht, daß er meine Wohnung auf den Kopf stellt und Wände aufstemmt, und zum anderen habe ich Zweifel, ob sich die Starkstromleitung mit meinen alten und maroden Stromleitungen verträgt. Ich erkläre ihm deshalb das Problem, nämlich daß ich zwei Stromkreisläufe in der Wohnung habe, doch gleich fällt mir auf, daß dies so eigentlich falsch erklärt ist, denn ich habe nicht zwei Stromkreisläufe, sondern nur einen, der aber aus unterschiedlichen Leitungen besteht, nämlich aus Kupfer- und Bleileitungen. Aha, er versteht und läßt das mit der Starkstromleitung sein. Stattdessen liegen wir jetzt alle drei auf dem Bett. C. etwas abseits links von mir und D.Z. sehr nahe rechts von mir. Genußvoll lege ich meinen Kopf an seine Schulter. Ist ja nichts dabei und es ist schön, sich an eine starke Schulter anlehnen zu können.



(He's gotta be strong
and he's gotta be fast
And he's gotta be fresh from the fight.)

Samstag, 17. September 2016

Herrliches Regenwetter

ist das heute und dies meine ich gar nicht ironisch. Ich mag Regenwetter, Sonnenschein aber auch. Es sollte nur nicht zu stark abkühlen, man merkt nun doch einen ziemlichen Kälteeinbruch. Ich weigere mich jedoch, meine Balkontür jetzt bereits zu schließen und damit den Herbstbeginn einzuläuten. Stattdessen lasse ich weiter den bodenlangen Vorhang vor dem Durchgang hängen und es ist erstaunlich, wieviel Wärme und Kälte so ein Stück Stoff abhalten kann. Er ist quasi das Fell vor meinem Höhleneingang. Meine Nacht war nicht sehr erholsam. Anfangs war mir ständig gleichzeitig fröstelig und heiß und ich schlief unruhig. Draußen hatte es sich ja bereits etwas abgekühlt und die kühlere Luft bemerkte ich auch im Bett, sie war allerdings nicht der Grund. Ich hatte tatsächlich leichtes Fieber, aber weniger als es sich anfühlte. Gegen Morgen wurde dies zwar besser, dafür mußte ich aber vom vielen Trinken ständig raus und kam irgendwie kaum zum Schlafen. Da ich auch leichte Kopfschmerzen habe, rieb ich mich mit Pfefferminzöl ein, aber im Halbschlaf leider auch in mein Auge. Das kommt super gut! Ich habe immer noch ein rotes Matschauge. Zum Glück wählte ich bereits per Briefwahl und muß an diesem Wochenende nicht raus.

Am Vormittag erledigte ich einige dringende Banking-Geschäfte, wobei ich es schon irgendwie merkwürdig finde, daß ich selbst die Aufgaben der Bank erfülle, dafür aber dauernd höhere Gebühren zahlen muß. Es scheint so ein allgemeiner Trend zu sein, nicht nur bei den Banken, sondern auch bei anderen Dienstleistern, daß man immer mehr Leistungen selbst erbringt und gleichzeitig immer mehr dafür bezahlt, daß man diese Aufgaben selbst erfüllen "darf".
Ich glaube, den Rest des Tages werde ich das tun, was sich bei Regenwetter und meinem Zustand anbietet, nämlich auf der Couch herumhängen und Filme schauen. Ich hab hier noch die Leih-DVD von "Alles steht Kopf" herumzuliegen und diverse aufgenommene Filme in Online-Rekorder. Und abends gibt es als Genesungsfutter Stampfkartoffeln. Komisch, daß man erst krank werden muß, um sich auf Stampfkartoffeln zu freuen.

Freitag, 16. September 2016

Der letzte Sommertag

Zumba mußte ich heute ausfallen lassen, weil ich virenverseucht bin. Zwar könnte ich durchaus noch tanzen - nur das Atmen fällt etwas schwerer, aber ich möchte vermeiden, andere beim Cowboytanz anzustecken. Und schließlich ist es ja auch, wie es aussieht, der allerletzte richtige Sommertag. Da tankte ich doch lieber noch einmal etwas Sonne, bevor sie sich bald ganz rar macht. Nächste Woche fällt Zumba auch aus, aber für alle. Eventuell bin ich am Mittwoch schon fit genug, um in den Mittwochskurs zu gehen. Zwischenzeitlich dürfte mein alter Kurs ebenfalls begonnen haben, allerdings ohne mich. Der neue Veranstaltungsort ist mir für einen schweißintensiven Zumbakurs viel zu weit weg - ich brauche zu Fuß mehr als eine Stunde. Das weiß ich so genau, weil mein ehemaliger Arbeitsplatz in der Nähe ist und ich dies beim letzten BVG-Streik ausgiebig austesten konnte. Ich hoffe ja, daß sich die wilde Raubmaus nicht wieder eine Sorgenfalte auf der Stirn wachsen und ihr sommerbesprosstes Näschen hängen läßt.

Das Buch "Harem" habe ich vor einigen Tagen abgeschlossen und interessanterweise danach mit "Sieben Jahre in Tibet" von Heinrich Harrer begonnen. Interessanterweise deshalb, weil hier eine gespiegelte Institution des Harems beschrieben wird, nämlich die "Vielmännerei" bei den tibetischen Frauen. Ob es heute noch üblich ist, das weiß ich nicht, aber zur Zeit des zweiten Weltkrieges, in welcher die Geschehnisse angesiedelt sind, war es üblich, daß tibetische Frauen gleich sämtliche Brüder eines Mannes mitgeheiratet haben. Und das ist ja irgendwie symptomatisch - selbst wenn es die Frauen sind, die mehrere Männer haben, haben sie dennoch keine freie Wahl, sondern müssen alles nehmen, was da in der Familie noch so kreucht und fleucht. Auch nicht wirklich beneidenswert. Dafür wurde aber gut für ihr Schmückbedürfnis gesorgt: "Unsere Hausfrau freute sich sehr über unsere Bewunderung. Sie erzählte uns, daß jeder Mann verpflichtet sei, seinem Rang entsprechend Schmuck für seine Frau zu kaufen. Würde ihr Mann in einen höheren Rang aufsteigen, so müßte sie sofort den entsprechenden Schmuck bekommen."

Mittwoch, 14. September 2016

Es gibt

ein Grillenkonzert als Abendprogramm. Ich habe die erste Reihe gebucht. Und Yogaübungen absolviert. Bei dieser Hitze hätte ich eigentlich nur auf passive Bewegung wie Schaukeln in der Hängematte oder auf einem Boot Lust. Aber gut, wenn man sich vorstellt, man macht Bikramyoga, geht es gerade so, so lange man sich sehr sehr langsam bewegt. Wer weiß, bei einer Raumtemperatur von 38 Grad des Bikramyogas wäre ich vielleicht noch beweglicher, aber meine Ambitionen zu Saunayoga tendieren gegen Null.

Dienstag, 13. September 2016

Klimbim

Weihnachten ist nicht mehr so weit weg, auch wenn man bei diesem Wetter noch gar nicht daran denken möchte. Aber Wünsche äußern darf man ja schon, je eher desto besser. Ich hätte da nämlich ein Weihnachtsgeschenk, das perfekt für mich wäre. Im November kommt die Komplettausgabe von Klimbim auf DVD heraus. Ich habe als Kind Klimbim geliebt, ich bin quasi mit Klimbim im Fernsehen sozialisiert worden. Das erklärt wahrscheinlich so einiges. Mal schauen, vielleicht schenke ich mir die Box selbst. Dann mach ich mir 'nen Schlitz ins Kleid und find' es wunderbar!



Ansonsten war ich gestern abend ganz froh, daß ich einen kleinen Wasservorrat auf meinem Balkon habe. Zwar kein Trinkwasser und den habe ich auch nicht wegen dieser neuen Bevorratungsrichtlinien für den Notfall, sondern den habe ich bereits seit Jahren, weil ich es immer mal erlebt habe, daß früh plötzlich das Wasser abgestellt war. Diesmal war das Wasser weg, als ich nachts nach einem heißen Tag duschen wollte. Weder heißes noch kaltes Wasser und ich selbst schön klebrig vom Schweiß. Herzlichen Dank auch! Wie froh war ich über das Wasser in meiner großen Gießkanne und einen Kanister hätte ich außerdem noch vorrätig gehabt. So konnte ich mir etwas davon ins Waschbecken gießen und mich zumindest frisch machen. Es hat sich also gelohnt, jahrelang Wasser unter meiner Balkonbank zu bevorraten.

Montag, 12. September 2016

Paradiesische Zustände

Es ist schon irgendwie merkwürdig, wenn es heiß wie im Hochsommer ist, aber die Bäume bereits langsam kahl werden. Und es ist noch gar nicht vorstellbar, daß es in nur zwei Monaten wieder ab nachmittags um 4 Uhr dunkel wird. Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn es sommerlich warm bliebe und nur früher dunkel würde. Damit könnte ich leben, wo ich doch sowieso warme Sommernächte mag. Dann müßte ich noch nicht einmal lange aufbleiben.

Das Yoga-Orakel sagt mir: "Große Zufriedenheit. Alles ist gut so. Nimm dich so an, wie du bist. Akzeptiere dein Leben mit allen glücklichen und unglücklichen Seiten. Konzentriere dich auf das Positive. Gelange zur Paradiessicht. Erkenne deine Welt als Paradies. Heute ist keine Kritik an dir erlaubt. Denke heute nur positiv über dich. Feier den Tag und dein Leben."

Die Spinne unter meinem Balkonklapptisch muß sich in den letzten Tagen garantiert wie im Paradies vorgekommen sein, sie hatte nämlich fette Beute in ihrem Netz. Sie brauchte eine halbe Stunde, um die riesige Wespe von kurz über dem Boden bis hoch unter den Tisch zu ziehen. Danach rührte sie sich nicht mehr und ich dachte, sie sei vor Erschöpfung eingeschlafen, aber stattdessen war sie wohl zwei Tage lang am Schlemmen. Jetzt liegt die Wespe, bzw. die leergesaugte Hülle von ihr, auf dem Boden und die Spinne ist doppelt so groß und kugelrund. Mir war eigentlich so, als ob Spinnen ihre Beute ganz einspinnen, aber wie man im Video sehen kann, hatte sie sich darauf beschränkt, die Beine der Wespe zusammenzuspinnen. Sehr clever - so hat sie ihre Kräfte geschont und wahrscheinlich wußte sie auch, daß der Winter nicht mehr weit ist und es sich deshalb nicht lohnt, Vorräte anzulegen. Lieber noch einmal in die Vollen gehen und fressen bis zum Umfallen.

Abiturprüfung in Kunst

Immer mal wieder träume ich, daß ich meine Abitur- oder Diplomabschlussprüfungen noch nicht alle abgeschlossen habe. Diesmal hat es mich in die Abiturabschlußprüfung im Fach Kunst zurückversetzt. Die hatte ich wirklich. Gegen die mündliche Mathematikprüfung mit einer knappen 4 in der schriftlichen Prüfung als Vorzensur war sie eigentlich ein Spaziergang. Um so merkwürdiger, daß ich nicht von der Mathematikprüfung träume. Die war ein echtes Trauma. Integral- und Differentialrechnung sind bis heute für mich böhmische Dörfer.

Im Klassenraum liegen auf jedem Platz Stapel mit Materialien für eine bestimmte Prüfungsaufgabe. Ganz oben darauf ein Blatt Papier mit der Aufgabenstellung. Wir dürfen uns aus diesen Stapeln, von denen jeder eine andere Aufgabe enthält, selbst eine aussuchen. Ich kann mich jedoch nicht entscheiden. Irgendwie fällt mir zu keiner Aufgabe etwas ein und schließlich nehme ich einfach den Stapel, der sowieso bereits auf meinem Platz liegt. Erstmal schaue ich mich etwas ratlos um. Alle tuschen und pinseln bereits fleißig. Und ich habe noch immer keinen Schimmer, wie anzufangen wäre. Mir ist allerdings klar, daß ich mit Malen oder Zeichnen nicht weit komme, weil die Zeit dafür einfach zu knapp ist und ich es nicht beenden könnte. Der Traum unterbricht hier und breitet ein gnädiges Vergessen über mich. Irgendwann ist der Traum wieder da und es ist Abgabezeit. Ich stelle also meinem Kunsterziehungslehrer hin, was ich fabriziert habe. Es besteht aus einer dunkelblauen Glasflasche, um deren Hals ich silberne Ringe gelegt habe, einem anderen Stück, bei welchem ich einfach nur mit simpler Schnur gearbeitet habe, sowie einem Papier oder Stoffstück, auf welchem ich Farben in bestimmter Weise angeordnet habe. Ich hielt alles bewußt einfach, um mich nicht zu verzetteln und in der verbleibenden Zeit die Aufgabe zu schaffen. Mein Kunsterziehungslehrer beäugt alle Stücke äußerst interessiert und alleine sein Gesichtsausdruck sagt mir schon, daß ich wohl eine gute Kunstnote für das Abschlußzeugnis sicher habe.

Samstag, 10. September 2016

...

Vielleicht gibt es Träume, die, wenn sie geträumt werden, schon Erfüllung sind. Vielleicht bin ich allein der Nehmende und der Gebende, und es ist nie ein Zweiter mit im Bunde. Ich gebe mich, ich nehme mich, ich drehe mich im Kreise und glaube, daß ich weite Wege gehe. Ich leide um Menschen, die ich nie kannte und die mir verschlossen blieben. Ich bin beschenkt, beglückt, und keiner hat mir etwas geschenkt. Ich leide und freue mich nur durch mich, bin selig nur durch mich...
~
Wenn man Gefühle als selbständige Wesen empfindet, kann man nie einsam sein, auch wenn die Vereinigung nicht immer eine glückliche ist.

(aus "Harem - Erinnerungen der Prinzessin Djavidan Hanum, frühere Gemahlin des Khediven von Ägypten")

Freitag, 9. September 2016

Zumba, Einkaufsberatung und Gedichtanthologie

Das Wetter zur Zeit ist entzückend, so einen Spätsommer hatten wir schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Leider kann ich das nicht so richtig genießen, weil ich irgendwie ständig müde bin. Sobald ich auf dem Balkon sitze, fallen mir dauernd die Augen zu. Bei solchem Wetter holen Männer ja auch gerne ihre Lieblingsspielzeuge hervor, nämlich alles, was laut "brumm brumm" macht, weshalb von früh ab sieben Uhr mit dröhnendem Rasenmäher der Schlaf eher unruhig war (und das mit Ohrstöpseln - viel halten die nicht ab). Dazu kommt, daß ich nicht viel Lust zum tanzen habe, wenn es warm ist, da fehlt mir wohl doch etwas das kubanische Blut. Aber wenn ich es länger nicht mache, bekomme ich wiederum schlechte Laune und dann nervt mich der Sommer. Dazu sind diese Abendkurse so ungünstig, daß ich eigentlich immer dann mich fertig machen und los muß, wenn nachmittags endlich die Sonne noch für zwei Stunden bei mir rum kommt. Da möchte ich lieber auf dem Balkon sitzen bleiben und chillen. Und im Winter wiederum ist es um diese Zeit schon so dunkel, daß man im Grunde auch keine Lust mehr hat. Nun ja, nach langem Zaudern und Zögern, habe ich es doch noch zum Zumba geschafft. Ich war die erste, doch es kamen noch fünf, so daß wir wie beim letzten Mal mit Kursleiterin sieben waren. Diesmal stellte sich gleich der Großteil auf die linke Seite, dort wo ich immer stehe, obwohl sie sonst rechts stehen, aber sie hatten ebenfalls festgestellt, daß es ziemlich irritierend ist, vor einem Spiegel zu tanzen. Es finden sich jedoch immer noch ein paar, die sich rechts halten. Wie nicht anders zu erwarten habe ich wie irre geschwitzt. Heute war ein Lied dabei, daß ich noch aus meinem alten Kurs kenne, aber ich glaube die Choreo war etwas anders.

So langsam schieße ich mich doch etwas mehr auf den Freitagskurs ein, was auch daran liegt, daß freitags die Supermärkte bis 22 Uhr offen sind, so daß ich es noch schaffe, dort vorbeizugehen. Letzte Woche war ich allerdings in einem Markt, der auf meinem Weg am S-Bahnhof liegt und dort gab es überhaupt nichts, zumindest nicht das, was ich normalerweise kaufe. Außerdem war es ganz furchtbar eng und total voll. Da mache ich lieber wieder den Umweg zu meinem Kiezmarkt. Da ist es gut sortiert und ein angenehmeres Einkaufen. Überhaupt ist es in meinem Viertel, im Gegensatz zu den städtischen Brennpunkten, fast noch ein bißchen dörflich. Es hat manchmal Nachteile, aber auch Vorteile und ich könnte nicht in Friedrichshain oder ähnlichen Bezirken wohnen. Ich glaube, dort würde ich eine Macke kriegen. In meinem Kiez-Edeka also stehe ich gerade versonnen vor dem Gemüseregal und suche nach Erbsenschoten, als mich von hinten ein Mann anspricht und von mir wissen will, welche Champingons ich nehmen würde. Er kenne sich nicht so aus. Ich schaue mir also die verschiedenen Champingons an und sage, daß ich immer Bio nehme. Er ist unschlüssig, drückt darauf herum und meint, die Bio seien härter und die anderen weicher. Nun ist es mir relativ egal, ob die härter oder weicher sind, da die ja nicht wie Früchte reifen. Er meint weiter, daß er dann wohl fünf Packungen davon braucht. Ich frage mich schon, was er mit so vielen Champingons will und frage ihn auch, was er denn damit vor hat, aber das will er mir nicht verraten, sondern sagt nur, er brauche fünfhundert Gramm. Das wären dann aber bei den Zweihundert-Gramm-Packungen der Bio-Champingons allerhöchstens drei Packungen. Er ist weiter unschlüssig und fragt mich erneut, welche ich denn nun kaufen würde. Ich antworte ihm nochmals, daß ich immer die Bio-Champingons kaufe, aber daß es seine Entscheidung ist, ob er die nimmt oder nicht. Schließlich sagt er: "Gut, nehm wa Bio!" He, he, überredet. Schon in der letzten Woche habe ich einer älteren Dame geholfen, noch ein letztes Sechserpack pure Berliner Weiße zu finden, die mir erzählt hatte, daß sie verzweifelt danach suche. Ich hatte auch nach Berliner Weiße gesucht, brauchte aber kein Sechserpack, weshalb ich es ihr brachte. Wir unterhielten uns kurz darüber, wie eklig die fertig aromatisierten Weiße sind, von denen genug herumstanden. Ich finde ja, so langsam könnte mich Edeka für meine Beratertätigkeit bezahlen. Wo sie angeblich doch so viele Leute haben, die Lebenmittel lieben.

Und im Briefkasten fand ich die Mitteilung, daß wieder ein Gedicht in die neue Anthologie der Gedichtebibliothek aufgenommen wird, nämlich dieses hier: http://weltentanz.twoday.net/stories/wortschaetze/

Das Lied tanzen wir ebenfalls im Kurs, aber leicht abgewandelt:

Mittwoch, 7. September 2016

...

Es gibt Seelen, die ein eigenes, schweres Schicksal haben, das ihnen auferlegt, nicht nur das eigene Glück und dessen Erfüllung zu suchen. Seelen, so weit und tief, daß Für-sich-Gefühle sie nicht ausfüllen können: Sie müssen schenken und geben in währendem Erfühlen und Verlieren. Das sind Seelen, die nicht dem Körperträger allein angehören, denn eine einzige persönliche, menschliche welt wäre für sie zu eng und zu klein. Sie gehören allen und allem. Nichts ist ihnen fremd und gleichgültig, sie sind die Lagerstätte für jegliches Empfinden, für jegliches Leid. Gedanken, hoffnungen, Wünsche durchirren wie zündende Funken suchend das Weltall - in solchen Seelen lassen sie sich nieder.
(aus "Harem - Erinnerungen der Prinzessin Djavidan Hanum, frühere Gemahlin des Khediven von Ägypten")

Sonntag, 4. September 2016

...

Es gab alle möglichen Arten von Festen, — auch naive, blü­hende Tulpenfeste. Die Farbwirkung jeder einzelnen Tulpe wurde noch durch eine leuchtende Lampe verstärkt. Der Sammelglanz dieser Blumenbeete erfreute den Sultan und seine Frauen und ward bestimmend für die Züchtung der Tulpen, deren türkische Exemplare alle ändern Landes­schwestern in den Schatten stellten. Als ein Niederländer sie in sein Land verpflanzte, bekam die Gattung einen vom Tur­ban hergeleiteten Namen.
Neue Feste gaben die Möglichkeit zu neuen Würden, und unter dem Sultan Achmed III. gab es einen eigenen »Blu­menmeister«, Schüküfedschibaschi, der quasi die Oberherr­schaft über alle Blumen und Blumenbestimmungen hatte. Ihm wurde ein kunstvoll gezeichnetes Diplom ausgestellt, dessen Ende in blumenreicher Sprache zu folgenden Blütenpflichten ermahnte: »Daß alle Blumenerzeuger den Vorzei­ger als sultanlich beglaubigtes Oberhaupt jeglicher Blumen anerkennen mögen. Sie müssen seinem bestimmenden Wort das geöffnete Auge der Narzisse entgegenbringen, das duft­hörige Ohr der Rose. Die Zehnzüngigkeit der Lilie dürfen sie ihm gegenüber nicht in Anwendung bringen. Auch müs­sen sie darauf achten, daß die unschicklichen Reden der ra­genden Granatapfelpflanzen nicht ihre Zunge beschwere, sondern sie mögen mit geschlossenem Munde, der Rosen­knospe gleich, seine Befehle anhören und befolgen und nicht wie die frühzeitig blauende Hyazinthe zur Unzeit sprechen. Dem Veilchen gleich sollen sie sich bescheiden und demütig neigen und sich seinen Anordnungen nicht widerspenstig erweisen.«
Unter der Herrschaft Achmeds III. entsteht eine Blumen­epoche, die sogar auf Teppiche übergreift und sie mit hoch­gestickten Rosen bestreut, deren Tau Diamanten bilden. Bei prunkvollen Empfängen verlieren sie nichts von ihrer Fri­sche, wenn rotbestiefelte großherrliche Füße auf sie treten. Blumen und Stickereien lenken dieses Sultanat in friedliche, beschauliche Bahnen. Von mannigfaltigen Singvögeln um­zwitschert, sitzt der Sultan in frauenumgebener, häuslicher Behaglichkeit, verwöhnt und geliebt, und seine Hand zieht gemächlich Faden um Faden in bunter Fülle durch Brokate und Damaste, bedeckt sie mit farbigem Blumenflor: Der Sultan stickt — und der Großwesir regiert. Aber Herrscher können nicht einmal ungestraft sticken — diese traumhafte Beschäftigung kann das gewohnte Würgen und Töten nicht ersetzen. Aus diesem fadenlangen Frieden erhebt sich der Aufruhr, den Ruhe- und Blumenliebenden weht der Sturm der Empörung von seinem Thron, und es ist kein dankbarer Blütenschauer, dem er weichen muß. Die bösartige Nach­folge Achmeds III. zerstört alles, was ein Mann geschaffen hatte, der für Frauen, Blumen, Feste und stickende Behag­lichkeit soviel Verständnis besaß. Die langen Reihen heller Kioske, die, von Blütenbeeten umringt, an den Ufern des Bosporus Aufenthaltsorte zärtlichen Glückes waren, fallen der Zerstörung anheim. Die Verachtung vernichtet auch die Stickerei und ihr Gewerbe - von ihr geht der Haß auf die Frauen über.

(aus "Harem - Erinnerungen der Prinzessin Djavidan Hanum, frühere Gemahlin des Khediven von Ägypten")

Der stickende Sultan gefällt mir, war aber leider nur eine Eintagsfliege und hat sich unter Sultanen nicht durchgesetzt. Ansonsten hätten wir heute wohl eine völlig andere islamische Welt.