Traumnotizen (vollständiges Traumtagebuch im Zweitblog)
Es sind Vorbereitungen für eine Reise zu treffen. Dazu gehört es unter anderem, mehrere Zimmer und eine große Halle auszufegen. Hier liegt in jeder Ecke haufenweise Dreck. Aber während die anderen, darunter mein Bruder, schnell verschiedene Ecken leergefegt haben, fege ich ohne sichtbares Ergebnis an einer einzigen Ecke herum. Irgendwie will es nicht so recht klappen, aber der Stiel vom Besen ist auch sehr merkwürdig. Er scheint sich zu biegen und nicht genügend Festigkeit zu haben. Mir fällt auf, daß ein oberer Teil des Stiels fast gänzlich abgebrochen ist. Ich zeige das meinem Bruder und er bricht kurzerhand das ganze Stück ab. Der Stiel ist zwar jetzt kürzer, aber auch fester, so daß es etwas besser geht. Trotzdem bekomme ich die Ecke nicht leergefegt und als ich mich umdrehe, sehe ich, daß ein dreckiges Auto durch die Halle gefahren ist und eine Spur aus nassem Schlamm hinterlassen hat. Wie soll ich das sauber kriegen? Halbherzig versuche ich den Schlamm ebenfalls zusammenzukehren, aber da er nass ist, funktioniert es natürlich nicht und mit dem Besen verteile ich den Dreck nur noch mehr.
Ohne die Aufgabe wirklich gelöst zu haben gehe ich irgendwann, aber unterwegs fällt mir ein, daß ich eigentlich das Wichtigste für die Reise vergessen habe, nämlich die Koffer zu packen. Ob ich das in einer Eilaktion kurz vor dem Starten noch schaffe? Oder werde ich nicht mitreisen können? Ziemlich geknickt komme ich auf Arbeit an, wo man mir mitteilt, daß ich die Chance habe, einer bestimmten Gruppe zuzugehören, dazu allerdings morgen kurzfristig irgendwohin fahren muß und am Wochenende ebenso, um am Gruppentreffen teilzunehmen. Dies überfordert mich, ich weiß nicht, wie ich das bewerkstelligen soll. Schließlich weine ich, weil ich wahrscheinlich nicht mit auf die Reise kann und es wohl auch nicht schaffe, die Voraussetzungen zu erfüllen, um meine Chance zu ergreifen. Erstmal ist es mir egal, daß andere mein Weinen mitbekommen. Als ich einen Büroflur entlang und an Kollegen vorbeigehe, schaut eine mich an und meint so: "Sie ist traurig und beklagt ihr hartes Schicksal." Mir scheint, ich höre Häme und Sarkasmus darin, weshalb ich irritiert stehenbleibe und überlege, ob ich vielleicht genauer meine Situation erklären sollte. Doch es haben sich immer mehr Kollegen versammelt. Die meisten von ihnen wirken eher unbeteiligt, doch einige haben einen Gesichtsausdruck, daß ich der Meinung bin, Erklärungen bringen hier wohl nichts. Die mich angesprochen hat, schaut sich beifallheischend um und sagt jetzt zu den anderen: "S. ist die Stunde Null!" Was meint sie damit? Diese Frage stelle ich ihr auch direkt, aber sie achtet gar nicht mehr auf mich, sondern bricht mit einigen anderen in Gelächter aus. Da ich das Gefühl habe, daß sie über mich lachen und mich völlig hilflos fühle, verschwinde ich schnell um die Ecke. Eine Kollegin kommt mir hinterher, redet mir gut zu und gratuliert mir zum Geburtstag. Anscheinend interpretiert sie die Stunde Null als Geburtstag, dabei habe ich gar keinen. Ich bedanke mich trotzdem bei ihr, ohne den Irrtum aufzuklären. Dann setze ich mich an meinen Arbeitsplatz und weine und weine und weine. Ich ärgere mich selbst darüber, denn ich denke mir, daß die anderen dann noch fieser werden, wenn ich weiterhin weine. Aber ich kann einfach nicht aufhören. Und ich weine bis ich aufwache.
Faszienmassagen scheinen seltsame Wirkungen auf das Traumleben zu haben. Aber wenn Emotionen im Körper gespeichert werden, wie es ja im Yoga heißt, vielleicht gar nicht wirklich ungewöhnlich.
In unserer Firma gehört es zum guten Ton, sich einen jüngeren Geliebten zu suchen und diesen mit allerlei Aufträgen herumzuschicken, welche stets eifrig von jenen ausgeführt werden. Ich gehöre allerdings zu denen, die keinen jüngeren Geliebten haben, und einige Kolleginnen wollen mir deshalb während einer Betriebsfeier unter die Arme greifen. Sie lesen mir von einer großen Übersicht, auf welcher alle Mitarbeiter inklusive eines Fähnchens, welches ihren Herkunftsstaat bezeichnet, aufgelistet sind, jene Namen vor, die noch frei sind und von denen sie meinen, daß Interesse an mir bestünde. Ihr Favorit ist dabei "König Nagebart", der aus einem Land namens "Ethienne" kommt. Allerdings wissen Insider, daß er eigentlich in Wahrheit aus Berlin stammt. Ich bin König Nagebart nicht abgeneigt, denn er ist mir selbst bereits als sehr ansprechend aufgefallen.
In einem Laden kaufe ich mit meiner Bekannten vom Zumba zwei Haushaltsgeräte ein, die irgendetwas herstellen können. Gleichzeitig befinden wir uns auf dem Weg zu einem Kommunions-Seminar. Dazu wartet extra ein Bus auf uns, in den wir einsteigen und der uns zu einem Ort am Rande von Berlin bringt. Er biegt in eine dunkle, mittelalterlich anmutende Hofeinfahrt ein und hält dort. Doch zu den Seminarräumen müssen wir noch über den ausgedehnten Hof, der eigentlich ein Kirchplatz ist, laufen. Dabei passieren wir die Kirche, die etwas höher liegt, von einem Gitter umschlossen und von hohen alten Bäumen umstanden ist.
In meinen Armen trage ich meine Katze, die ganz ruhig schläft. Doch plötzlich wacht sie auf, sieht die Bäume und schlüpft mit einem spontanen Sprung aus meinen Armen, flitzt durch das Gitter hindurch und wie ein Eichhörnchen einen der Bäume hinauf. Der dicke Stamm gabelt sich in der Höhe in zwei dünnere Stämme und es macht den Anschein, als wolle sie auch noch auf einen der gegabelten Stämme klettern. Ich denke bei mir: "Na toll, will sie jetzt den ganzen Baum hinaufklettern? Dort kriege ich sie nicht mehr." Sie ist schon ein Stück den gegabelten Stamm hinaufgeflitzt, da passiert etwas. Sie bekommt Panik, vielleicht aus Angst vor ihrer eigenen Courage, und läßt sich aber zum Glück fallen, so daß ich sie aufsammeln kann. Sie sieht jetzt viel kleiner aus, wie eine kleine schwarze Eidechse, und schreit mit angstgeweiteten Augen, aber nicht wie eine Katze, sondern mehr wie ein Kind. Ich nehme sie wieder auf den Arm und sage ständig beruhigend: "Alles ist gut."
Die anderen inklusive C. sind schon weiter zum Seminarraum gegangen. Ich muß diesen nun selbst finden. Hinter der Kirche treffe ich auf ein sehr modernes Gebäude, einem Einkaufscenter ähnlich, mit vielen Glastüren und Gängen. Auf gut Glück gehe ich durch eine Glastür in einen Gang hinein und sehe in einem Zimmer eine Frau. Sie trägt eine Nonnentracht und eine Brille. Ich frage sie, wo das Kommunions-Seminar stattfindet und sie beschreibt mir den Weg. Etwas an ihrer Nonnentracht ist irgendwie anders als gewöhnlich. Ich bin aber so mit der Wegbeschreibung beschäftigt, daß ich nicht herausfinde, was der Unterschied ist. Vielleicht liegt es daran, daß sie mehr grau als schwarz ist und damit irgendwie lichter wirkt.
Auf der Suche nach dem Seminarraum will ich erst eine Rolltreppe hinauf, doch bemerke neben mir einen gläsernen Raum, in dem viele Leute sitzen, aber auch stehen. Vielleicht ist es ja schon dieser? Aufmerksam suche ich durch das Glas nach C. und sie sitzt tatsächlich an einem der Tische und schreibt fleißig mit. Na gut, dann bin ich wohl hier richtig. Ich quetsche mich also noch in den kleinen Raum, muß aber wie einige andere stehen bleiben, da es keinen Stuhl mehr gibt. Nur auf einem Schemel mit einer Tasche finde ich noch Platz, um meine eigene, schwere Tasche abzustellen. Nebenbei höre ich, wie der Seminarleiter über Häftlinge redet, was mich etwas wundert, aber ich kenne ja den Zusammenhang nicht. Ich beschließe jedoch, falls ich hier die ganze Zeit stehen muß, bald wieder zu gehen. Zum einen weil ich dazu keine Lust habe und zum anderen, weil es dann sowieso keinen Sinn für mich macht, da ich eh nichts mitbekomme.
Vielleicht bin ich schon gegangen, jedenfalls am Ende des Traumes bin ich damit beschäftigt, in kleinen Döschen wie in einem Labor irgendwelche Stoffe zusammenzurühren und finde, daß mir das ziemlich viel Spaß macht.
Noch völlig versunken betrachte ich eine bunte Unterwasserwelt, als mir eine Stimme die Anweisung gibt einzuatmen. Mit dem Einatmen werde ich leichter und leichter, so daß ich immer weiter nach oben schwebe. Erst da wird mir bewußt, daß ich mich unter Wasser befinde und ich frage mich leicht panisch, ob ich rechtzeitig an die Wasseroberfläche komme. Doch ich schwebe nur stets weiter nach oben, ohne daß ein Ende abzusehen ist. Inzwischen hat sich die Panik gelegt, denn ich merke, daß ich tatsächlich atmen kann, sei es unter Wasser oder was immer das ist, worin ich mich befinde. Um mich herum dehnt sich nach allen Seiten eine hellblaue, perlende Unendlichkeit. Ich fühle mich etwas verloren darin und sehne mich nach dem Grund, denn dort war wenigstens der Boden noch eine Begrenzung. Es ist mir jedoch nicht mehr möglich, tiefer zu gehen. Dazu bin ich zu schwerelos. Und andererseits genieße ich das auch staunend.
In einem weiteren Traumbild sehe ich mich selbst als Baby und erfahre, daß ich bereits in meinen ersten Monaten einen Umzug mitgemacht habe. (Das stimmt sogar, allerdings war ich da noch im Bauch meiner Mutter.) Außerdem sehe ich einen weißen Pudel, der zur Familie gehörte. Dieser sieht aus wie ein Opferlamm und verhält sich auch so. Ich beobachte, wie sein Körper bedrängt durch irgendein anderes Tier, an das ich mich nicht erinnere, dicht an der Wand klebend, losläßt und zitternd bereit ist, sich herzugeben und zu opfern. Dazu kommt es allerdings nicht.
Später befinde ich mich auf dem Spielplatz meiner alten Kita, im Hinterhaus unseres Pfarrhauses, die Kindergärtnerin ist jedoch die ehemalige Teamleiterin, Frau K. Sie bedauert es, daß vor dem angenehmen und leichten "Spielteil", der einer Kita angemessen ist, erst eine langwierige und schwierige Konferenz und Zusammenkunft stattfindet, um einige ernste Fragen zu klären. Ich verschwinde jedoch währenddessen über den Zaun, den Abhang hinunter zu den verwilderten Gärten, wo die Brombeerbüsche wuchern. Leider sind noch keine Brombeeren zu sehen, dafür entdecke ich aber drei reife, dunkelviolette Pflaumen, die ich mitnehme und esse.
Als nächstes finde ich mich in einem Zimmer mit geschlossenem Fenster wieder. Plötzlich ist vor dem Fenster der Kopf eines dunkelgrauen, fast schwarzen Elefanten zu sehen, der versucht, die Fensterscheibe einzudrücken. Ich erschrecke, aber eine Stimme im Zimmer sieht das recht gelassen und sagt: "Das ist ein gutes Zeichen!"
Ich kann nicht recht ausmachen, wem die Stimme gehört, Mann, Frau oder Engel, deshalb sage ich einfach Geistführer dazu, und mit der Bemerkung wird mir klar, daß ich wohl auf irgendeine Initiation warte. Der Geistführer öffnet das Fenster und statt des Elefanten springt ein fast nackter, nur mit einem sehr knappen Lendenschurz bedeckter, dunkelhäutiger Indianer herein. Mit einem etwas irren und aggressiven Blick schaut er sich im Zimmer um. Ein anderer Indianer, der mit bunten Federn geschmückt ist, bleibt draußen am Fenster stehen. Ich bin jetzt ebenfalls in der Landschaft vor dem Fenster, wo sich vor mir ein saftig grüner, enorm hoher Berg erstreckt. Die Landschaft erinnert mich an Irland, doch wegen der Indianer, denke ich nun wohl an Südamerika und halte die Indianer für Maya. Die Stimme des Geistführers weist die beiden Indianer an, sich auf die Hochzeit vorzubereiten. Damit ist die Hochzeit mit mir gemeint, doch mir ist auch klar, daß es sich wohl um irgendeinen symbolischen religiös-rituellen Akt handelt und keine richtige Eheschließung. Der Akt beginnt dann auch mit einem Geschlechtsakt, den ich mit dem Lendenschurz-Indianer vollziehe, wobei dieser allerdings ständig wie wild mit seinen Fingern auf meinem Körper herumtrommelt. Mir ist das lästig, weshalb ich mich dagegen wehre, was ihn nur dazu anspornt, noch eifriger zu trommeln, denn er scheint mich dabei irgendwie "auszulesen". Das heißt, mit seinen Fingern nimmt er Fähigkeiten und Begabungen von mir auf, die er dann als knappe Stichworte dem Buntgefiederten zuwirft, welcher sie wiederum irgendwo abspeichert. Bei dem, was ich in meiner Aufregung mitbekomme, bevor ich erwache, scheint es sich hauptsächlich um präkognitive Fähigkeiten zu handeln.
Umgeben von Bekannten und ehemaligen Mitschülern wird mir klar, das alle irgendwie Beziehungen miteinander haben und hatten, manche nur eine, andere sogar mehrere. R. hat eine Familie und eine Tochter, M. hatte tatsächlich mehrere abenteuerliche Verbindungen, nur ich bin irgendwie außen vor. Nachdenklich beschäftige ich mich mit der kleinen Tochter von R., die strohhelle Haare hat, und beantworte geduldig deren kindliche Fragen, während die anderen in Aktivitäten um uns herumwuseln. Dennoch fühle ich mich auf eine seltsame Art dazugehörig und von den anderen geschätzt, aber irgendwie auch etwas fremd, weil ich die einzige bin, die dem Beziehungsringelreihen ferngeblieben ist.
In einem späteren Traumbild stehe ich in meiner Küche und bereite Essen vor für meine Familie. Dazu lege ich knallrote, glänzende Äpfel zu einem runden Kreis aus, fast wie eine Art Mandala. Allerdings sind einige der Äpfel bereits angebissen.
Dann schließlich ein Traumbild in einer nächtlichen Wildnis. Ein Puma jagd eine Herde Ziegen, die panisch im Gebüsch verschwindet. Heraus kommt der Puma jedoch mit einem Waschbären zwischen seinen Zähnen und trabt davon.
Eigentlich bin ich auf dem Weg zu einem Seminar meines Kunststudiums, doch vorher muß ich aus dringenden Gründen zu Hause vorbei. Es ist das alte Pfarrhaus und als erstes schaue ich in den Briefkasten. Es liegt ein Zettel drin für mich und ein Stein. Der Stein sieht aus wie grünlich glänzender Granit aber mit einer Art transparenter leuchtender Umhüllung. Inzwischen in der Wohnung beginne ich den Zettel zu lesen. Darauf ist eine Mischung aus Anweisungen und Fragen, zusammen mit einigen Zeichnungen. Alles mutet irgendwie wie ein Rätsel an, denn den Sinn dafür weiß ich nicht. Trotzdem folge ich dem, was auf dem Zettel steht. Zuerst heißt es, daß ich das Transparente des Steines in meine Ohren träufeln soll. Ich frage mich, wie das gehen soll, sich einen Stein ins Ohr zu träufeln, doch dann merke ich, daß man das Transparente tatsächlich anstechen kann und dann Flüssigkeit herausläuft. Ich finde es ein wenig schade, den Stein anzustechen, denn ohne das Transparente wird er nicht mehr so schön das Licht fangen, aber ich tue es und gebe die Flüssigkeit in meine Ohren. Dann heißt es auf dem Zettel, nun soll ich darüber nachdenken, was am 9. Dezember 1929 geschehen ist. An diesem Tag wurde mein Vater geboren, allerdings bleibt es mir absolut ein Rätsel, was das mit dem Stein und mit meinen Ohren zu tun hat. Trotzdem nehme ich das als Antwort, da mir nichts anderes dazu einfällt und lese weiter. Auf der nächsten Hälfte des Zettels steht als Überschrift: "Das Gefüge fügt sich zusammen" und darunter ist ein gezeichneter menschlicher Schädel in der Seitenansicht, an dem man genau sieht, wie die Knochenstückchen sich wie kleine Puzzleteile zu dem Schädel zusammenfügen. Während ich noch über die Bedeutung nachdenke, wache ich auf.
Von außen sieht der Tierpark ganz normal aus. Die Tiere befinden sich in Gehegen, hier wo ich mich befinde, die Kamele. Ich erkenne Herbert Feuerstein, der ebenfalls in der Nähe herumsteht. Da Mittwochs ein besonderer Tag im Tierpark ist, könnte es sein, daß heute mehr Prominente hier sind. Mittwochs ist der Tag, an dem man das Innere der Gebäude des Tierparks besichtigen kann. Noch weiß ich nicht, was mich erwartet. Nachdem ich eines der Gebäude betreten habe, stehe ich in einem langen dunklen Flur und schaue mich erstmal nach rechts und links um. Links sieht man frei herumlaufende Kamele. Irgendwie gewöhnungsbedürftig, so nah an Kamelen zu sein, aber das sind ja eigentlich friedliche Tiere. Neben einigen ruhenden Kamelen sitzt auf einer Decke eine aus dem Fernsehen bekannte Schauspielerin mit einer anderen Frau, die ähnlich wie sie ausieht. Es wirkt ein bißchen, als wäre sie zweimal dort. Rechts von mir erkenne ich Rainer Langhans der auf einem Gebetsteppich sitzend meditiert. Doch Rainer Langhans ist eindeutig doppelt vorhanden. Ein genau wie er aussehender Rainer Langhans sitzt dicht neben ihm. Allerdings habe ich nicht viel Zeit, mich darüber zu wundern, denn hinter und neben ihm erkenne ich frei laufende Löwen und Leoparden. Ui ui ui, freilaufende Kamele schön und gut, aber freilaufende Großkatzen? Ich hoffe, die Tierparkverwaltung weiß, was sie da macht. Die Raubkatzen wirken auch alle sehr still und friedlich, wahrscheinlich sind sie gut gefüttert worden, trotzdem ist mir nicht ganz wohl bei der Sache. Vorsichtig quetsche ich mich an einem riesigen männlichen Löwen mit prächtiger Mähne vorbei, der mir bis zur Schulter reicht. Vor mir schauen mich zwei Paar Leopardenaugen neugierig an. Rechts von mir führen offen stehende Türen zu Klassenräumen. Um mich vom Schreck ein wenig zu verschnaufen und mich sicherer zu fühlen, gehe ich in einen der Klassenräume. Allerdings stelle ich fest, daß man da drin auch nicht viel sicherer ist, denn da die Türen weit offen sind, kann jederzeit eine der Großkatzen hier hereinschleichen und sich umschauen. Dann kann ich mich eigentlich auch gleich wieder unter sie begeben. Es wird schon nichts passieren.
Mit Raubkatzen habe ich es gerade zur Zeit.
Eigentlich wohne ich auf der Terrasse vor dem Haus im Freien. Doch im Haus befindet sich ein riesiges unbewohntes Zimmer, das mir allerdings nicht gehört. Da es aber auch sonst niemand benutzt, habe ich die Fensterscheibe eingeschlagen, um in dem Zimmer ein Paar Klamotten von mir zu lagern, damit sie trocken bleiben. Das Zimmer selbst besteht nur aus Holzbohlen und etwas Gerümpel, ist dabei aber so groß wie ein Saal und sehr dunkel, besonders nachts. Ab und zu stöbere ich etwas herum, doch in den Teil des Zimmers, der dem Fenster gegenüber liegt und als ein Drittel der Wandlänge noch sehr tief in das Innere des Hauses hineinführt, wage ich mich nicht, weil es dort so finster ist, daß man die Hand nicht vor Augen sieht. Und ich finde es generell etwas gruselig in diesem unbewohnten Saal. Deshalb hänge ich zum Beispiel meine Jacke direkt in das Fenster, damit ich nicht erst in das Zimmer hineinklettern muß, um sie zu holen. Wenn sie im Fenster hängt, bleibt sie auch trocken. Manchmal wärme ich mich aber drinnen ein wenig auf, wenn es draußen zu kalt, naß und windig ist. Vor der Fensterwand ist über die ganze Länge eine weiße Plane über den Holzbohlen ausgebreitet, welche einige Dinge verdeckt, was man an den Hügeln sieht. Nicht immer möchte ich wissen, was darunter liegt, denn ein Hügel sieht aus wie ein menschlicher Körper. Von mir sind es jedoch zwei Paar Pumps mit spitzen Absätzen, ein weißes und ein schwarzes, die ich dort aufbewahre. Aber ich brauche sie wohl nicht, denn ich sinniere darüber nach, ob es richtig wäre, sie einfach hier liegenzulassen, wenn ich fortgehen würde. Vielleicht wäre es besser, sie dann zu entsorgen, denn ein Aberglaube besagt, daß man an Orte zurückkehrt, an denen sich noch Dinge von einem befinden. Und hierher zurückzukehren hätte ich überhaupt keine Lust. Trotzdem schaue ich mich bei Gelegenheit, hauptsächlich nachts so wie jetzt, wenn es niemand merkt, immer mal wieder um, zum einen aus Neugierde und zum anderen in der Hoffnung, etwas für mich nützliches zu finden. An einem Teil der Wand entdecke ich eingeritzte Graffitis mit Zeilen aus einem Songtext von PJ Harvey. Send his love to me - vielleicht hat das lyrische Ich aus diesem Song hier gelebt und liegt nun unter der Plane? Noch ein Grund, nicht hierher zurückzukehren. Es ist als würde der Geist diesen Saal bewohnen. In einer anderen Ecke bauscht sich ein offener Fallschirm, ein riesiger Berg glänzender und raschelnder Fallschirmseide, der völlig verheddert und verknotet ist. Doch wenn ich woanders hingehen könnte, warum tue ich das nicht, bleibe hier und schaue immer wieder in das Zimmer, welches mir unheimlich ist? Bin ich vielleicht sogar selbst der Geist?
Während ich im Hof meiner Kindheit nahe an der Hausmauer sitze, fällt mir plötzlich von oben, also wortwörtlich aus heiterem Himmel, ein kleiner Löwe in den Schoß. Er ist nicht nur klein, er ist winzig, kleiner als mein Handteller. Trotzdem sieht er nicht aus wie ein Löwenbaby, sondern wie ein ausgewachsener männlicher Löwe mit prächtiger Mähne. Und er ist lebendig. Fasziniert davon, was mir so überraschend in den Schoß gefallen ist, trage ich ihn auf meinem Handteller nach drinnen, um ihn anderen zu zeigen. Die schauen auch nicht schlecht, aber ich überlege inzwischen, ob ich diesen Löwen jetzt wirklich aufziehen und pflegen soll. Alleine kommt er nicht zurecht, dazu ist er zu klein. Aber was ist, wenn er so wächst und größer wird, daß ich Angst vor ihm bekomme? Wo soll ich ihn dann lassen? Noch in Gedanken fällt mir der kleine Löwe von der Hand und erschrocken halte ich die anderen davon ab, herumzulaufen, damit sie ja nicht auf ihn drauf treten. Doch wo ist er? Ich kann ihn auf dem Fußboden nicht mehr finden.
Später ist es, als würde ich alte Urlaubsfilme von mir im Kleinkindalter sehen, auf der Reise nach Polen. Wie bei einem alten Film sind die Farben verschwommen und wässrig. Doch der Film war nur das Vehikel zum Übertritt in den nächsten Traum. In der Reiseunterkunft in Polen setzt man sehr auf Ordnung. Auf dem Tisch stehen zwei Behälter: einer für weiße Eierschalen und einer für braune Eierschalen. Aus Versehen werfe ich weiße Eierschalen zu den braunen, was man nicht gerne sieht. Da ich es nicht schaffe, alle wieder herauszufischen, will die Dame von mir, daß ich ihr einen Zettel mit dem genauen Zeitpunkt des Malheurs gebe. Ich weiß zwar nicht genau, wozu das gut sein soll, aber wenn sie ihn will, soll sie ihn kriegen. Es war genau 14 Uhr.
In einer Wohnung, die die Wohnung meiner Eltern ist, aber etwas anders geschnitten, beobachte ich auf einer Couch liegend die Vorgänge. Die Couch steht in einem Zimmer, welches ohne Wand direkt in den Flur übergeht. Gegenüber liegt das Schlafzimmer und am rechten Ende des Flurs das Arbeitszimmer meines Vaters. Es kommen immer wieder fremde Leute den Flur hinauf. Ein Mann spaziert in das Schlafzimmer, dessen Tür offen steht, und holt Gegenstände heraus. Anscheinend hat mein Vater einige Dinge an ihn verkauft. Ein anderer Mann kommt und verschwindet im Arbeitszimmer meines Vaters. Nach ihm erscheint eine Haushälterin in Kittelschürze und schließt hinter ihnen das Zimmer ab. "Sie können doch nicht einfach die beiden einschließen! Wie sollen sie wieder herauskommen?" rüge ich sie, halb verwundert und halb belustigt. Sie grinst und beginnt irgendetwas zu erzählen, das wie ein Rätsel klingt, während sie Sachen wegräumt. Für mich klingt es, als fühlte sie sich schlecht behandelt, mir scheint sie allerdings zu vertrauen. Dann kommt mir ein Gedanke, mit dem ich meine, das Rätsel gelöst zu haben: "Stimmts, es stört Sie, daß sie nicht so behandelt werden, als würden Sie zur Familie gehören, oder?" Sie lächelt und räumt weiter auf.
Später komme ich in mein ehemaliges Kinderzimmer. Eine Vielzahl von Gästen hat sich im Wohnzimmer eingefunden und einige in meinem Alter, sowie auch kleinere Kinder sitzen in meinem Zimmer herum. Sie haben die Aufgabe bekommen, auf zwei Hunde aufzupassen, die zu den Gästen gehören. Das eine ist eine läufige Hündin mit rotem Fell und das andere ein weißgrauer Rüde, der auf sie fliegt. Beide sind eindeutig paarungsbereit und werden nur noch mit Mühe zurückgehalten, über einander herzufallen. Ich denke bei mir, daß es besser wäre, die beiden Gäste zu informieren und zu fragen, wie sie zu einer Paarung stehen. Vielleicht wäre es ja ok für sie, aber es könnte auch sein, daß sie sauer werden, wenn wir die Hunde nicht voneinander fernhalten. Doch dann sollen sie sich selbst um diese kümmern. Allerdings ist das schon ziemlich heikel, damit jetzt in die Feier zu platzen. Während ich noch überlege, macht der Rüde komische Bewegungen, als würde er auf dem Rücken hin-und herkugeln. Plötzlich bemerke ich etwas Feuchtes in meinem Gesicht. Sekunden später wird mir klar, daß ich das Hundesperma ins Gesicht bekommen habe. Nach dem ersten Ekel bin ich relativ amüsiert darüber und denke bei mir, es paßt ja irgendwie zu meiner Pechsträhne, daß ausgerechnet alles auf mir landet. Aber nicht wirklich alles. Als ich mich umschaue, bemerke ich, daß ein schwarzhaariges Mädchen auch ein paar Spritzer abbekommen hat. Sie scheint das allerdings gar nicht zu realisieren.
Um mir das Hundesperma abzuwaschen müßte ich in das Badezimmer. Um dorthin zu gelangen, muß ich durch das Wohnzimmer, welches ein Durchgangszimmer ist und damit an allen Gästen vorbei. Bei der Vorstellung, mit Sperma im Gesicht da hindurch zu laufen, kommt wieder mein Sinn für Komik zum Vorschein und wenn ich nicht gerade selbst in dieser Situation wäre, denke ich, würde ich mich wahrscheinlich ausschütten vor Lachen. Doch erstmal muß ich eine Lösung finden. Vorsichtig versuche ich mit den Fingern, das Sperma zu entfernen. Mit einem Blick in den Spiegel stelle ich fest, daß zwar keine Spritzer mehr zu sehen sind, aber die Haut glänzt immer noch verräterisch feucht. Nun ja, das muß jetzt so gehen.