Leider lernen manche HSK (hochsensitive Kinder) nur schmerzlich, denn verbal vermittelte Aufforderungen oder dargelegte Konsequenzen erreichen sie nicht vollständig. Die Wahrnehmung stuft derartige Informationen als nicht so wichtig ein, denn Worte stellen ein zu schwaches Aufforderungssignal dar. Das hochsensitive Kind ist es gewohnt, Umweltinformationen tief zu erleben und überall, wo dieser Aspekt fehlt, ist es eben nur "die halbe Miete". Hinzu kommt, dass das Empfinden und Erleben eine primäre Funktion darstellt, denn sie bereichert die Wahrnehmung um ein Vielfaches. So, wie Sie sicherlich Fernsehfilme lieber in Farbe anstatt in Schwarz-Weiß sehen, weil es eher der Wirklichkeit entspricht, so fehlt dem HSK die "Farbe" bei gesprochenen Worten. Es ist ein wesentliches Kennzeichen von Hochsensitivität, diese "Farbe" als primäre Qualität einzustufen, während sie für alle anderen Menschen eine sekundäre Funktion darstellt. Interessant in diesem Zusammenhang sind auch die Ausführungen zum visuell-räumlichen Lernstil, denn dies ist eine weitere Konsequenz daraus...
Bei einem hochsensitiven Menschen liegt keine Filterschwäche vor, sondern der Filter der Aufmerksamkeit = Wahrnehmung ist einfach nur anders eingestellt, denn der "Schalter" für die Grundeinstellung steht auf Holistisch und nicht auf Analytisch.
Ein holistischer, d.h. ganzheitlicher Wahrnehmungsstil erklärt auch das schnelle Umschalten der Aufmerksamkeit (Ablenkbarkeit), denn das passiert nur, wenn sich etwas in der Umwelt verändert und dies wird unmittelbar registriert. Das kann im Fall von HSM schon bei kleinsten Begebenheiten passieren, die für andere Menschen als völlig unwichtig eingestuft werden, weil sie sich in der Peripherie abspielen...
...Dasjenige, was dabei als Störfaktor oder als "Schwäche" wirkt, hängt nur sekundär mit Wahrnehmungsfiltern zusammen, denn es ist die Zeit, die wieder einmal für Verwirrung sorgt. Für hochsensitive Menschen ticken die Uhren einfach anders, denn aufgrund der Fülle der Daten brauchen sie einfach länger, eine Situation, andere Personen oder Sachverhalte zu erfassen. Dieses "Mehr-an-Zeit" und die daraus resultierende Langsamkeit existiert jedoch nur aus der Sicht anderer Personen, die diese Art der Wahrnehmung nicht haben...
Hochsensitive Menschen sind also dank ihrer Emotionen Spezialisten fürs Komplizierte und bei einfachen und alltäglichen Aufgaben scheinen sie zu versagen...Dies alles passiert nur, weil die Wahrnehmung durch ein tiefes Erleben gekennzeichnet ist...
So entwickeln viele Hochsensitive eine Abneigung gegen Mathematik und haben nicht selten das Gefühl, sie seien einfach zu dumm dafür. Sogenannte Lernfächer werden nicht nach Regeln begriffen, sondern bei Fremdsprachen zum Beispiel wird lieber ganzheitlich gelernt. Das heißt, die Melodie der Sprache bzw. das Grundprinzip der Sprache muss erlebt und gefühlt werden. So wird bei Relativsätzen oder bei Deklinationen nicht die Grammatikregel herangezogen, sondern vielmehr wird darauf geachtet, ob es so besser klingt, sich richtiger anhört und ob das geschriebene Wort so oder anders "besser aussieht". (aus
Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal
von Birgit Trappmann-Korr)
An die Jury von 'Blogging Queen': Ist das jetzt ein adäquates Walpurgisnacht-Outfit? Meinen Besen habe ich allerdings irgendwo beim Herumfliegen stehen gelassen. Aber ich finde, es ist auf jeden Fall ein sehr passendes Outfit, um Uranus über dem MC willkommen zu heißen, der genau am 1. Mai in den Orbit eintritt. Ich weiß nicht, ob Kuchen zu backen eine bevorzugte Tätigkeit von Hexen ist, ich habe es trotzdem getan, denn mit irgendetwas muß ich mich ja stärken, wenn ich in den Mai tanze.
sieht irgendwie etwas nach Pippi Langstrumpf aus. Fehlt nur noch der Affe. War aber so nicht beabsichtigt.

Auf den sumpfigen Baustellen Berlins unterwegs, lande ich irgendwann in einem Geschäft, wo es neben Speisen und einer Wursttheke auch einen Kramtisch mit Jeanshosen gibt. Zwischen Wursttheke und Kramtisch steht eine nette junge Verkäuferin. Während mir eine Speise zubereitet wird, suche ich mir drei Jeanshosen heraus, die ich später anprobieren will, und lege sie mit diesen Worten auf einen Tisch in der Mitte des Ladens. Man bittet mich, mir dann nach dem Essen die Finger abzuwischen. Aber, selbstverständlich! Zum Essen setze ich mich an den großen Tisch, die junge Verkäuferin und eine ältere, ebenfalls sehr nette, setzen sich zu mir um zu plaudern. Mit ihnen tauche ich nun in eine Geschichte ab, die ein Traum im Traum zu sein scheint. Dabei fährt die ältere zu einer Stelle am Spreeufer, wo die jüngere wie es scheint als Leiche herausgefischt wird. Doch auf der Bahre schlägt sie plötzlich die Augen auf und ist quicklebendig, woran ich nicht unschuldig zu sein scheine. Mit der ganzen Geschichte hat ein Zeitsprung stattgefunden, denn zurück am Tisch ist irgendwie die Atmosphäre verändert. Die Veränderung liegt in der Dankbarkeit, die mir entgegengebracht wird, wenn ich auch nicht genau weiß, wofür. Man bittet mich, die Jeanshosen als Gegenleistung zu behalten und zeigt mir außerdem eine Schußwaffe in Metallic-Dunkelrot. Das Metallic-Dunkelrot gefällt mir so gut, daß ich die Waffe sofort haben möchte. Ich stecke all die Dinge in einen Beutel und räume noch den Tisch sehr ordentlich auf, bevor ich den Laden verlasse.
Wieder zu Hause in meinem Kinderzimmer lege ich die Waffe achtlos zwischen meine Schuhe unter einen Stuhl und gehe ins Bett. Doch bevor ich noch eingeschlafen bin, geht die Tür auf und ein kräftiger Mann betritt das Zimmer. Ich bin erst irritiert, was er hier zu suchen hat, doch an seiner Kluft erkenne ich, daß er wohl von der Polizei ist. Hm, was soll das? Sucht der etwas? Ohne irgendetwas zu erklären geht er sofort an meinen Kleiderschrank, öffnet diesen und holt ein kleines schwarzes Päckchen daraus hervor. Er öffnet es - es enthält ein graues Pulver -, streckt es mir entgegen und bittet mich zu sagen, wonach das riecht. Ich schuppere - es riecht nach Staub oder muffiger Pappe, finde ich, allerdings ahne ich bereits, daß dies wohl nicht die richtige Antwort ist. Überhaupt, wie ist dieses Päckchen in meinen Kleiderschrank gekommen?
Der Polizist reagiert etwas spöttisch auf meine Antwort, sagt aber nichts, sondern beginnt zu protokollieren. Dabei lehnt er sich gegen den Tisch und ich merke, wie sein Blick unter meinen Stuhl fällt und dort hängen bleibt. Trotzdem läßt er sich nicht sofort etwas anmerken, erst einige Minuten später stellt er seine Frage mit einem süffisanten Wortwitz: "Dann schießen Sie mal los - was wollen Sie mit der Schußwaffe?" Ich denke nur 'Ach, du sch...!' und versuche es mit der Wahrheit:
"Öhm, eigentlich nix."
"Das heißt., Sie hatten nicht vor, sie zu benutzen?"
"Genau", bestätige ich und beginne zu erzählen, wie ich dazu gekommen bin und daß mir das Rot so gut gefiel. Der Polizist registriert das wieder ziemlich spöttisch und ich werde nun in ein anderes Zimmer zu einem Verhör geführt. Hier befinden sich mehrere Beamte, die mich noch einmal zum Rauschgift und der Waffe befragen. Es scheint mir, daß sie selbst nicht so recht daran glauben, daß ich irgendwie kriminell oder gefährlich bin, aber die Indizien sind eindeutig. Sie sagen mir, daß ich meine Strafe werde abbüßen müssen, sichern mir aber Diskretion zu. Innerlich bin ich schon dabei, mich damit abzufinden, daß ich ins Kittchen muß, und frage mich nur, wie lange es wohl sein wird und ob ich das so abbüßen kann, daß es niemand bemerkt.
Aber dann gehen doch noch die Nerven mit mir durch und ich versuche immer wieder zu erklären, daß ich mit dem Rauschgift nichts zu tun habe und nicht weiß, wie es in meinen Schrank gelangt ist. Dabei bin ich so aufgeregt, daß ich statt 'Rauschgift' immer 'Schlauschgift' sage, weil mir das richtige Wort nicht mehr einfällt. Ein Beamter hält mich am Arm fest und schaut dabei direkt mitfühlend auf mich herab, aber ich schätze, das wird mir auch nicht mehr helfen. Als ich schließlich erwache bin ich aber sowas von froh zu erkennen, daß es nur ein böser Traum gewesen ist! Mindestens so froh wie damals bei dem Traum, als ich Fünflinge geboren hatte!
Verhaftung wegen Schlauschgift- und Waffenbesitz, ich glaube, für mich braucht man manchmal wirklich einen Waffenschein. Nächstens werde ich noch wegen Flauschgiftbesitz festgenommen - dafür soll es ja hin und wieder lebenslänglich geben.
hat mich heute ereilt. Natürlich hätte ich mit diesem Energieschub auch die Fenster putzen können, denn das wäre dringend nötig, aber mein Lustpegel zum Fenster putzen tendiert zur Zeit bei mir gegen Null. Überhaupt, wer braucht schon saubere Fenster? Im Sommer habe ich sie sowieso immer Tag und Nacht offen.
Stattdessen wurde ich die Energie beim Tanzen los und das ganze vier Stunden durch. Das ist natürlich eigentlich übertrieben, aber irgendwie konnte ich nicht mehr aufhören. Das war wohl sowas, von dem manche meinen, daß sie das beim Joggen kriegen. Ich kriege sowas beim Joggen allerdings nicht, sondern bekomme davon nur Aggressionen. Also eine Stunde Zumbathon mit Gewichten, eine Stunde die Choreografien, die ich auswendig kann oder zumindest teilweise drauf habe, auch mit Gewichten, dann zwei Stunden die Lieblings-Youtube-Choreos geübt und Freistil, aber ohne Gewichte. Und im Fernsehen läuft zur Zeit so überhaupt nix interessantes, daß man abends gleich weitertanzen könnte. Dazu kommt, daß die Wohnung unter mir noch leer ist und das muß man natürlich ausnutzen, um sich richtig auszutoben. Später darf ich wieder nur mit meiner Katzenschleichtechnik tanzen. Also Musik voll aufdrehen und ausgelassen mithopsen, und ich muß noch nicht einmal eine Perücke festhalten:
Die Sonne besuchte mich heute erneut und sofort habe ich eher Lust auf beschaulichere Tätigkeiten, weshalb ich mich mit dem Zeichenblock auf den Balkon setzte und zeichnete. Was allerdings nicht ganz so einfach war, da ziemlich heftiger Wind wehte, der die Zeichenblätter dauernd verwehte, und diese Niesanfälle sind beim Zeichnen auch nicht optimal. Ich denke mal, ich werde in diesem Jahr noch häufiger zeichnen, denn man bekommt so toll den Kopf dabei frei und kann entspannen. Und Entspannung habe ich dringend nötig, was sich sicher den Rest des Jahres nicht ändern wird. Ich werde ja nun schon seit einigen Jahren vom Wirbelwind Uranus gebeutelt und durchgeschüttelt, der im Widder über einige persönliche Punkte lief und läuft, nämlich den Uranus r und Venus in der Waage, Mond und Chiron im Widder, dabei immer noch dauernd durch das Pluto-Quadrat unter Druck gesetzt. Pluto steht in meinem Horoskop für mein altes Selbst. Ab diesem Sommer nun läuft Uranus über das MC im Widder. Ich googelte mal so, was mich dann eventuell erwarten könnte:
Uranus over the MC: Exciting career changes
A new epoch is beginning in your professional life as you tire of old goals and missions and are gripped by an urge for more freedom and independence at work. If you have been thinking of striking out on your own, this is the time to do it. You chafe under authorities at this time, but you may be fortunate to find an enlightened and exciting team of people with whom you can work. Ideals are more important than materialism, and if you can travel internationally, or involve yourself with international groups, it could not be better.
This is the time to make a break with traditions and authorities of all sorts, and to capitalize on the unique talents in your possession. More satisfaction will be gained by working freelance than if you continue in an old boring role. This may well lead to a new professional era when you fully realize your potential.
When you have Aries on the 10th house cusp, you do not need much encouragement to strike out on your own. The Uranus transit will launch you into a different orbit, and you will either start your own completely unique career, or drop the nine to five job and become free-lance. The first sign will be a clash with the powers that be, whether this is the boss or parents. The only way they can hold on to you now is by giving you complete freedom.
Es bleibt ganz sicher aufregend, allerdings bin ich ja bereits frei und genieße es jede Minute. Ich kann nicht behaupten, daß ich mich langweile. Und irgendeine Karriere im Sinne des Wortes wüßte ich erst recht nicht, was da noch kommen sollte. Na ja, das Leben steckt voller Überraschungen, also abwarten. Es wird sicher noch häufiger vorkommen, daß ich in meinem Bett aufwache und denke: In welchem falschen Film bin ich hier eigentlich gelandet?
Das Schönste am Bloggen ist doch, wenn man nach Jahren alte Anekdoten aus dem eigenen Leben wiederfindet, die man ansonsten völlig vergessen hätte. Wenn ich zum Beispiel dieses Gespräch während der Krankengymnastik mit meiner damaligen Physiotherapeutin nicht aufgeschrieben hätte, könnte ich heute nicht noch einmal darüber lachen:
Ich, mit Beinen und Oberkörper freischwebend über Bauch zusammengeklappt (Bauchmuskeltraining), auf eine Zimmerpalme starrend.
Physio: Die Übungen strengen Sie überhaupt nicht an...
Ich: Hä? (denkend, ich hätte mich verhört)
Physio: Die Übungen strengen Sie nicht an, ne?
Ich(immer noch freischwebend): Wie bitte? Natürlich strengen mich die an!
Physio: Sie sehen aber gar nicht so aus, als ob die Sie anstrengen.
Ich: Doch! Sehen Sie nicht, wie ich zittere? (mit dem Kopf in Richtung freischwebende Beine nickend)
Physio: Wo zittern Sie? Ich sehe nichts. Also andere zittern mehr.
Ich (noch immer freischwebend): Ich zittere wirklich.
Physio: Und Sie können ja sogar noch sprechen!!!
Ich lache los (freischwebend, versteht sich).
Physio: Und jetzt lachen Sie auch noch!!!Also wenn Sie die Übungen wirklich anstrengen, dann können Sie sich aber sehr gut tarnen. Nicht mal mit der Wimper zuckt se, wenn se die Übungen macht....
In meine Yoga-Übungen, die ich mehr oder weniger regelmäßig mache, habe ich inzwischen die Asana 'Das Brett' aufgenommen, allerdings kann ich sie bisher nur 13 Atemzüge lang halten. Die ist für die Bauchmuskeln jedoch auch um einiges anspruchsvoller.
Übrigens ist mir aufgefallen, daß meine Waage eine sehr seltsame Logik besitzt. Ich bin aus Versehen auf einen anderen Personenspeicher gekommen, wo ich noch mit 40 Jahren drin stehe und mußte feststellen, daß ich mit dem aktuellen Speicher von 44 Jahren gleich ganze 500 g mehr wiege. Wiegen jetzt Zahlen auch schon mit, oder wie? Dann ist es ja kein Wunder, daß man mit zunehmendem Alter stets mehr Gewicht hat. Die Waage ist schuld! Vielleicht ist das ja ebenfalls so ein physikalisches Phänomen, welches über meinen Ereignishorizont geht.
Ansonsten konnte ich endlich Ordnung auf dem Balkon schaffen und stellte dabei fest, daß die Topinambur wieder zahlreich ausgeschlagen hat. Anscheinend ist sie die einzige Pflanze, die sich in diesem Schattenkübel hält. Wenn ich sie den gesamten Kübel überwuchern lasse, reicht es im Herbst vielleicht für eine halbe Mahlzeit. Evtl. könnte ich es ja auch mal mit Kartoffeln versuchen. Während des Aufräumens konnte ich gleich das erste Sonnenbad nehmen, herrlich! Es war tatsächlich Sonne da. Also so wirkliche, echte Sonne, Sonne, die wärmt. Was für ein Genuß!
Wie stets, wenn ich zum Zumbakurs laufe, kam ich auch heute am Spielplatz eines Kindergartens vorbei. Am Zaun standen zwei kleine Mädels und schauten wie hypnotisiert auf die andere Straßenseite, wo sich eine aktive Baustelle befindet. Dann riefen sie laut zu den Bauarbeitern hinüber: "Ey, nackte Bauarbeiter! Ey, nackte Fotzenbauarbeiter!" Upps, denke ich, hier geht es ja ab im Kindergarten. Das erinnert mich an den Wehrerziehungsunterricht, den ich noch in der 10. Klasse erleben durfte. Als Mädels blieben wir mit dem jungen Physiklehrer als Hahn im Korb in der Schule, während die Jungs in ein Lager geschickt wurden, wo sie anscheinend nichts als schmutzige Witze lernten. Diesen Eindruck gewann ich deshalb, weil ich später einmal mit einem der Jungen im PA-Unterricht (Produktive Arbeit) Nelken erntete, was in der Tat eine eintönige Arbeit ist, allerdings nicht so eintönig wie Geranienpollen absaugen, und er mir während der gesamten vier Stunden alle schmutzigen Witze erzählte, die sie von ihrem Offizier gelernt hatten. Ich war ja fast ein wenig neidisch, denn Witze hatten wir Mädels nicht gelernt. Stattdessen gingen wir auf Schnitzeljagd. Natürlich hieß das nicht Schnitzeljagd, sondern militärisch korrekt irgendwie anders. Am frühen Samstagmorgen wurden wir nach ausgiebigem sich über den Sportplatz anschleichen und anrobben in vier Gruppen aufgeteilt und sollten jeweils eine Ecke des Schulhofes auskundschaften. Nun war in der DDR an einem Samstagmorgen nicht wirklich viel los. Wir standen also gut getarnt hinter dem Schornstein der Schule und beobachteten die Straße, auf der alle zehn Minuten mal ein Trabi vorbeiknatterte. Aber auf den Balkonen tat sich etwas bezüglich nackter Männer. Das wurde natürlich ausführlich im Detail ausgewertet und protokolliert, so wie es unser Auftrag war. Mann mit Brustbehaarung auf Balkon 9/3, Mann ohne Brustbehaarung auf Balkon 2/4, Mann mit Brustbehaarung und Glatze auf Balkon 1/4 usw. usf. Allerdings haben wir damals die Männer noch nicht sexuell belästigt. Nun ja, die Zeiten ändern sich.
Eigentlich mag ich keine Morgengrauen und Sonnenaufgänge. Ich finde, das erstere Wort hat durchaus seine Berechtigung, weshalb ich tunlichst immer alles versuche, diese Zeit des Tages zu verschlafen. In einem Buch las ich einmal, wenn man das Morgengrauen nicht leiden kann, könnte es daran liegen, daß man in einem vergangenen Leben im Morgengrauen geköpft wurde.
Irgendwie zieht es mir gerade so komisch im Nacken. Das mit dem Verschlafen klappte heute nicht, aber diesmal erinnerte mich der Sonnenaufgang zu meiner Überraschung an Sommerferien auf dem Dorf. Gar nicht unangenehm. Die Stille, noch von keinem Autolärm unterbrochen, das Vogelgezwitscher, die klare Sonne unter blauem Himmel, nur der Hahn fehlte. Dabei gibt es, wenn man etwas in die Gärten hineinläuft, tatsächlich einen Hof mit Hühnern. Dieser ist aber zu weit weg, um den Hahn zu hören. So versank ich denn am Küchenfenster offenen Auges in Sommerträume. Und so weit hin ist es ja gar nicht mehr, auch wenn man erst durch diesen lästigen Frühling muß. Frühling ist überhaupt nichts für mich. Ist die Haut im Winter nur blaß, ist sie im Märzen blaß, fettig und picklig. Überall sprießen Haare mit einer Geschwindigkeit, die verboten und unter Strafe gestellt werden sollte. Und stets lauert die unsichtbare Gefahr eines heimtückischen Pollenüberfalls. Wirklich nichts für mich. Frühling ist die Jahreszeit, in der ich mich generell am unwohlsten fühle. Dann schon lieber ein stürmischer und verregneter Herbst. Aber vorher kommt erst der herrliche Sommer dran...
Diese Version von Mahalia Jackson ist immer noch die schönste, da kann man sagen, was man will. So breit und träge, wie man sich einen heißen Sommertag nur vorstellt.
Im ersten Teil der Nacht ging es noch ganz lustig zu. Es gab eine Verkleidungsparty, das heißt, jeder durfte sich aus einem Stapel alter Klamotten ein oder mehrere Outfits für die Party zusammenstellen. Ich wählte himbeerrrote Beinstulpen (natürlich!), einen beigebraunen halblangen Häkelrock, sowie ein zweilagiges Oberteil, dessen untere Lage dunkelbraun und die obere Lage wie Seide changierendes Orange war. Dazu gab es Pizzen vom Lieferservice und auch der Kühlschrank des Gastgebers war freigegeben und irgendwann fast leergegessen. Eine ehemalige Kollegin kam zu mir, in der Hand eine geöffnete Flasche Marzipanlikör, die ich bei mir real noch unangetastet im Kühlschrank habe, und fragte mich sinngemäß, warum und wie man so ein ekliges Zeug herstellt. Seit dem Aufwachen bin ich nun neugierig, ob der Marzipanlikör tatsächlich so eklig ist und ich sozusagen eine hellsichtige Geschmacksvision hatte.
Dann schlief ich wieder ein und die Parties wurden heikler, es ging nämlich nun um ein sogenanntes Todesspiel. Dazu wurde eine ausgewählte Gesellschaft in einen stillgelegten U-Bahnhof und ein leerstehendes Bahnhofsgebäude eingeladen. Ich war auch dabei, allerdings nicht als direkter Mitspieler, sondern als Hure, von denen genau 47 an der Zahl gebucht wurden, um den Spaß für die anwesenden Herren zu erhöhen. Wir hatten als Hure alle ein kurzes Mäntelchen aus weißen Federn zu tragen. Um in das Haus zu gelangen, wo das Spiel stattfand, mußte ich erst der Länge nach den stillgelegten U-Bahnhof durchqueren, welcher völlig mit Mörtel eingestaubt war und auf dessen Bänken die zu Stein gewordenen Mitspieler des letzten Spieles saßen. Denn in dem Spiel geht es darum, in einer vorgegebenen Zeit von mehreren Tagen das Rätsel zu lösen, woher die Gefahr droht und dann die Todesspirale zu stoppen. Gelingt das nicht, sterben alle Mitspieler. Im Haus selbst befand ich mich mit anderen zusammen in einem Zimmer, in welchem eine Kerze auf einem seltsamen Gestell brannte. Alle rätselten herum, was das zu bedeuten habe, bis jemand auf die Idee kam, daß die Belüftung kontaminiert sein könnte. In den Belüftungsschächten fand sich jedoch nichts, bis jemand das Fenster öffnete. Irgendetwas schien durch das Fenster hereinzuziehen und die Luft zu vergiften. Kohlenmonoxid, schießt es mir durch den Kopf, und das Fenster wird schnell wieder geschlossen. Bei einer Gelegenheit erfuhr ich beiläufig, daß wir Huren in diesem Spiel eine Art Bauernopfer darstellen, das heißt, wir haben die 'Lizenz' dazu, als erste zu sterben. Das fand ich gar nicht nett, weshalb ich versuchte, mich aus dem Staub zu machen. Dabei mußte ich feststellen, daß in diesem Haus, wenn man die Treppe zwei Biegungen nach unten lief, die nächste Biegung auf einmal wieder nach oben führte, wie in einer endlosen Schleife. Wenn man weiter hinunter kommen wollte, mußte man nach jeder zweiten Biegung nach einem neuen Treppenzugang suchen, welcher in der Nähe zu finden war.
Im Supermarkt gibt es endlich Bärlauch, aber wie immer nur für kurze Zeit. Ich liebe Bärlauch! Also habe ich mich gleich mit einigen Packungen und ausreichend Vollkornbrot eingedeckt, denn am liebsten esse ich ihn pur gehackt auf Vollkornbrot mit Butter oder Quark. Die einfachsten Dinge sind meist auch die besten, wie das bei Pellkartoffeln ebenfalls der Fall ist. Kalte Pellkartoffeln könnte ich tonnenweise essen. Dafür würde ich jede Haute Cuisine stehen lassen. Leider ist die Bärlauchzucht auf dem Balkon in die Hose gegangen. Irgendwie wächst der bei mir nicht, dabei wächst er sonst überall. Der ganze Berliner Plänterwald duftet höchstwahrscheinlich gerade wieder nach Bärlauch. Auch in einem meiner Gedichte fand der
Bärlauch bereits Erwähnung. So gesehen ist es vielleicht ganz gut, daß er bei mir nicht wächst, denn wenn es bei mir auch so duften würde, hätte ich ständig Hunger. Durch den Plänterwald kann man jedenfalls zu dieser Zeit nicht spazieren, ohne dauernd an würzige Mahlzeiten zu denken.