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Freitag, 30. Juni 2017

Wie ich nicht berühmt werden möchte

Herrlich! Auch heute fast den ganzen Tag hindurch frische Luft! Ich liebe Regenwetter! Und Regen hat noch weitere Vorteile. Meine Regenjacke glänzt jetzt wieder. Als ich sie gestern von der Flurgardrobe nahm, war sie total eingestaubt. Das könnte man eigentlich häufiger machen. Ich hätte auch noch einige eingestaubte Schuhe. Und bei Regenwetter hat man außerdem kein schlechtes Gewissen, wenn man uninspiriert im Internet herumsurft. Dabei stieß ich auf diese Nachrichtenmeldung über eine schwangere Youtuberin, die vor laufender Kamera ihren Freund erschossen hat. Sie wollten berühmt werden und viele Likes bekommen. Nun ja. Ich verstehe sowieso nicht wirklich, was manche Leute so am Berühmtsein finden. Es ist doch eigentlich eher anstrengend und frustrierend, dauernd die Bedürfnisse seiner Fans erfüllen zu müssen und sich von Neidern bashen zu lassen. Und vom Geld kann man sich nicht wirklich alles kaufen. Aber wenn man dann durch Dummheit berühmt wird, ist das besonders tragisch.
Doch eigentlich ist es im Grunde nur folgerichtig für die heutige paradoxe Zeit. Denn nie war es leichter, durch das Internet tatsächlich eine gewisse Berühmtheit zu erlangen und gleichzeitig war es aber nie schwerer, weil es von allem schon so viel im Überfuß und mehr als genug gibt, daß es kaum noch möglich ist, sich irgendwie von anderen abzuheben. Da muß man dann halt zu solch drastischen Ideen und Maßnahmen greifen. Eine typisches Beispiel dafür, wie die Gier den Verstand ausschalten kann.

Donnerstag, 29. Juni 2017

Geschenke, Sintflut und frische Luft

In der letzten Nacht gab es erneut Geschenke, nämlich einen halben rohen und großen Broiler von der Raubmaus. Der war nicht einmal eingepackt und sie legte ihn neben meine Schulbank, an der ich saß, direkt an eine Heizung. Dann lief sie sofort wieder weg und ich wunderte mich und rief ihr hinterher, und fragte ob der für mich ist. Sie kam zurück und nickte und erklärte mir irgendwas dazu. Aber ich war zu sehr damit beschäftigt, mich zu fragen, was ich von diesem Geschenk halten soll.
Einen ganzen Bio-Broiler vom Bauern bekam ich ja tatsächlich einmal geschenkt, aber einen halben? Das erinnerte mich allerdings, daß ich heute noch ein paar Einkäufe im Supermarkt erledigen wollte. Und ich wartete, weil es in Strömen goß, daß es aufhört und ich losgehen kann. Doch es hörte und hörte nicht auf. Als es bereits auf 18 Uhr zuging und gerade etwas weniger regnete, wurde mir klar, daß ich heute wohl noch lange darauf warten kann, trockenen Fußes zum Supermarkt zu kommen und schnappte mir stattdessen meine Regenjacke, wild entschlossen, notfalls eben naß zu werden. Kaum hatte ich jedoch meinen Hof hinter mir gelassen, goß es bereits wieder wie aus Kannen, so daß ich, noch bevor ich beim Supermarkt war, in den Taschen meiner Regenjacke kleine Wasserspeicher hatte, weil sich der Regen in ihnen sammelte. Alles, was ich in diesen Taschen hatte, schwamm in Wasser, einschließlich meiner Hände. Natürlich war der Rest ebenfalls nass - durchgeweichte Jeanshose, durchgeweichte Schuhe, aber zum Glück trug ich keine Strümpfe, sondern war barfuß in den halboffenen Schuhen, mit denen ich auch schon am Ostseestrand spaziert bin. Die Straßen waren völlig überschwemmt, weil das Wasser nicht mehr in die Rinnsteine abfloß und in den Supermarkt wurde ich gar nicht erst reingelassen, weil vermutlich durch das Wasser die Automatik versagte. So stand ich noch schön einige Minuten im Regen, bevor jemand heraus kam und sich die Tür öffnete, denn der Supermarkt war, wen wundert's, erstaunlich leer und an der Kasse tropfte Wasser von der Decke. Und als ich die Einkaustasche auspackte, die eigentlich wasserfest ist, aber anscheinend nur unten und nicht oben, hatte ich bestimmt einen halben Liter Regenwasser mit nach Hause geschleppt.

Es regnet jetzt immer noch unaufhörlich kräftig und man hört ständig Sirenen die Straße entlangsausen. Aber so viel Regen hat auch seine guten Seiten. Ich glaube, den ganzen Tag haben sie unter mir nicht eine einzige Zigarette auf dem Balkon geraucht und ich habe herrlich frische Luft in meinem Zimmer. Gerade nach gestern ist das sehr erholsam, denn so langsam wird es mit der Raucherei unerträglich. Ich habe ja nun schon einige Jahre verschiedene Raucher unter mir zu wohnen und ich stopfte den Abfluss meines Balkons mit Lappen zu, weil dort besonders gerne schnell Rauch durchzieht, und tolerierte ansonsten das Rauchen, wenn es mich auch ab und an ärgerte, wenn der Geruch mal wieder in meinem Zimmer stand. Doch inzwischen ist es so, daß nicht nur durchweg den ganzen Tag geraucht wird, sondern oft gerade jetzt im Sommer abends so viel, daß es unmöglich ist, abends die Balkontür aufzumachen und zu lüften. Sobald die offen ist, sammelt sich der Rauch im Zimmer und über meinem Bett. Aber gerade bei Hitze brauch ich abends auch mal kühle Luft, um vernünftig schlafen zu können. Mir bleibt also nur die Wahl, entweder im Qualm zu schlafen oder in einer Sauna oder bis nachts um 2 Uhr aufzubleiben, um dann zu lüften, wenn die unter mir endlich schlafen. Aber ich muß Durchzug auf beiden Seiten machen und selbst dann, dauert es im Prinzip eine Stunde, bis alle Gerüche verschwunden sind. Wenn das so weiter geht, werde ich meinen Vermieter mit einer Mietminderung belästigen. Das kann ja nicht sein, daß ich mich zu Hause verbarrikadieren und schwitzen muß, damit sich die Raucher auf ihrem Balkon frei entfalten können, zumal ich auf Rauch direkt allergisch reagiere und außerdem bei diesen Ops Rauchen das Ergebnis beeinträchtigt und nicht geraucht werden darf, mal abgesehen davon, wie unangenehm es ist, im Qualm zu schlafen. Das mögen die Raucher ja ebenfalls nicht, sonst würden sie einfach mal in ihrer Wohnung rauchen. Manchmal möchte ich den Rauchern wirklich heftiges Asthma an den Hals wünschen, aber das schlimme ist ja, daß sie selbst dann noch rauchen. Ich habe das erst letztens auf der Beerdigung gesehen. Meine Cousins und ihre Familien, bzw, Freundin rauchen alle. Und ich weiß noch, daß der eine Sohn meines älteren Cousins bereits als kleines Kind schlimm unter Asthma und Allergien gelitten hat, was mich bei den rauchenden Eltern nicht wundert. Doch im Restaurant saß er, inzwischen ein erwachsener Mann, ebenfalls draußen und hat gepafft. Vielleicht denkt er sich, ist eh alles zu spät und der Schaden schon da, da kann ich auch einfach selbst so weiter machen. Es soll ja jeder tun, was er möchte und womit er glücklich wird. Wenn Raucher gerne leiden und stinken, ihr Geld in die Luft pusten und immer nur an die nächste Zigarette denken wollen, habe ich überhaupt nichts dagegen. Nur habe ich etwas dagegen, dabei gezwungenermaßen mitzumachen oder aber mich in Rücksicht auf die Sucht von anderen einschränken und in meiner Wohnung einsperren zu müssen. Schließlich bin nicht ich es, der die Emissionen aussendet. Darüber gibt es natürlich bereits endlose Diskussionen in diversen Foren. Dort habe ich auch eine für beide Seiten ausgesprochen praktische Lösung gefunden:

Raucher

Piratinnen

In meinem Roman hatte ich ja das Thema Frauen als Piratinnen bereits aufgegriffen und daß dies nicht nur erdacht ist, sondern auf historischen Tatsachen beruht, zeigt auch diese Geschichte aus "Pilawas Zeitreise":

"Typischerweise steckten viele Piratinnen, von denen wir wissen, in Männerkleidern. So auch Mary Read, die sich schon in ihrer Kindheit in England gerne als Junge verkleidete. Als »Mann« landete sie später sogar bei der Armee und heuerte schließlich auf einem holländischen Frachter an. Als deren Besatzung nach einigen Wochen auf See ein herannahendes Schiff sah, auf dem die Piratenflagge gehisst wurde, ergab sich die Mannschaft kampflos. Nicht so Mary Read, die ja immerhin als »Soldat« Kampferfahrung hatte. Dem Kapitän des Piratenschiffes imponierte der mutige »Kerl«, der deshalb verschont und in seine Mannschaft aufgenommen wurde (die übrige Besatzung des gekaperten Schiffes wurde in Beibooten ausgesetzt, was auf offener See damals den sicheren Tod bedeutete).
Die Ironie der Geschichte will es, dass Mary Read an Bord des Piratenschiffes auf eine andere Piratin traf, auf Anne Bonny, die als Geliebte des Kapitäns mit an Bord war - und sich auch in Männerkleidung verbarg. Als sich beide näher anfreundeten, stellten sie schließlich zu ihrer großen Überraschung fest, dass sie sich beide als Frauen in diese Männerwelt eingeschlichen hatten. Sie kämpften fortan weiter verkleidet an der Seite ihres

Kapitäns. Und doch kam 1720 das Ende, als das Schiff vor Jamaika aufgebracht wurde und die Piraten überwältigt wurden.
Mit den Männern machte das Gericht dort kurzen Prozess - sie wurden zum Tode verurteilt und aufgehängt. Als allerdings offenbar wurde, dass auch zwei Frauen unter den gefürchteten Piraten waren, war das Aufsehen groß. Selbst im fernen England wurde die Verhandlung mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. So erfuhr man auch, dass die beiden von Zeugen schwer belastet wurden - gerade sie hätten bei den Kaperungen eine besonders aktive Rolle gespielt. Und so blieb dem Gericht kaum etwas anderes übrig, als Mary Read und Anne Bonny schließlich auch zum Tode zu verurteilen.
Doch das wirkliche Ende der beiden Piratinnen verliert sich im Dunkel der Geschichte. Ob sie tatsächlich hingerichtet wurden, lässt sich nicht mehr ermitteln. Ob sie im Gefängnis starben oder auf Umwegen wieder in Freiheit gelangten - all das gehört ins Reich der vielen Legenden und Geschichten von der Seefahrt."

Mittwoch, 28. Juni 2017

Die Reise nach Südfrankreich, Geschenke und Wildkatzen

Alles beginnt mit einer älteren dunkelhaarigen Frau, die pink lackierte Zehennägel hat und mir erzählt, sie würde zum Sterben gerne nach Frankreich auswandern. Sie sieht nicht so aus, als würde sie bald sterben, vielleicht meint sie einfach ihren Ruhestand, denke ich, oder man sieht es ihr nicht an. Ein wenig erinnert sie mich an die plastische Chirurgin aus der Schönheitsklinik. Dann befinde ich mich von einem Moment zum anderen auf einer Reise nach Frankreich mit einer Freundin. Ausgelassen werfen wir im Ankunftsbahnhof mit französischen Vokabeln um uns, allerdings völlig ohne Sinn. Einfach nur das, was aus dem Abitur noch bei mir hängen geblieben ist. Im Traum erscheint es mir ziemlich viel, so daß ich mich selbst wundere. Vor dem Bahnhof wartet schon ein besonderes Gefährt für eine Rundfahrt auf uns - eine Art Kutsche, die aber hauptsächlich nur aus Latten und Leinen besteht und recht wackelig und unbequem aussieht. Es gibt jeweils zwei Sitze hintereinander für die Passagiere und ganz vorne sitzt ein Kutscher und Führer. Einmal in dieser Kutsche sitzend, schleift man beim Fahren fast über den Boden und muß sich gut an den Latten festhalten, damit man nicht hinausfällt. Ich bin ein wenig enttäuscht, denn so kann ich während der Fahrt nicht fotografieren. Wir sehen sonnenbeschienene Häuschen mit vielen Balkonen und mir fällt auf, daß auf allen Balkonen nur Palmen als Grünpflanzen stehen. Daraus folgere ich, daß wir uns wohl in Südfrankreich befinden. Der Ort beginnt mit G... - den genauen Namen habe ich mir nicht gemerkt. Schließlich besichtigen wir ein weißes Haus mit einem daneben stehenden Schornstein. Es sieht aus wie eine kleine Fabrik, aber das besondere ist, daß der Schornstein so schief ist, wie der schiefe Turm von Pisa. Meine Freundin lästert darüber, daß sie es nicht geschafft haben, einen Schornstein gerade zu bauen, aber ich antworte, daß ohne den schiefen Schornstein das Haus langweilig und wie jedes andere aussehen würde. Stimmt, meint sie, und ich denke bei mir noch, daß sie vielleicht aus diesem Grund den Schornstein sogar absichtlich schief gebaut haben, um so ein paar Leute anzulocken.

Im nächsten Traum bekomme ich ein Paket von einer Mittänzerin aus dem Zumba-Training. Ich wundere mich noch, woher sie meine Anschrift kennt. Darin sind Geschenke für mich, nämlich ein paar Stulpen, die genau mit derselben Wolle und im Blockmuster gestrickt sind wie meine Strickjacke, ein kunterbunter Pullover in rot mit Intarsien und noch irgendwas - Schuhe? Das Paket, worin sie verpackt waren, ist riesig und nimmt meinen ganzen Couchtisch ein, als ich es aufschneide. Später bin ich auf einem großen Platz mit vielen Menschen und mache bei einem Tanzspiel mit. Dazu stehen alle in einem weiten Kreis und halten eine Schnur ebenfalls im Kreis, so daß jeder mit jedem verbunden ist. Damit laufen nun alle auf die Mitte zu und gehen dann wieder auseinander. Wegen der Schnur sind nun einige ziemlich verhakelt und verheddert, was wohl zum Spiel gehört. Zum Umziehen gehe ich zurück in ein Gebäude, wo ich allerdings nur herumtrödele statt mich anzuziehen. Die Mittänzerin, von der ich das Paket habe, wartet auf mich und schimpft auch ein bißchen mit mir, weil ich immer noch nicht angezogen bin und das Gebäude wohl bald abgeschlossen wird. Sie versucht mir zu helfen, daß ich in meine Schuhe komme, aber ich habe es irgendwie nicht eilig und denke nur daran, ihr für ihre Geschenke zu danken. Dann entdecke ich auch noch drei Wildkatzen mit einem kleinen weißen Baby-Kätzchen. Sobald sie mich entdecken, fauchen sie mich aus der Entfernung böse an. Das hindert mich aber nicht, noch etwas auf sie zuzugehen. Doch schließlich habe ich doch Respekt vor ihrem aggressiven Verhalten und bleibe stehen. Aber statt zu verschwinden kommen sie nun noch immer fauchend auf mich zu, so daß mir etwas mulmig wird und ich einen Angriff fürchte. Jedoch schleichen sie dann nur geduckt an mir vorbei.


Ich glaube, im Verein vermisst man mich so langsam, aber ich trau mich noch nicht wieder hin.

Sonntag, 25. Juni 2017

Der bockige kleine Junge und alles ist anders

In einem Traum der letzten Nacht hatte ich eine Auseinandersetzung mit einem kleinen Jungen. Ich weiß nicht mehr, was der Anlaß dazu war, aber er begann mich in dem Zimmer, in welchem wir uns befanden mit kleinen Klumpen von Dreck zu bewerfen und ich bat ihn damit aufzuhören. Darauf hörte er natürlich nicht, sondern provozierte mich noch mehr und ich begann zu drohen, daß ich es seiner Mutter erzählen würde, wenn er das nicht lassen würde. Auch das interessierte ihn nicht. Ich wiederholte mich noch einige Male, merkte aber schon, daß er nicht daran dachte aufzuhören. Mir fiel ein, daß hinter mir die Tür ist, ich machte ein paar Schritte nach hinten und drohte ihm, ihn im Zimmer einzusperren und zu gehen. Aber auch das stoppte ihn nicht. Also lief ich schnell zu Tür hinaus und drückte sie hinter mir zu, um sie abzuschließen. Er war ebenso schnell an der Tür und versuchte sie offen zu halten und das mit ziemlich viel Kraft für einen kleinen Jungen, so daß ich tatsächlich einiges an Kraft brauchte, um dagegen zu halten. Schließlich ging ich aus unserer Rangelei als Sieger hervor, schloß die Tür und er begann nach seiner Mama zu schreien. Die kam sofort an und ich war selbst darüber erstaunt, daß sie das alles relativ gelassen sah. Sie gab ihm nur etwas Orangensaft ins Zimmer und ließ ihn dort eingeschlossen, wobei sie meinte, er würde das schon überstehen. Ein wenig hatte ich das Gefühl, daß sie insgeheim ganz froh darüber war, nicht selbst die Böse sein zu müssen, die zu solch drastischen Maßnahmen greift.

Hm, im psychologischen Ansatz der Traumdeutung heißt es ja, daß andere Personen im Traum Teile von einem selbst sind. Von bockigen kleinen Jungen habe ich allerdings noch nie geträumt, zumindest kann ich mich nicht erinnern. Steckt in mir ein bockiger kleiner Junge? Und warum zeigt er sich erst jetzt?
Na ja, neben mir und meinem Körper stehe ich eh immer noch und irgendwie ist alles gerade ein wenig anders. Ich hoffe, mit der Zeit wachse ich wieder in meinen Körper hinein. Die Brust sieht jetzt schon ganz anders und besser aus, so daß ich wieder viel leichter in den Spiegel schauen kann, zumindest dorthin. Stattdessen traue ich aber meinen Zähnen nicht mehr und mag vor dem Spiegel nicht mehr lächeln (was ich sonst gerne tat), obwohl jetzt eigentlich alles ganz normal aussieht, aber eben doch ein bißchen anders und irgendwie habe ich ständig die Angst, teils auch unbewußt, es könnte wieder ein Zahn abbrechen. Mir scheint, ich habe ein ziemliches Trauma zurückbehalten. Nicht daß ich noch eine Zahnphobie oder sowas entwickle - gibt es das überhaupt? Zumindest kann ich sagen, daß sich die Op gelohnt hat, vor allem wenn man bedenkt, daß mir gesagt wurde, beim ersten Mal würde nicht viel anwachsen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich wohl doch sagen, daß dies bei mir erfreulich gelaufen ist, wenn leider noch nicht so, daß alles wieder symmetrisch ist. Am Bauch ist noch nicht alles normal. Zwar tut es beim Bewegen oder Draufliegen nicht mehr weh, aber wenn man drüberstreicht ist es, als hätte man einen leichten Sonnenbrand. An der linken Seite ist immer noch die Delle da, allerdings fühlt sich das Gewebe darin auch etwas verhärtet an. Das müßte sich ja hoffentlich langsam etwas lockern und dann geht die Delle vielleicht weg.

Diese Fremdheiten des Körpers führen außerdem zu anderen Gewohnheiten. Beim Essen sowieso, ebenso bei der Bekleidung, aber auch beim Schlafen. Als ich noch im Kompressionsanzug steckte, habe ich mir abgewöhnt, ins Bett zu gehen. Also ich schlief natürlich, aber immer nur mit einem leichten Wollplaid. Und weil ich damit scheinbar besser schlafe, gehe ich jetzt nicht mehr ins Bett. Hat schon ein bißchen was von Camping. Bei diesen Temperaturen zur Zeit hatte ich in der letzten Nacht jedoch etwas kalte Füße, da das Plaid nicht allzu lang ist. Alles ist anders gerade, aber vielleicht legt sich das mit der Zeit und in einigen Monaten. Dennoch frage ich mich, ob ich im Winter mit einem größeren und dickeren weichem Wollplaid nicht tatsächlich ebenfalls besser schlafen würde. Manchmal hat es ja Vorteile, wenn man aus alten Gewohnheiten geschubst wird. Dann kann man halt mal andere Möglichkeiten austesten.

Auf dem Balkon hat sie die neue Veränderung bewährt, daß ich die Erdbeerpflanzen nicht mehr in die Ampel, sondern in die beiden exponiertesten Kästen gepflanzt habe. Jeden Morgen kann ich jetzt einige Erdbeeren ernten, in der Ampel kam nicht so viel. Ich habe auch einige Erbsen ausgesät und nun tatsächlich Pflanzen mit winzigen Schoten dran. Allerdings sind die sowas von winzig, daß ich davon nicht satt werden kann. Für das Erbsmus, daß ich so gerne zu Nudeln, als Brotaufstrich oder Dip esse, - lieber als Hummus aus Kichererbsen -, werde ich wohl weiter Tiefkühlerbsen verwenden müssen.


Balkonerbsen

Mittwoch, 21. Juni 2017

Hättet ihr gewußt,

daß wir Konrad Adenauer das Sojawürstchen zu verdanken haben? Zumindest die ersten Prototypen davon wurden von ihm erfunden:

"Als der Erste Weltkrieg ausbrach, war Adenauer zum Stellvertreter des Oberbürgermeisters aufgestiegen und als solcher neben der Finanz- und Personalverwaltung bald auch für das Ernährungsdezernat verantwortlich.
Überall wurden zu diesem Zeitpunkt die Dinge des Alltags knapp, und gerade bei den Lebensmitteln wurde es eng....
...Weil trotz der Not dieser Jahre etwas Ordentliches auf den Tisch kommen sollte, machte sich Adenauer außerdem tatsächlich an die Erfindung der Sojawurst. Sein Ziel war ein Nahrungsmittel mit 'Friedensgeschmack' - das Würstchen sollte die Menschen an bessere Zeiten erinnern. Adenauer bat sogar einen befreundeten Klinikarzt, die 'Wurst'-Produkte an seinen Patienten auszuprobieren. Das tat dieser auch - mit dem bemerkenswerten Ergebnis, dass alle Probanden ' gerne noch mehr gegessen hätten'."

Allerdings wurde diese Erfindung, wie viele andere Erfindungen von ihm, in Deutschland nicht patentiert, sondern zuerst in Ungarn, Österreich und England. Letzten Endes erhielt Adenauer nur für eine einzige Erfindung ein deutsches Patent, nämlich für das Kölner Brot.

(aus "Pilawas Zeitreise" von Jörg Pilawa)

Montag, 19. Juni 2017

Der Fettzellen-Vernichtungsmarsch

Eigentlich sollte der Spaziergang nicht so ausgedehnt werden, aber ich irrte etwas herum, da ich einen bestimmten Weg suchte, auf dem ich vor einigen Jahren bereits gewesen bin. Diesen fand ich nicht wirklich bzw. war er wohl scheinbar neuerdings abgesperrt. Dafür hatte ich Glück, was Tiersichtungen betrifft. Als ich bei den Pferden war, sprach mich ein älteres Paar an und zeigte mir ein Stück weiter weg die Bisons, die ich noch nicht gesehen hatte. Sie fragten mich, wie häufig ich denn hier sei und ich sagte, daß ich schon einige Jahre nicht mehr die Gegend aufgesucht hatte. Darauf erklärten sie mir, daß die Bisons wohl eher selten zu sehen sind. "Da habe ich ja Glück!" antwortete ich und sie "Das haben wir auch gesagt, als wir sie entdeckt haben." Neben Pferden und Bisons sah ich mal wieder einen Reiher, Bienenstöcke, zwei zarte blaue Libellen, Tagpfauenaugen und sogar ein Hase ist mir über den Weg gehoppelt und ein wenig vor mir hergesprungen. Er wollte sich aber nicht von mir fotografieren lassen und als ich die Kamera gezückt hatte, war er verschwunden.

Als ich am anderen Ende des Gebiets war, wurde es immer dunkler und es begann zu grollen, weshalb ich mich quer über das Maisfeld auf einer Baggerspur auf den Rückweg machte. Neben dem Maisfeld entdeckte ich riesenhafte Pusteblumen, größer als meine Hand und dachte schon an übergesprungene Gen-Mutationen, es war aber kein Löwenzahn. Ich habe mich nicht weiter damit beschäftigt, welche Pflanze noch solche Pusteblumen hervorbringt. Weiterhin wurde ich von zwei zauberhaften tiefblauen Elfen abgelenkt, die um mich herumtanzten und sich dann neben mir auf Grashalmen niederließen. Sie ließen sich nicht einmal stören, als ich ganz nah mit meiner Kamera herankam. Ich hatte eher das Gefühl, als würden sie mich interessiert beobachten, so wie ich auch sie beobachtete. Mit ihnen vertrödelte ich noch ziemlich viel Zeit, bis es auf einmal richtig laut donnerte. Da bekam ich flinke Füße. Als ich den S-Bahnhof erreichte und auf den Zug wartete, begann es wie aus Kannen zu schütten. Ich hätte also tatsächlich keine Minute länger trödeln dürfen und hatte das perfekte Timing auf meinem Rückweg.

Ausflug12

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Ausflug1

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Ausflug7

Sonntag, 18. Juni 2017

After Eight

Wenn ich After Eights esse, denke ich oft an jene Zeiten, in welchen die Packungen noch mit Care-Paketen aus dem Westen zu uns ins Haus kamen. Allerdings kamen nicht alle in deren Genuß, sondern nur mein Vater, der Besitzrechte dafür in Anspruch nahm. Immer wenn ich als Kind die schwarzen leeren Tütchen im Papierkorb sah, durchsuchte ich jedes einzelne davon, ob vielleicht rein zufällig noch ein Täfelchen darin ist. Das geht nämlich ziemlich schnell, da die Täfelschen sehr dünn und genauso dunkel sind. Jedoch kann ich mich nicht mehr daran erinnern, ob ich bei diesen Müll-Schokoladensuchaktionen jemals erfolgreich gewesen bin. Aber hätte ja sein können.

Irgendwie war ich schon ziemlich merkwürdig, denn ich habe auch regelmäßig die Zwischenräume auf den Böden von Paketen durchsucht, also den Raum zwischen zwei Papplagen, weil etwas hineingerutscht sein könnte. Und einmal fand ich tatsächlich ein Heft buntes Bastelpapier. Ich war so stolz auf meine detektivische Schatzhebung! Doch heute hege ich die dunkle Vermutung, daß meine Mutter damals der Absenderin von meinem Spleen erzählt hatte und diese deshalb mit Absicht das Heft zwischen die Paketpappen legte. Das ist für mich ungefähr so, wie für andere Kinder, als sie erfuhren, daß es den Weihnachtsmann nicht gibt. Dieser war mir ja herzlich egal. Ich hab mich immer, absolut immer vor ihm versteckt und damit schließlich durchgesetzt, ihm niemals zu begegnen.

Vom Weißen Hai gebissen und angefressen

Am Freitag hatte ich den Kontrolltermin in der Klinik und die Chirurgin war recht zufrieden. Sie war der Meinung, daß es schon eine ganze Menge sei, was vom Fett geblieben wäre und daß dies nun so bleiben würde. Am Freitag sah es in der Tat von der Fülle noch zufriedenstellend aus, wenn auch trotzdem nicht besonders schön, da unregelmäßig, aber das kommt vom Implantat, das die Haut in Falten wirft und auch das darüberliegende Fett. Als sie sich die beim ersten Beratungstermin aufgenommenen Fotos anschaute, meinte sie spontan, da sähe ich ja aus wie vom weißen Hai gebissen. Ähm, das hört man irgendwie nicht gerne, daß man aussieht wie vom weißen Hai gebissen, bzw. aussah, denn es ist jetzt bereits ein klein wenig ausgeglichener. Andererseits spricht es endlich mal jemand aus. Wenn mir andere, wie zum Beispiel die Onkologin, die das verbrochen hat, sagen "so schlimm ist das doch gar nicht", frage ich mich immer, ob ich jetzt eine Wahrnehmungsstörung habe oder sie. Aber was soll sie auch sagen - "Tut mir leid, daß Sie jetzt aussehen, als hätte Sie ein Hai angefallen"?

Da beim ersten Mal ziemlich viel hängen geblieben ist, schien die Chirurgin erpicht darauf, mir die ganze Brust aufzubauen. Sie "prophezeite" mir dafür zwei weitere Eingriffe ambulant wie gehabt und zwei OPs, alles mindestens über den Zeitraum von einem Jahr (unter der Hand wohl eher noch ein bis zwei OPs mehr). Zudem darf ich den ganzen "Spaß" evtl. selbst bezahlen, da es keine Kassenleistung ist. Nun bin ich mir noch immer gar nicht schlüssig, ob ich das wirklich alles auf mich nehmen will. Nach der Korrektur sah die Brust schon ein ganzes Ende besser aus, obwohl man natürlich immer noch die ästhetischen Beeinträchtigungen durch das Implantat sieht, aber evtl. wäre es ressourcenschonender das Implantat noch etwas "aufhübschen" und die andere Brust anpassen zu lassen. Ich weiß ja nicht, wie lange das Implantat hält und ob es nicht irgendwann ausgetauscht werden muß. Dann kann ich immer noch entscheiden, mir gleich einen Expander legen zu lassen. Oder ich könnte es sofort loswerden. Schon wieder so eine blöde Entscheidungschallenge. Ich hasse Entscheidungen!
Nun hatte ich die Ärztin auch extra wegen des Sports gefragt und sie erklärte eindeutig, ich könne mich jetzt wieder bewegen und alles machen. Toll, dachte ich, dann mache ich gleich mal auf dem Rückweg einen Spaziergang. Aus dem Spaziergang wurde dann eine Wanderung, von der mir immer noch etwas die Beine weh tun, definitiv die erste Sporteinheit. Doch am nächsten Tag mußte ich dann plötzlich zu meinem Schreck feststellen, daß die Brust im Gegensatz zum Tag davor irgendwie geschrumpft aussah und wieder etwas mehr angefressen. Das hat man nun davon, wenn man sich auf die Aussagen von Ärzten verläßt! In einem Forum über diese spezielle Methode las ich dann sogar etwas von sechs Wochen keinen Sport. Nun hab ich mir wieder einen dicken kuschligen Schal um die Brust gewickelt, damit es die Fettzellen schön weich und warm haben und bewege mich nicht mehr. Ich bin ein Sklave meiner Fettzellen.

Als Sklave meiner Fettzellen könnte ich eigentlich lange schlafen, nur hat die Katholische Kirche etwas dagegen. Heute bin ich bereits um 7:13 h aus dem Schlaf hochgeschreckt, weil die mit ihrem Glockengebimmel anfingen. Eigentlich haben sie erst um 9 Uhr Messe und normalerweise geht das Gebimmel deshalb um 8:45 h los. War das heute ein Test vorher, mußte erst jemand üben? Ich kann ja verstehen, daß das Zölibat etwas schlaflos macht, aber deshalb kann man ja trotzdem anderen ihren Schlaf gönnen. Nächstenliebe ist das definitiv nicht! Von Sonntagsruhe scheinen Katholiken nicht viel zu halten.
Nun ja, ich hab auf der Wanderung einige Fotos gemacht, hatte aber noch keine Lust, diese zu sichten und hochzuladen, da mir zuviel anderes durch den Kopf ging. Wenn ich Sonntags schon gezwungenermaßen früher aufstehe als an einem durchschnittlichen Werktag, könnte ich ja mal damit beginnen. Oder auch nicht.

Dienstag, 13. Juni 2017

Witziges Zukunftsorakel

Auf dieses Zukunftsorakel mit echten historischen Karten bin ich zufällig gestoßen und mußte es gleich mal ausprobieren. Das ist das Ergebnis:

Pik Bube

Dich liebt ein tapferer Soldat,
Der in drei Jahren Kriegesrat.
Auch kann er einst Minister werden.
Und was verlangst Du mehr auf Erden?


Das sind ja schöne Aussichten, herrlich!

Sonntag, 11. Juni 2017

Bildersuchrätsel

Finde die Grünfinken! Kleiner Tip: Es sind zwei an der Zahl.

Grünfinken

Samstag, 10. Juni 2017

Vom Laster überfahren, aber Seele - Teil 2

Nachdem ich also am Dienstag den Nachmittag beim Zahnarzt verbrachte, ging es gleich am nächsten Morgen um 5:30 h wieder hoch, damit ich rechtzeitig um 8 Uhr in der Klinik bin. Im Prinzip hatte dann die Aufregung wegen des Zahns zumindest die positive Wirkung, daß ich zu beschäftigt war, um viel über das Bevorstehende nachzudenken.
Zehn Minuten vor 8 Uhr in der Klinik, war ich fast die Erste dort. Es war nur eine Schwester kurz vorher gekommen, die mir auch öffnete. Später stellte sich heraus, daß es die Schwester war, die mich vorher und nachher im Aufwachraum begleiten würde. Zuerst bekam ich natürlich wieder so einen schönen Krankenhauskittel. Dann mußte ich zum OP-Raum laufen. Auch zurück, als ich noch voll im Narkoserausch war, mußte ich laufen. Aus dem anderen, großen Krankenhaus bin ich es gewohnt, eine Runde im Bett durch die Flure geschoben zu werden. Ich kam in einen Raum, wo ich mich auf eine OP-Liege legen sollte, allerdings stellte sich heraus, daß es noch gar nicht die richtige Liege war. Nachdem mir der Venenzugang gelegt worden war und mich die Chirurgin angezeichnet hatte, wobei sie mich fragte, wo sie den ernten dürften, mußte ich nach längerer Wartezeit, in der ich fast von alleine eingeschlafen wäre, von der Liege wieder aufstehen und in den richtigen OP-Raum wandern. Alles in Krankenhauskittel und mit so einer Art Plastiktütenschuh über den Füßen. Dort mußte ich mich auf ein Rechteck stellen und alles ablegen, bis auf einen Papier-String. Dann bekam ich zwei kalte Kneipp-Abreibungen am ganzen Oberkörper, während drum herum schon das gesamte OP-Team von vier oder fünf Leuten stand, alle mit Mundschutz und Haube. Die Abreibungen waren natürlich Desinfektion und die Schwester meinte, das sei schon das Schlimmste an der ganzen Sache, allerdings sollte sich herausstellen, daß dies nicht wirklich stimmte. Aus dem großen Krankenhaus kenne ich es, daß man erst in Narkose desinfiziert wird, also davon nichts mehr mitbekommt. Dann standen alle Fünf oder Sechs um mich rum und dirigierten mich zur OP-Liege: Stellen Sie sich mit dem Rücken zur Liege - Nehmen Sie die Arme auf den Kopf und lassen Sie die dort - Gehen Sie jetzt einige Schritte rückwärts - Lassen Sie sich auf der Liege nieder, die Arme auf dem Kopf lassen - Nun legen Sie sich langsam auf die Liege, aber unbedingt ohne die Arme zu benutzen! Meine Schwägerin, die mich abholte, meinte hinterher, ohne Arme hätte sie das schon gar nicht hinbekommen.

Immerhin war diese Liege dann beheizt und ich bekam ein Anästhesiezelt über den Kopf, so daß ich nicht mehr mitbekam, was um mich herum vorging. Langsam wurde ich von den Opiaten auch etwas benebelt, aber anscheinend nicht genug, denn alleine bei der örtlichen Betäubung, bei der mir überall in den Bauch gestochen wurde, bin ich fast an die Decke gegangen. Die Anästhesistin mußte mir deshalb noch zusätzlich ein Schmerzmittel verabreichen. Das alles, weil man mir wegen meiner Sojaallergie kein Propofol verabreichen kann und möchte. Aber dann bekam ich wirklich nichts mehr mit, obwohl ich irgendwie wach war und im Halbschlaf merkte, wie man an mir herumstocherte. Es ging alles ganz schnell, jedenfalls kam mir das so vor, vielleicht hat aber durch den Dämmerschlaf auch mein Zeitgefühl ausgesetzt - und eh ich mich versah waren zwei Leute damit beschäftigt, mich in ein superenges Kompressionsmieder zu zwängen, welches von über dem Knie bis unter die Brust reicht, wobei sie von mir wollten, daß ich mithelfe, obwohl ich noch fast wegetreten war. Doch dann mußte ich eh aufstehen und in den Aufwachraum gehen. Eigentlich hieß es, im Aufwachraum könne ich ausschlafen, doch mit schlafen war nicht viel. Deshalb heißt es ja auch Aufwach- und nicht Ausschlafraum. Denn nach mir kamen noch zwei oder drei Patienten an die Reihe, die in denselben Aufwachraum kamen. Nach mir ein junges Mädchen, das völlig aufgedreht war: "Hach, das ging ja alles so schnell.", "Oh ging das alles schnell, das könnte man fast öfter machen!", dann konnte sie nicht liegen, wollte gehen, durfte aber nicht, wollte deshalb ihr Handy haben und fragte schließlich, ob sie eine rauchen dürfe. Spätestens da hätte ich sie gerne erschossen. Ich war nämlich beileibe nicht so munter, sondern lag noch bis mittag wie bekifft herum. Dieses Propofol scheint ein wahres Zaubermittel zu sein. Die Leute sind danach wie Stehaufmännchen. Allerdings hab ich auch schon erlebt, wie sie dann sehr viel später zusammengeklappt sind. Irgendwie war mir leicht übel, ich wußte aber nicht, ob das noch von der Narkose ist oder von dem superengen Mieder, das plötzlich auf meinen Bauch drückte. Da ich abgeholt werden sollte, quälte ich mich so langsam hoch, bekam ein kleines Lunchpaket bestehend aus einem Brötchen mit Salami, einem kleinen Milky Way, einem Apfel und einem kleinen Apfelsaftgetränk, danach besuchten mich noch einmal die Anästhesistin und die Chirurgin. Die Chirurgin meinte, genaueres könne man erst in drei Wochen zum Kontrolltermin sagen und die Anästhesistin erklärte, daß ich von der Narkose und dem Schmerzmittel noch den ganzen Tag etwas hätte, was sich aber als Irrtum erweisen sollte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine wirklichen Schmerzen, sondern fühlte mich nur total fertig und benommen. Der Schwester erklärte ich heiter, daß mir nur der Finger weh täte, an dem der Clip für das Meßgerät befestigt war. Als ich auf die Toilette mußte, war dies auch hier nur unter Aufsicht der Schwester möglich, die mich zu diesem Zeitpunkt darüber aufklärte, daß ich im Mieder ein Loch im Schritt hätte, das ich besser vorher "justieren" sollte. Das mit dem ausgeschnittenen Schritt hatte ich noch gar nicht mitbekommen, ist aber durchaus praktisch, damit man sich nicht ständig aus dem Mieder raus und wieder reinquälen muß.

In diesem Zustand kam ich ganz gut zu Hause an, nachdem ich noch etwas länger auf meine Schwägerin warten mußte. Allerdings merkte ich bereits auf der Fahrt, wie es beim Sitzen immer mehr anfing zu zwicken. Und kaum war ich zu Hause hatte ich das Gefühl, als wenn überall in meinem Oberkörper noch Nadeln drin stecken. Ich hatte ja vorher mal bei anderen nachgelesen, wie das so ist nach einer Fettabsaugung, und las immer etwas von einem schweren Muskelkater Also ehrlich, ein schwerer Muskelkater wäre auszuhalten, doch wie ein schwerer Muskelkater fühlt es sich jetzt erst nach zwei Wochen an. Die ersten zwei Tage jedoch bin ich gekrümmt gelaufen und das Liegen war auch nicht so einfach, vor allem auf der Seite, weil sie genau an den Hüftknochen einstechen, wo es hinterher auch am meisten sticht. Das macht natürlich das Sportverbot leichter, weil man erst gar kein großes Bedürfnis danach verspürt, geschweige denn in der Lage ist. Mein ganzer Bauch und die Flanken sehen lila, grün und blau aus - halt wie vom Laster überfahren. Zum Glück hatte ich vorher noch genug eingekauft, doch nach einer Woche mußte ich mal wieder raus. Alleine das Einpacken an der Kasse mit dem linken Arm erwies sich als schwierig und ich habe die Angewohnheit, den Einkaufswagen teilweise mit Bauch oder Flanken zu dirigieren und zu schubsen, wenn ich die Hände voll habe. Da denke ich natürlich vorher nicht drüber nach, schubse den Wagen und - au weh! Beim nächsten Eingriff kaufe ich am besten vorher für drei Wochen ein. Also ehrlich - wenn ich einfach nur fett wäre, würde ich das niemals freiwillig auf mich nehmen. Dann lieber Sport!

Dazu war es in der ersten Woche auch noch richtig schön heiß. Ich habe tagsüber alles dicht gemacht, Vorhänge vor und so ist es zum Glück bei maximal 26 Grad auszuhalten, auch mit einem Mieder. Bewegen kann man sich nicht viel, so daß ich die meiste Zeit herumlag, und mal wieder zum Lesen und Vokabellernen gekommen bin und weiterhin komme. Die Brust war natürlich am Anfang sehr dick unterspritzt, fast zu dick wie mir schien, aber die machen natürlich mehr, weil ja nicht alles Fett anwächst. Eigentlich wurde mir sogar für das erste Mal wenig Hoffnung gemacht, daß da viel hängen bleibt, sondern das das nur eine Art Vorbereitung ist, eine andere Ärztin meinte jedoch, das es bei jedem ziemlich unterschiedlich ist, wieviel hängen bleibt. Am Anfang, als die "hohle" Seite voll aufgefüllt war, sah die Brust schon ganz anders und besser aus. Aber mir war klar, daß es wohl nicht so bleibt, weshalb ich ständig beobachte, was sich so tut. Es würde mich ärgern, wenn für den ganzen Sch... überhaupt nichts hängen bleibt. Es ist alles schon viel dünner geworden und ich habe das Gefühl, die Fettzellen mögen es kuschelig. Am Anfang hatte ich nämlich mehrere Lagen von so einem flauschigen Verband locker umgelegt bekommen, der dann ständig irgendwo herumbaumelte, so daß ich ihn nach einigen Tagen abmachte. Als sich dann besonders unter Narbe das Gewebe einzog und abbaute, habe ich wieder alles drum gewickelt und mir kommt es so vor, als seien die Fettzellen so niederlassungsfreudiger. Also lebe ich die ganze Zeit in Klausur, laufe ohne BH, aber mit dem dicken flauschigen Verband um die Brust herum und lege nur zu besonderen Gelegenheiten, wie einem wöchentlichen Einkauf, einen leichten Sport-BH und ein auftragendes, sowie tarnendes Shirt an, damit ich mich unter Menschen trauen kann.

Das Mieder habe ich vor zwei Tagen, also genau nach zwei Wochen, das erste Mal abgelegt und gewaschen, da ich es zwei Wochen 24 Stunden am Tag tragen sollte. Seither habe ich es nicht wieder angezogen, obwohl es eigentlich nochmal zwei Wochen für mindestens 12 Stunden am Tag getragen werden soll. Ich habe aber das Gefühl, daß ich es nicht mehr brauche, da ja eh nur eine kleine Schicht abgesaugt wurde, sich die Haut wieder voll zurückgebildet hat und ich im Gegenteil jetzt teilweise Verhärtungen unter der Haut habe, die beim Dehnen und Strecken weh tun, so als sei da irgendwie etwas verklebt. Mir scheint es, daß diese Stellen sogar besser und wieder lockerer werden, wenn ich kein Mieder mehr trage. Außerdem kommt es mir so vor, als hätte ich jetzt in der linken Flanke eine kleine Delle. Sieht zwar nicht schlimm aus, aber zumindest mir fällt es auf. Na ja, bald bin ich eh nur noch ein Sammlerstück für Nostalgiker mit jeder Menge Dellen, Rissen, Patina und Ersatzteilen. Aber ich bin ja nicht mein Körper, sondern Seele, bla!